Neues Angebot aus Ebersberg:Rappen und dichten gegen Rechts

Lesezeit: 3 Min.

Der Rapper und Aktivist "Waseem", aka Achim Seger, hat die Workshops mitentwickelt und wird die Wochenenden auch leiten. (Foto: Veranstalter)

Unter dem Motto "Word up!" lädt der Ebersberger Kreisjugendring nun zu Online-Workshops ein.

Von Serafina Rumm

Von Abraham über Moses bis zum heiligen Christus - Hatten die Gebote eine gemeinsame Richtung - Ihr müsst nicht alles glauben aber dürft alles denken -Denn Gott ist unantastbar wie die Würde des Menschen" (Zitat: Waseem)

"Word up!" unter diesem Motto startet am Freitag, 19. Februar, dem Jahrestag der Anschläge in Hanau, eine Online-Workshop-Reihe des Kreisjugendrings (KJR) Ebersberg. An drei Wochenenden wird es um "Rap und Poetry Slam gegen Rassismus und Diskriminierung" gehen. Maximal 15 Menschen im Alter von 15 bis 27 Jahren sollen jeweils zusammenkommen, um sich während eines zweitägigen Workshops virtuell zu begegnen und zu gesellschaftlichen Problemen rassistischen und rechten Kontexts auszutauschen.

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern soll Raum gegeben werden für Reflexion - um später eigene Gedanken auf Papier bringen und diese möglicherweise in Rap oder Poetry Slam aufgreifen zu können. "Es geht darum, Menschen mit einem kreativen Zugang zu ermächtigen, Probleme sichtbar zu machen. Ziel ist es, diesen Problemen Ausdruck zu verleihen und Veränderungen anzustoßen", sagt Leonhard Martz, seit August Referent für freie Jugendarbeit beim Ebersberger KJR.

Das Konzept für die Workshops hat er gemeinsam mit "Waseem" erstellt, der die virtuellen Treffen auch leiten wird. Waseem aka Achim Seger ist Rapper, DJ, Künstler, Aktivist und vieles mehr. Für den 35-Jährigen ist Hip-Hop nicht nur eine Musikrichtung, sondern auch Antrieb, politisch aktiv zu sein, sprich: gewisse Grundwerte zu vertreten. Achim Waseem Seger ist Moslem mit deutsch-ägyptischen Wurzeln und engagiert sich in unterschiedlichen sozialen Projekten, an Schulen und Jugendeinrichtungen.

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So zum Beispiel als Projektleiter bei "Turning Tables", einem sozialen Start-Up, das Menschen mit Fluchthintergrund für Arbeitsstellen im Hotelgewerbe und der Gastronomie qualifiziert. Aus dieser Arbeit entstand die Initiative "Work is a human right", die unter anderem gemeinsam mit der Jugendeinrichtung "Bellevue di Monaco" versucht, Perspektiven auf Arbeit, Integration und ein menschenwürdiges Leben für jeden frei zugänglich zu machen. In dem Wohn- und Kulturzentrum für Geflüchtete und Nichtgeflüchtete im Herzen Münchens begleitet Waseem mit Rap- und Poetry-Workshops ebenfalls junge Menschen auf ihrem künstlerischen Weg.

"Jeder kann seine Stimme erheben": Leonhard Martz vom Ebersberger Kreisjugendring hat das Konzept für die Workshops entwickelt. (Foto: Christian Endt)

Der erste Online-Workshop aus dem Landkreis Ebersberg beginnt am 19. Februar und endet am 21. Februar, der zweite geht vom 26. bis 28. Februar, der dritte vom 12. bis 14. März, immer freitags bis sonntags. Krönender Abschluss wird ein Abschlusswochenende mit allen drei Workshop-Gruppen sein, das vom 19. bis 20. März im Rahmen der "Internationalen Wochen gegen Rassismus" stattfindet und bisher in Präsenz geplant ist. Dabei sollen Videoclips und Audioaufnahmen entstehen, um das Material, wenn von den Teilnehmern erwünscht, dann einem breiteren Publikum präsentieren zu können.

In welcher Sprache die Texte während der Workshops entstehen, soll erst einmal nicht wichtig sein: Wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist, sei das kein Defizit, so Martz. Die Texte zuerst in anderen Sprachen zu schreiben und später ins Deutsche zu übertragen, könne sogar von Vorteil sein: "Durch die Rückkopplung entsteht nur ein anderer, kein defizitärer Blick auf den Inhalt der Texte". Zumal die Hip-Hop-Kultur eine Bewegung sei, in der jeder das Wort ergreifen und die Stimme erheben könne, um sich Gehör zu verschaffen. Es sei einfach zu sagen, "Rap ist ein Spiegel der Gesellschaft" - "aber er ist es tatsächlich", erklärt Martz.

Für die Workshops wünscht er sich eine möglichst heterogene, diverse und interreligiöse Belegschaft. Viele Gruppen, zum Beispiel mit Fluchtkontext oder aus der LGBTIQ-Community, seien im Rap noch nicht sehr präsent. Die Gruppe solle sich gut durchmischen, damit ein vielfältiger Austausch unterschiedlicher Lebensrealitäten entstehe, aus dem Texte produziert werden könnten. Seinen eigenen Lebenslauf beschreibt Leonhard Martz als "kurvig": Mit 25 hat er sein Abitur nachgeholt, nach einer Ausbildung Ethnologie, Pädagogik und später Soziale Arbeit studiert. "Gerade Menschen, die sich womöglich in anderen Projekten nicht wohl oder ausgegrenzt fühlen, sind in unseren Workshops willkommen", sagt er.

Herzlich eingeladen sind also alle jungen Menschen aus dem Landkreis Ebersberg und dem Münchner Raum. Kooperationspartner des Projekts sind unter anderem "Bunt statt Braun", "Refugio München", "Aus-Arten - Perspektivenwechsel durch Kunst", die katholische Jugendstelle Ebersberg und "Work is a Human Right". Finanzielle Förderung erhält das Projekt durch den Kreisjugendring München-Stadt, den Bezirk Oberbayern und den Bezirksjugendring Oberbayern.

Für die Online-Workshops anmelden kann man sich per Mail an leonhard.martz@kjr-ebe.de. Dabei soll angegeben werden, an welchem der drei Wochenenden man teilnehmen möchte. Bald soll es zu dem Angebot auch Flyer in fünf verschiedenen Sprachen geben. Sie werden momentan noch von ehrenamtlichen Dolmetschern übersetzt.

© SZ vom 05.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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