Ebersberg:Probleme mit dem Streusalz

Kleinere Städten und Gemeinden rund um München beklagen, dass sie nicht genügend Streusalz bekommen

Marco Völklein und Barbara Mooser

Von Entwarnung keine Spur: In vielen Städten und Gemeinden rund um München bleibt das Streusalz weiter knapp. "Wir haben nur noch eine Notration", sagt Thomas Hirsch, Bauhofleiter in Ebersberg. Nachschub hat er bereits Anfang Dezember bestellt, doch die Hoffnung auf eine baldige Lieferung hat er verloren: "Das ist wie mit dem Christkind - glauben kann ich das erst, wenn ich es sehe." Ähnlich geht es anderen Kommunen, beispielsweise Markt Schwaben. Auch dort hat Bauhofleiter Bernhard Stiegler Anfang Dezember bestellt, der Liefertermin wurde von Woche zu Woche verschoben.

Ebersberg: Von Entwarnung keine Spur - Streusalz wird knapp.

Von Entwarnung keine Spur - Streusalz wird knapp.

(Foto: EBE)

Jetzt hat man ihm für die dritte oder vierte Kalenderwoche Informationen darüber angekündigt, wann geliefert werden kann - beileibe aber nicht die Lieferung selbst. "Ich habe die Info, dass vielleicht überhaupt nicht mehr in dieser Saison geliefert wird, sollte der Winter keine Pause machen", sagt Stiegler. Kollegen in anderen kleinen Kommunen in den Landkreisen rund um München geht es ähnlich. Die Stadt München hingegen hat nach eigener Aussage noch genügend Salz. Zuletzt rollten mehrere Lieferungen in die Stadt, "die Lager sind mehr als gut gefüllt", so das Baureferat.

Das Beispiel zeigt: Große Salzabnehmer bekommen die bestellten Mengen offenbar zugestellt, kleinere dagegen gehen leer aus. "Wir sind die letzten in der Lieferkette", sagt Karl Heinz Springer von der Starnberger Stadtverwaltung. Autobahndirektionen und große Kommunen würden von den Herstellern bevorzugt behandelt. Das beklagt nun auch der Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU) in seiner Funktion als Chef des bayerischen Städtetags.

Er forderte die Salzlieferanten auf, "so viele Vorräte anzulegen, dass sie auch dann noch liefern können, wenn der Bedarf drastisch zunimmt". Die Städte hätten sich, so stellt es Schaidinger dar, gut auf den Winterdienst vorbereitet, hätten - soweit dies ihre knappen Lagerkapazitäten und leeren Kassen zuließen - Streusalz eingelagert. Nun aber würden die Hersteller nicht nachliefern.

Die aber weisen den Vorwurf weit von sich. Beim Münchner Konzern Wacker Chemie, einer von drei großen Salzherstellern in Deutschland, läuft nach eigenen Angaben die Produktion auf Hochtouren. Die Wacker-Förderstätte im baden-württembergischen Stetten, aus der auch die Stadt München ihr Streusalz bezieht, arbeite mit "maximaler Auslastung", heißt es bei Wacker. Eine bevorzugte Lieferung an Großabnehmer gebe es nicht; wenngleich der Konzern bestätigt, derzeit nur seine Vertragskunden zu beliefern. Neukunden blitzen ab.

Entsprechend in Rage gerät nun Schaidinger. Für die kommenden Tage sagen Meteorologen milderes Wetter mit viel Regen voraus; Glatteis droht. Schaidinger regte an, dass das Bundeskartellamt "dem Oligopol der deutschen großen Salzlieferanten genauer auf die Finger schaut". Das Amt hatte zuletzt im Jahr 1998 wegen verbotener Absprachen im süddeutschen Raum eine Geldbuße von 50,6 Millionen Euro verhängt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: