Ebersberg:Privatschulen fürchten Finanznot

Montessori- und Waldorf-Pädagogen protestieren gegen geplante Sparmaßnahmen der Landesregierung.

Anja Blum

Die bayerischen Montessori-Schulen haben am Donnerstag gegen die geplanten Kürzungen staatlicher Zuschüsse demonstriert. An der Montessorischule in Niederseeon wurde zwar nicht gestreikt - sich um dieses Thema zu streiten sei nicht Sache der Kinder, sondern ihrer Eltern, sagt Schulleiter Christoph Lang - doch auch hier herrscht Alarmstimmung: Mit Argwohn beobachtet man die Vorgänge im Kultusministerium, das die Zuschüsse für private Volksschulen erneut kürzen möchte.

Ebersberg: Die Montessorischule Niederseeon liegt in idyllischer Landschaft. Gestern haben Montessori- und Waldorf-Pädagogen gegen geplante Sparmaßnahmen der Landesregierung protestiert.

Die Montessorischule Niederseeon liegt in idyllischer Landschaft. Gestern haben Montessori- und Waldorf-Pädagogen gegen geplante Sparmaßnahmen der Landesregierung protestiert.

(Foto: EBE)

Setze die Regierung ihre Pläne wie vorgesehen um, wisse man nicht, wie es finanziell weitergehen solle, klagt Montessori-Geschäftsführer Lothar Faas. Dann nämlich müsse man bei den Sachkosten, um die es nun geht, mit einem Defizit von rund 100000 Euro pro Jahr rechnen - das ist etwa ein Viertel der bisherigen Zuschüsse. "Geld, das wir brauchen", so Faas. Auch die Freie Schule Glonntal träfen die geplanten Kürzungen sehr, sagt Prokuristin Petra Michalke. Vor allem die verminderte Bezuschussung von Baukosten komme angesichts der aktuellen Umzugspläne zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt: Der Umbau von Schloss Höhenrain, in das die Schule ziehen möchte (wir berichteten), werde voraussichtlich zehn Prozent weniger gefördert als bislang.

Zwar steht man einer Pauschalierung der Zuschüsse an beiden Schulen generell positiv gegenüber, bedeute diese doch eine enorme Verringerung des Verwaltungsaufwands. Das habe man bereits bei den jüngst pauschalierten Personalkosten erlebt, berichtet Faas: "Bislang haben wir Wäschekörbe voller Akten zur Regierung gebracht, jetzt reichen wir nur noch die Aufstellungen ein." Außerdem gebe es mit einer Pauschale "weniger Gefeilsche und Geschacher". Doch die Deckelung dürfe bei den Sachkosten eine gewisse Grenze nicht unterschreiten: "Geplant ist eine Pauschale von 1500 Euro pro Schüler und Jahr, aber es müssten mindestens 1800 sein, um die Kosten einigermaßen zu decken", so der Montessori-Geschäftsführer.

Besonderes Kopfzerbrechen bereiten ihm und dem neuen Montessori-Schulleiter Christoph Lang zwei Posten: die Zuschüsse für Unterbringung und Beförderung, die langfristig ebenfalls mit der Pauschale abgedeckt werden sollen. "Das ist sehr ungerecht und wird bei uns hinten wie vorne nicht reichen", sagt Lang. In Niederseeon werde man durch diese Regelung nämlich gleich doppelt benachteiligt: als Mieter - gegenüber Schulen, die selbst gebaut haben - und als Einrichtung auf dem Land mit naturgemäß langen Anfahrtswegen. "Bei uns müssen alle Schüler befördert werden", sagt Faas, und das gleiche gilt für die Freie Schule Glonntal.

Wird die Pauschale nicht angehoben, befürchtet man in Niederseeon, das Inventar bald nicht mehr instand halten, geschweige denn neues anschaffen zu können. "Unser PC-Raum etwa muss demnächst erneuert werden - aber wovon sollen wir das dann bezahlen?" Die reduzierten Zuschüsse durch ein höheres Schulgeld auszugleichen, kommt laut Faas nicht in Frage: Die Belastung der Eltern liege im Durchschnitt bereits bei 250 Euro pro Monat, und solle, allein aus sozialen Gründen, nicht weiter steigen. "Mehr als 300 Euro dürfen wir auch gar nicht verlangen, sonst verstoßen wir gegen das Sonderungsgesetz", erklärt Lang. Und schulinterne Rücklagen zu bilden sei wegen der Gemeinnützigkeit ebenfalls nicht erlaubt.

Für den Rektor indes ist klar, dass der Staat am falschen Ende spart: "Die Kinder sind das Kapital unserer Gesellschaft", sagt er. Außerdem schade sich das System durch die Sparmaßnahmen selbst, da es sich um seine "Versuchsanstalten" bringe: "Die öffentlichen Schulen sind doch viel zu starr, um Innovationen hervorzubringen, also brauchen sie uns als Ideengeber", so Lang. (Seite6)

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