Ebersberg:Schlangestehen für einen Job

Ebersberg: Keine ruhige Minute an den Infoständen: Viele Besucher der Jobmesse hoffen darauf, ihren Lebensunterhalt bald selbst finanzieren zu können.

Keine ruhige Minute an den Infoständen: Viele Besucher der Jobmesse hoffen darauf, ihren Lebensunterhalt bald selbst finanzieren zu können.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Erstmals laden Arbeitsagentur und Jobcenter zu einer Berufsmesse gezielt Asylbewerber ein. Der Andrang ist riesig - aber nicht immer passen Angebot und Qualifizierung zusammen

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Eine große Menschenschlange hat sich vor dem Saal der Ebersberger Kreissparkasse gebildet. Sie reicht vom Saal bis weit auf die Kolpingstraße hinaus. Für diesen Freitagnachmittag haben die Bundesagentur für Arbeit und das Ebersberger Jobcenter arbeitssuchende Menschen aus dem Landkreis zu einer Jobmesse eingeladen, informiert wurden auch die Helferkreise, die im Landkreis geflüchtete Menschen unterstützen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Jobcenter und Arbeitsagentur Menschen aus dem Landkreis die Möglichkeit bieten, auf potenzielle Arbeitgeber zu treffen. Doch es ist das erste Mal, dass zu einer Jobmesse auch gezielt Asylbewerber eingeladen wurden. Und das erste Mal ist es auch, dass der Einladung so viele Menschen gefolgt sind, "in der Größenordnung habe ich das noch nicht erlebt", sagt Inge Boockmann, Leiterin der Ebersberger Arbeitsagentur. Vor dem Saal stehen Mitarbeiter von Kreissparkasse und Jobcenter, mit erstaunten Mienen mustern sie die vielen Menschen. Mit 200 Teilnehmern haben sie gerechnet, doch es sind "so 300, 400 Leute" gekommen, wie Leiterin Boockmann schätzt. Und das auf einen Schlag, der Großteil sind Asylbewerber.

Boockmann wuselt zwischen den Menschen umher, sich einen Überblick zu verschaffen, ist aber kaum möglich. Schon nach einer Stunde hastet Boockmann zum Kopierer, die Formulare gehen aus. Der Hausmeister wird geholt, um die anderen Türen des Saals zu öffnen, damit etwas Luft hereinkommt.

Einer von den "300, 400" ist ein junger Mann aus Nigeria, der am liebsten mit seinem Vornamen angesprochen wird. "Mein Name ist Idiake", sagt er höflich. In Nigeria hat Idiake als Fliesenleger gearbeitet, das würde er auch in Deutschland gerne tun, wie er sagt. Am liebsten zumindest, "but I work everything", sagt er. Diesen Satz hört man hier oft, Hauptsache Arbeit. Das findet auch Leiterin Inge Boockmann, "Integration durch Arbeit" lautet ihr Lieblings-Slogan. Und sie sei "zuversichtlich dass wir viele bald in Arbeit kriegen", sagt Boockmann. Ein paar Meter weiter steht Integrationsbeauftragte Mirjana Šimic. "2015 haben 170 Asylbewerber im Landkreis eine Arbeit bekommen", sagt sie, "und noch mal so viele Praktika." Das klinge, hochgerechnet auf die 1700 asylsuchenden Menschen, die im Landkreis untergebracht sind, zwar nach nicht viel, aber: "Viele sind ja auch erst im Sommer gekommen und haben noch gar keine Arbeitserlaubnis."

Einige der Asylbewerber haben ihre Lebensläufe mitgebracht, einige haben bereits als Praktikanten und Aushilfen gearbeitet, die meisten wollen eine Ausbildungsstelle. Doch viele werden, was das betrifft, an diesem Nachmittag nicht fündig. "Hier gibt es vor allem Aushilfsjobs und das was die Deutschen nicht machen wollen", moniert eine junge Helferin aus Vaterstetten: "Fleischerei, Pflege und Zeitarbeit." Der junge Mann, mit dem sie zur Messe gekommen ist, hat eine hohe Schulbildung, da wird auch die Messlatte in der Berufsauswahl höher angesetzt. Das ist längst nicht bei allen so: Auch vor dem Stand der Zeitarbeitsfirma hat sich eine Menschentraube gebildet. Und auch wenn es sich oft um Jobs im Niedriglohnsektor handelt, ist das Angebot bunt: Eine Metzgerei ist vertreten, genau wie Baufirmen und Handwerksbetriebe. Insgesamt sind 18 Firmen da, "zehn sind leider abgesprungen", erklärt Boockmann, die sich relativ sicher ist, dass es nicht die letzte Jobmesse ist, zu der auch arbeitssuchende Flüchtlinge eingeladen werden.

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