Ebersberg:Schlingerkurse

Ebersberg: Bei einem Seminar zum Thema Seniorenverpflegung in der Landwirtschaftsschule war das Teilnehmerinteresse groß. Das ist nicht bei allen Kursen so.

Bei einem Seminar zum Thema Seniorenverpflegung in der Landwirtschaftsschule war das Teilnehmerinteresse groß. Das ist nicht bei allen Kursen so.

(Foto: Christian Endt)

Immer wieder werden Angebote der Einrichtungen für Erwachsenenbildung abgesagt. Den Verdacht, dass sie am Bedarf vorbeiplanen, weisen Volkshochschule, Kreisbildungswerk und Landwirtschaftsamt aber zurück

Von Konstantin Schätz, Ebersberg

"Genussvoll und bewusst", abgesagt. "Programmiersprachen", abgesagt. "Demenz vorbeugen", abgesagt. Interessierten am Programm der unterschiedlichen Einrichtungen für Erwachsenenbildung im Landkreis dürfte es manchmal so vorkommen, als wäre die Quote von ausgefallenen Kursen fast so hoch wie die der stattfindenden Angebote. Dies liege aber nicht daran, dass am Bedarf vorbeigeplant werde, versichern die Verantwortlichen der Einrichtungen, die auch mit öffentlichen Geldern gefördert werden.

"Wir haben bei unseren Kursen eine Ausfallquote von rund 20 Prozent", erklärt Martina Eglauer von der Volkshochschule Ebersberg-Grafing (VHS). Zusammen mit dem katholischen Kreisbildungswerk (KBW) und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg (AELF) bieten die Volkshochschulen einen Großteil der Kurse im Landkreis an. Die Gründe, weshalb Kurse abgesagt werden müssten, seien auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Einer davon sei die zu geringe Nachfrage in der Bevölkerung: "Bei uns werden Kurse abgesagt, sobald sich weniger als sechs Personen dafür anmelden", erklärt Franziska Schwarz vom AELF. Dann würden sich diese Angebote einfach nicht mehr rechnen. Ähnlich sei das beim KBW in Ebersberg geregelt, wie die Geschäftsführerin Jennifer Becker erklärt: "Wenn sich weniger als fünf Personen für einen Kurs anmelden, wird dieser abgesagt." Ob es genug Anmeldungen für die jeweiligen Seminare gibt, werde dabei immer zwei Tage vor Abhalten des Kurses geprüft, so Becker: "Die Dozenten müssen ja auch rechtzeitig informiert werden, dass der Kurs ausfällt."

Ein Angebot der VHS, bei dem ein Rückgang an Interessenten festzustellen sei, ist die EDV: "In diesem Bereich gibt es große Schwankungen in der Nachfrage", stellt Martina Eglauer fest. Wie diese Schwankungen zustande kommen, könne sich aber nicht genau benennen lassen. Sie führt die sinkende Nachfrage aber unter anderem darauf zurück, dass die nachkommenden Generationen "mit Computern aufwachsen" und infolgedessen die Nachfrage an Fortbildungen zurückgehe. "Der Bedarf ist da nicht mehr so wie noch vor 20 Jahren."

Auch das AELF hat in einigen Bereichen eine ähnlich hohe Ausfallquote: "Bei dem Projekt "Generation 55 plus" wurden zwei von zehn Kursen abgesagt", sagt Schwarz. Dies führt sie auf ein Überangebot zurück. "Manchmal ist der Informationsbedarf in einem Bereich dann auch gedeckt."

Vor allem an den Teilnehmerzahlen der Demenz-Kurse sei das festzustellen gewesen. Nach der "Woche der Demenz" in Ebersberg etwa seien die Angebote der AELF kaum noch angenommen worden. "Wir ziehen dann auch die Konsequenzen daraus", sagt Schwarz, die sich künftig verstärkt direkt an die Zielgruppen wenden will. "Wir werden beispielsweise unsere Kurse zukünftig in Betrieben bewerben."

Überschneidungen von Kursen verschiedener Anbieter lassen sich laut Martina Eglauer nicht ganz vermeiden. Auch wenn die VHS den Kurs-Markt beobachte, um "Konkurrenzveranstaltungen" so gut es geht zu verhindern: "Einrichtungen sollen sich im besten Fall ergänzen und nicht zueinander in Rivalität stehen." Als Beispiel für ein ergänzendes Programm könnten dabei die Sprachkurse für Flüchtlinge genannt werden, die vom KBW angeboten werden. Die Anzahl dieser Kurse sei aber mittlerweile zurückgegangen, wie die Geschäftsführerin Jennifer Becker erklärt: "Als diese Kurse angeboten wurden, waren sie als unterstützendes Angebot gedacht. Jetzt ist die Nachfrage nach offiziellen Integrationskursen stärker, die von unserer Seite nicht angeboten werden."

"Wir haben viele Kooperationen, die sehr gut funktionieren", lobt Becker die Zusammenarbeit der Institutionen, und auch Martina Eglauer betont, dass es sich eher um ein Spiel miteinander als gegeneinander handle: "Manchmal lassen sich ja auch Kurse zusammen organisieren."

Bei der Bewertung der Ausfallquoten mahnt Eglauer aber zur Vorsicht, da sich die Ausfälle einiger Angebote auch auf andere Faktoren zurückführen ließen. "Es kann beispielsweise einfach der Kursleiter erkranken." Bei Angeboten für Kinder und Jugendliche könnte außerdem die Zeitplanung der jungen Kursteilnehmer hinzukommen: "Die sind oft anderweitig beschäftigt", wie Eglauer weiß.

Auch das AELF teilt diese Einschätzung. So sei manchmal auch das Wetter an der geringen Teilnehmerzahl schuld. "An heißen Tagen ist es potenziellen Teilnehmern dann auch einfach zu heiß", führt Schwarz aus. Das mache sich dann ebenfalls bei der Teilnehmerzahl bemerkbar: "Es liegt ja auch in unserem Interesse, dass es klappt. Schließlich kosten uns die Planung und die Räumlichkeiten auch Geld."

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