Ebersberg:Probleme bei der Getränkerückgabe

volksfestplatz Versitzgruben ??

Aktuell wird nachgebessert: Bis zum Volksfeststart am 12. August sollen drei weitere Versitzgruben fertig sein.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Abwasserbeseitigung auf dem Ebersberger Volksfestplatz führt zu Streit zwischen Festwirt und Stadt

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Essen, Trinken und Gemütlichkeit, das erwarten die meisten Besucher eines Volksfestes. Ebersberg ist da keine Ausnahme, auch in der Kreisstadt wird Speis und Trank gerne und reichlich zugesprochen. Über die daraus logischerweise entstehenden Folgen ist nun eine Kontroverse zwischen dem Festwirt und der Stadt entbrannt. Es geht um die Frage, was mit den benutzten Getränken geschehen soll - also wie auf dem Volksfestplatz die Abwässer entsorgt werden.

Bislang gibt es auf dem Gelände drei Versitzgruben. Zwei davon mit einem Fassungsvermögen von je zwölf Kubikmetern, also insgesamt 24 000 Liter, werden für die Toiletten und sonstigen Abwässer der Volksfesthalle genutzt. Eine weitere kleinere Grube mit 6000 Litern Fassungsvermögen meist von den Schaustellern des Festes. Oder auch nicht, wie Festwirt Martin Lohmeyer kritisiert. Er schenkt beim Volksfest seit dessen "Generalüberholung" im Jahr 2010 aus, und seit damals habe er die Stadt auf Probleme bei der Abwasserbeseitigung hingewiesen. Das kleinste ist dabei noch, dass die Gruben während des Volksfestes bis zu zwei Mal am Tag ausgeleert werden mussten. "Die sind überhaupt nicht ausreichend", sagt Lohmeyer, immerhin habe man in den zehn Tagen des Festes einen Wasserverbrauch, der dem Zehn- bis Zwanzigfachen des Fassungsvermögens der Gruben entspreche. Mehr als ärgerlich sei aber, dass manche Nutzer des Platzes - neben den Schaustellern sind das Zirkusse und diverse Aussteller - laut Lohmeyer die Sickergruben gar nicht nutzten. Stattdessen seien gelegentlich Abwässer einfach in einen Regenwasserkanal eingeleitet worden - aus Unwissenheit, oder weil die Gruben voll waren.

Dass im großen Stil Abwasser im Regenwassergraben entsorgt wurde, will man bei der Stadt nicht bestätigen. Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) verweist darauf, dass dies natürlich nicht erlaubt sei, und man alle Nutzer des Volksfestplatzes verpflichtet habe, die Sickergruben zu benutzen. Richtig sei aber, so der Bürgermeister, dass diese Gruben "nicht mehr zeitgemäß" seien, das Volumen reiche nicht aus. Aktuell werden darum auf Kosten der Stadt in der Nähe des Parkplatzes für 25 000 Euro drei neue Schöpfgruben gegraben, je 10 000 Liter sollen sie fassen und bis zum Volksfestbeginn am 12. August fertig werden.

"Die Situation wird besser", kommentiert dies Lohmeyer, "aber es ist nicht so, wie man es sich als Festwirt wünscht". Auch die neuen Gruben müssten schließlich regelmäßig ausgeleert werden. Dazu wird der Inhalt zunächst in einen 30 000 Liter fassenden Container gepumpt, dann in einen Tankwagen geleert und schließlich in die Kläranlage gefahren. Lohmeyer hätte daher lieber einen Kanalanschluss, wie es bei den meisten anderen Volksfestplätzen längst Standard sei. Zur Not auch einen provisorischen, so könnte man den Container per Schlauch mit einem wenige Meter entfernten Kanalschacht verbinden.

Könnte man schon, meint Brilmayer, sollte es aber tunlichst bleiben lassen, sonst könnte es für Ebersberg eines Tages teuer werden. Hintergrund ist das Gutachten eines Fachanwaltes, welcher der Stadt ausdrücklich davon abrät, auf dem Volksfestplatz irgendeine Form von Kanalanschluss herzustellen. Den Platz hat die Stadt nur gepachtet - wenn auch relativ langfristig für rund 69 000 Euro pro Jahr bis mindestens 2027. Was danach passiert, darauf habe man aber keinen Einfluss, so der Bürgermeister. Er geht zwar nicht davon aus, dass dort schon in elf Jahren die Bagger anrücken, eines fernen Tages könnte dort aber doch gebaut werden. Dann muss die Stadt mit dem Bauwerber über die Erschließungskosten des Grundstücks verhandeln. Besteht bereits ein Kanalanschluss, auch wenn es nur ein provisorischer ist, könnten die Bauwerber argumentieren, das Grundstück sei bereits erschlossen und die Stadt "die Erschließungsbeiträge nicht in üblicher Höhe einfordern", sagt Brilmayer. Die der Stadtkasse entgehenden Beträge könne man ohne konkrete Baupläne nicht seriös benennen, so der Bürgermeister, allerdings "geht es sicher nicht um ein paar 1000 Euro", sondern um "erheblichere Summen". Für die eventuell sogar der Bürgermeister und die Stadträte persönlich haften müssten. Schließlich gebe es das Gutachten des Fachanwaltes, das sich gegen den Kanal ausspricht. "Würden wir es trotzdem machen, wäre es grob fahrlässig." Die Stadträte sehen dies genauso: In nichtöffentlicher Sitzung wurde bereits vor einiger Zeit einstimmig beschlossen, der Empfehlung des Gutachters zu folgen.

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