Schädlinge in Ebersberg:Kuck mal, wer da fiept

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Im Stadtgarten Ebersberg tummeln sich seit einiger Zeit auch tagsüber die Ratten, professsionelle Schädlingsbekämpfer sollen den Nagern nun beikommen. (Foto: Christian Endt)

In der Ebersberger Innenstadt kommen offenbar einige unerwünschte Nagetiere vor. Wobei das wahre Problem wohl ein anderes ist.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Einer bekannten Redewendung zufolge ist man in einer menschlichen Ansiedlung stets nur wenige Meter von der nächsten Ratte entfernt. Dazu, wie viele Meter es genau sind, gibt es verschiedene Varianten – bei manchen sind es zehn, bei anderen nur fünf oder sogar zwei. Zumindest für Teile der Ebersberger Innenstadt scheint derzeit eher letzteres der Fall zu sein: Im Stadtgarten direkt neben der dicht befahrenen Bahnhofstraße kommen die kleinen Nager Passanten durchaus nahe. Die Stadt Ebersberg hat nun reagiert, in den kommenden Tagen sollen Giftköder ausgelegt werden.

Darüber informierte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) nun in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses. Seit einigen Wochen sei im Bereich der nördlichen Bahnhofstraße bereits ein vermehrtes Rattenaufkommen zu beobachten. Die Tiere seien mittlerweile auch nicht mehr besonders scheu, an menschliche Passanten hätten sie sich weitgehend gewöhnt.

Rund um den Klostersee gibt es schon immer Ratten

Dass es in Ebersberg Ratten gibt, die man auch gelegentlich zu sehen bekommt, ist nicht neu. Allerdings beschränkte sich dies vor allem auf den Bereich der Weiherkette, etwa im Bereich rund um den Klostersee, wo es auch noch viele unbebaute Flächen gibt. Dass die Tiere nun aber am hellichten Tag durch die Innenstadt spazieren, direkt neben der Hauptverkehrsstraße und in einer doch meist belebten Parkanlage, hat schon eine neue Qualität.

Mehrere Gründe nennt der Bürgermeister auf Nachfrage, warum sich aktuell so viele Ratten am Schlossplatz tummeln. Zum einen sei der Winter relativ mild gewesen, dies sei den Ratten und anderen Nagern zugutegekommen, das lässt sich auch andernorts beobachten. So gebe es derzeit in der Ebersberger Gegend auch besonders viele Mäuse, dies merke man sowohl in der Stadt selbst, etwa in den Gärten, welche die Tiere derzeit munter umgraben, als auch außerhalb des bebauten Gebietes. Proske sagt, ihm hätten schon einige Landwirte aus der Umgebung berichtet, dass der Mäusebefall auf den Feldern aktuell deutlich stärker ausfalle als normalerweise zu dieser Jahreszeit.

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Dass die Ratten aber im Stadtgarten derzeit besonders zahlreich sind, dürfte vielen Passanten schon aufgefallen sein – einige haben die Tiere auch im Film festgehalten. Im Rathaus seien dazu schon ein paar Handy-Videos eingegangen, auf welchen die Nager zu sehen sind, und auch der Bürgermeister selbst hat schon Gelegenheit gehabt, ein solches anzufertigen. Zu sehen ist darauf der parallel zur Bahnhofstraße durch den Stadtgarten verlaufende Fußweg, im Hintergrund sitzt eine Ratte. Diese scheint sich mitten in der Stadt relativ sicher zu fühlen: Erst als ein Passant sich auf weniger als einen Meter nähert, verlässt das Tier den Gehweg und flüchtet ins nahe Gebüsch.

Ratten in Ebersberg

Der dichte Bewuchs könnte durchaus einer der Gründe sein, warum sich die kleinen Nager in der Ebersberger Innenstadt besonders wohlfühlen. Zum anderen aber sei die Rattenplage auch menschengemacht, sagt Proske, nämlich durch das sorglose Entsorgen von Lebensmitteln. Zwar kontrolliere man seitens der Stadt beispielsweise Mülltonnen in der Gegend regelmäßig darauf, ob diese rattensicher verschlossen sind – ob das indes immer der Fall ist, könne man natürlich nicht garantieren.

Unverschlossene Abfalltonnen und Essensreste in den Mülleimern locken die Tiere an

Aber auch, wer die halb aufgegessene Brotzeit in einen öffentlichen Mülleimer wirft, deckt den Ratten den Tisch, sagt der Bürgermeister: „Die riechen das von Weitem.“ Und gerade im Stadtgarten mit seinen Gebüschen und Sträuchern gebe es eben auch gute Versteckmöglichkeiten, wo die Tiere dann darauf warten, dass wieder jemand etwas Essbares in ihrer Nähe wegwirft. Proske bittet deshalb darum, Lebensmittel wieder mit nach Hause zu nehmen und dort ordnungsgemäß zu entsorgen. Damit ist ausdrücklich nicht gemeint, die Sachen in der Toilette herunterzuspülen, damit würde man dann die Ratten in der Kanalisation füttern.

Die unfreiwillige oder fahrlässige Fütterung der untergründigen Population der kleinen Nager ist auch kein ganz neues Problem in der Kreisstadt. Bereits vor ziemlich genau sechs Jahren gab es eine Kampagne aus dem Rathaus, die dringlich vor der Verwendung des Klosetts als Restmülltonne abriet und unter anderem vor dem Herunterspülen von Nahrungsmitteln warnte – eben weil man damit die Ratten füttert. „Vielleicht wird es mal Zeit für eine neue Kampagne“, findet der Bürgermeister.

Giftköder gegen Ratten sollen demnächst in der Ebersberger Innenstadt ausgelegt werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Zwar geht die Stadt bereits gegen die Nager vor, etwa indem im Untergrund Fallen und Gift ausgelegt werden, erklärt Proske. Dies ist aus Sicherheitsgründen indes nur dort möglich, wo ganz sicher keine Passanten vorbeikommen, also etwa in der Kanalisation. Schließlich sei das Rattengift alles andere als harmlos. Kommen die Tiere daher an die Oberfläche, wie nun im Stadtgarten, müsse die Bekämpfung von Profis übernommen werden. Man habe darum eine Spezialfirma beauftragt, diese soll demnächst die Giftköder verteilen.

Davon, dass das Rattenproblem dadurch schnell verschwindet, geht der Bürgermeister indes nicht aus. Zumindest nicht, solange die Tiere weiterhin einen so reich gedeckten Tisch finden. Selbst wenn es gelingt, die Ratten aus dem Stadtgarten zu vertreiben, verlagert sich das Problem vielleicht auch nur in einen anderen Bereich der Stadt. Denn, wie es Zweiter Bürgermeister Günter Obergrusberger (CSU) in der Sitzung passend zusammenfasste: „Die heißen ja nicht umsonst Wanderratten.“

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