Ebersberg:Prunkvoller Sakralraum

Ebersberg: Unzählige Preziosen befinden sich in der Sebastianskapelle in Ebersberg, die einst die Jesuiten erbauten.

Unzählige Preziosen befinden sich in der Sebastianskapelle in Ebersberg, die einst die Jesuiten erbauten.

(Foto: Christian Endt)

Pfarrer Josef Riedl und Kreisheimatpfleger Markus Krammer stellen die Sebastianskapelle in Ebersberg vor

Von Markus Krammer, Ebersberg

Als barocke Schatzkammer wird am "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag, 10. September, die Sebastianskapelle in der Ebersberger Pfarrkirche vorgestellt. Pfarrer Josef Riedl und Kreisheimatpfleger Markus Krammer gestalten die beiden Führungen um 15 und 16 Uhr, die von der Ebersberger Volksmusik umrahmt werden. Das Thema angeregt hatte der stellvertretende Leiter des Kunstreferats der Erzdiözese München und Freising, Hans Rohrmann.

Das diesjährige Thema für den Denkmaltag lautet "Macht und Pracht". Dementsprechend werden das Hauptreliquiar, eine gotische Silberbüste mit der Hirnschale des Heiligen Sebastian, die Baugeschichte des barocken Sakralraumes sowie die einzelnen Preziosen, die in kunstvoll geschnitzten Wandschränken ausgestellt sind, präsentiert.

Seit etwas mehr als 1000 Jahren ist Ebersberg Mittelpunkt der Sebastiansverehrung in Bayern. Bis zur Auffindung des Andechser Reliquienschatzes im Jahre 1388 zählte die Kreisstadt zur bedeutendsten Wallfahrtsstätte im altbayerischen Raum. Tausende Pilger zogen hier das ganze Jahr über zum Heiligen Sebastian, dem Patron gegen Pest und jähen Tod, dessen Reliquie, die Hirnschale, hier seit dem Jahre 931 von den Gläubigen verehrt wird.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges kam es in Ebersberg wie im gesamten Lande zu einem gewaltigen Aufschwung, Not und Elend hatten vorläufig ein Ende. Oder wie sich ein Ebersberger Chronist ausdrückt: "Als dergestalten das Ungewitter des langwürigen Kriegs vergangen / seynd darauf frölichere Zeiten gefolget." Im Anschluss an den Neubau der Konventsgebäude begannen die Ebersberger Jesuiten im Jahre 1668 mit dem Bau der Sebastianskapelle oberhalb der gotischen Sakristei. Dazu konnten sie ihren Laienbruder und Baumeister Heinrich Maier verpflichten.

Der Zugang zu dieser Sabellum Sancti Sebastiani war wohl ursprünglich vom linken Seitenschiff der Stiftskirche oder vom östlichen Konventsbau aus über die heute noch hinter dem linken Seitenaltar befindliche, durch einen Renaissanceschrank verstellte Rundbogenöffnung gegeben. Wohl hauptsächlich durch den im Jahr 1781 nach einem Brand abgetragenen Ostflügel des Klosterbaus veränderte sich die Zugangssituation, sodass man heute zur Sebastianskapelle nur über eine schmale Stiege beim vorderen Sakristeieingang oder über ein später eingebautes Treppenhaus gelangt. Schon die große schmiedeeiserne Türe lässt erahnen, dass sich dahinter ein besonderer Raum befindet.

Erst durch das Öffnen einer weiteren, zweiflügeligen Holztüre mit aufgesetztem Kassettenrahmen und prunkvoll geschnitzter Schlagleiste gelangt man in den lichterfüllten Kapellenraum - und wird fast überwältigt vom barocken Prunk dieses Sakralraumes: Das Rundbogengewölbe und die Wände sind überreich mit Stuckornamenten in Form von Bändern, Muscheln, üppigen Fruchtgehängen, Blütenkelchgirlanden und Engelsköpfen geziert. An der Decke befinden sich in medaillonförmigen Stuckumrahmungen die Initialen MRA für Maria, die Gottesmutter, IHS für Jesus als Zeichen der Jesuiten, und SBS mit zwei gekreuzten Pfeilen innerhalb eines Lorbeerkranzes für den Kirchenpatron Sankt Sebastian. Köcher mit Pfeilen und Bogen weisen auf das Martyrium des Pestpatrons hin.

Zwischen den Pilastern und auf beiden Seiten des Altars sind prunkvoll geschnitzte Schränke mit zweiflügeligen butzenscheibenverglasten Türen eingebaut, in denen sich einst die vielen Weihegeschenke der Wallfahrer und die Heiligtümer des Klosters befanden. Heute sind darin barocke Reliquienaltärchen, Kanontafeln, Monstranzen, Kerzenleuchter, Kreuze und Skulpturen von der Gotik bis zum Rokoko aufgestellt.

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