Günstiger Wohnraum:Die Ebersberger Kreisklinik braucht Platz für ihre Mitarbeiter

Günstiger Wohnraum: Im Sommer 2015 wurde das Pfarrer-Guggetzer-Haus innerhalb einer Woche montiert, vermutlich bleibt es noch viele Jahre stehen.

Im Sommer 2015 wurde das Pfarrer-Guggetzer-Haus innerhalb einer Woche montiert, vermutlich bleibt es noch viele Jahre stehen.

(Foto: Christian Endt)

Eigentlich sollte das Pfarrer-Guggetzer-Haus nur ein Provisorium sein. Doch weil Platz dringend benötigt wird, wird der Containerbau jetzt doch weiter genutzt

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Über die Haltbarkeit von Provisorien ist schon viel gesagt und geschrieben worden, ein weiteres Beispiel aus der Reihe findet sich an der Kreisklinik. Dort begann 2015 die Generalsanierung des Bettenbaus, für die Patientenzimmer entstand ein - provisorisches - Gebäude an der Pfarrer-Guggetzer-Straße. Dieses besteht aus speziellen Containern oder Modulen, die theoretisch wieder auseinandergenommen und abtransportiert werden können. Was man seitens der Klinik damals auch in Aussicht stellte - inzwischen hat sich für das Provisorium indes eine dauerhaftere Nutzung ergeben, wie Klinik-Geschäftsführer Stefan Huber nun im Technischen Ausschuss des Stadtrates erklärte.

Er sei vom Aufsichtsrat des Krankenhauses gebeten worden, bei den Vertretern der Stadt "um Verständnis zu werben, dass aus Platzgründen auf das Gebäude leider nicht verzichtet werden kann". Denn der inzwischen Pfarrer-Guggetzer-Haus genannte Neubau soll der Klinik bei der Lösung eines dringenden Problems helfen: dem Fachkräftemangel.

Der, wie Huber erläuterte, zu einem großen Teil davon verursacht werde, dass die Fachkräfte in Ebersberg keine bezahlbaren Wohnungen fänden. Neue Mitarbeiter von auswärts oder aus dem Ausland könne man daher überhaupt nur anwerben, wenn man ihnen eine günstige Bleibe zur Verfügung stellt. Eine solche gäbe es theoretisch auch an der Klinik und zwar im alten Wohnheim - das allerdings in den vergangenen Jahren neben Krankenhauspersonal auch vieles Andere beherbergt hat.

So wurden einige Wohnheimzimmer zu Büros oder Besprechungsräumen umgenutzt. Und mittlerweile wieder zurück: 35 zusätzliche Wohnungen habe man so schaffen können seit der Fertigstellung der Sanierung im Bettenbau und dem Freiwerden der Zimmer im Pfarrer-Guggetzer-Haus. Von diesen ist knapp die Hälfte schon belegt, die restlichen 18 werden es zu Beginn des kommenden Monats sein, so Huber. Dann erwartet die Klinik nämlich 18 neue Mitarbeiter aus Albanien.

Es sind schon 14 Zimmer für den Bereitschaftsdienst eingerichtet worden

Im Pfarrer-Guggetzer-Haus hat die Umnutzung bereits begonnen. So sind in der obersten Etage schon 14 Zimmer für den Bereitschaftsdienst eingerichtet worden. Im dritten Stock werden vier, im zweiten sieben Büros für die Oberärzte der Bereiche Chirurgie, Unfallchirurgie und innere Medizin sowie drei Büros für die Hygiene-Abteilung eingerichtet. Auch der Patientenfürsprecher, der Betriebsarzt, neun Isolierzimmer und ein HNO-Untersuchungszimmer finden in den beiden Etagen Platz. Im ersten Stock bleibt die Nutzung weitgehend unverändert, hier sollen elf Patientenzimmer für sogenannte "Kurzlieger" eingerichtet werden. Im Erdgeschoss schließlich gibt es zwei Arztpraxen und die ambulante Palliativversorgung der Caritas, außerdem möchte der Hospizverein dort sein Angebot erweitern.

Eine Entwicklung, die bis vor zwei Jahren noch nicht absehbar gewesen sei, sagte Huber, noch 2017 hätte er auch einen Abbau des damals für rund sechs Millionen Euro errichteten Gebäudes für möglich gehalten - auch wenn der Erlös aus dem Weiterverkauf der Einzelteile nur rund die Hälfte des Geldes einbringen würde. Aber inzwischen, auch wegen der neuen Personalschlüssel, sei der Fachkräftemangel so extrem geworden, dass man auf die Wohnungen und damit auch auf das Pfarrer-Guggetzer-Haus nicht verzichten könne. Dieses soll allerdings in nächster Zeit etwas verschönert werden, geplant ist eine Baumreihe an der Straße zu pflanzen.

Ein ähnlicher Modulbau wird schon seit 30 Jahren genutzt

Im Gremium gab es keine Kritik an der Entwicklung, aber an dem Vorgehen. Er habe ja Verständnis für die Bedürfnisse der Klinik, sagte Zweiter Bürgermeister Toni Ried (FW), trotzdem habe es einen Beigeschmack, das Haus erst als Provisorium zu beantragen und dann stehen zu lassen. Ähnlich äußerte sich Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU): Natürlich sollte das Gebäude stehen bleiben, wenn es gebraucht werde, allerdings: "Wenn man will, dass es auf Dauer bleibt, sollte man es auch so sagen." Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) und Stadtrat Hans Mühlfenzl (SPD) erinnerten aber daran, dass Baugenehmigungen grundsätzlich ohne zeitliche Begrenzung ausgestellt werden - ein Abriss-Gebot also nie zur Debatte gestanden habe. Zumal das Gebäude für das Krankenhaus wichtig sei, so Mühlfenzl: "Wir können froh sein, dass wir eine Klinik mit diesem Standard haben." Auch Brilmayer meinte, das Gebäude jetzt wieder abzureißen, "das würde niemand verstehen".

Wie lange das Pfarrer-Guggetzer-Haus nun weiter stehen wird, dazu gab es keine Prognose - aber einen Hinweis: Der Prototyp des Modulbaus sei vor 30 Jahren aufgestellt worden, so Huber, und immer noch in sehr gutem Zustand.

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