Ebersberg:Notquartier in der Turnhalle

Weil alle anderen Unterkünfte belegt sind, werden Flüchtlinge bei der Ebersberger Realschule untergebracht. Doch auch andere Schulen müssen möglicherweise künftig als Gastgeber fungieren.

Von Barbara Mooser

In der Ebersberger Realschulturnhalle werden möglicherweise noch in dieser Woche Flüchtlinge einziehen. Weil alle anderen Unterkünfte belegt sind, ist der Landkreis gezwungen, hier eine Notunterkunft einzurichten. In der Schule richtet man sich bereits auf die Situation ein. "Glücklich bin ich nicht damit, das ist klar", sagt Schulleiter Eberhard Laspe, "aber die armen Leute können ja nichts dafür." Der Schulbetrieb nach den Ferien soll durch die Untermieter möglichst wenig tangiert werden, weil die Schule den Sportunterricht weitgehend in der angrenzenden Dreifachturnhalle abhalten kann.

Dies ist nach Angaben von Evelyn Schwaiger, Sprecherin des Landratsamtes, auch einer der Gründe dafür, dass man sich für die Realschule Ebersberg als Standort entschieden hat. Sollte es allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg nötig sein, Flüchtlinge auf diese Weise behelfsmäßig unterbringen zu müssen, könnte man sich im Landratsamt ein "Rotationsprinzip" vorstellen. Dann würden die Asylbewerber abwechselnd auch in den anderen kreiseigenen Schulen untergebracht. Sollte der Flüchtlingsstrom allerdings so stark anhalten und sich keine anderen Unterkünfte auftun, sei aber auch "nicht ausgeschlossen", dass mehrere Schulen parallel Asylbewerbern Obhut bieten müssen.

Was die Unterbringung in Ebersberg betrifft, sind derzeit noch einige Fragen ungeklärt - etwa, wie viele Flüchtlinge maximal in der Turnhalle Platz finden sollen. Das hänge auch davon ab, wie viele die Regierung von Oberbayern zuweise, erläutert Evelyn Schwaiger: "Wir sind da momentan noch dabei, alles zu organisieren." In den anderen Flüchtlingsunterkünften im Landkreis sei kein Platz mehr, auch die Container am Gymnasium Grafing, die erst kürzlich als Notunterkunft erneut in Betrieb genommen wurden, seien belegt.

Möglichst schnell muss nun die nötige Infrastruktur in der Turnhalle geschaffen werden. So müsse ein schützender Boden verlegt werden, Betten und Spinde müssten beschafft und aufgestellt werden, erläutert Schwaiger. Sanitäranlagen sind teilweise in der Turnhalle vorhanden, es werde aber geprüft, ob zusätzliche notwendig seien. Auch müsse voraussichtlich ein spezieller Küchencontainer angemietet und aufgebaut werden.

Vorbereitungen trifft allerdings nicht nur das Landratsamt, auch in der Schule bereiten sich die Verantwortlichen bereits auf die neue Situation vor. Er habe bereits die Kollegen informiert und verfasse gerade ein Schreiben an den Elternbeirat, so Schulleiter Eberhard Laspe am Montag. Er gehe davon aus, dass der Sportunterricht durch die Nutzung der Turnhalle kaum leide, allenfalls der Ausfall einiger weniger Stunden sei denkbar. Ansonsten sei der Schule zugesichert worden, den Unterricht weitgehend in der Dreifachturnhalle abhalten zu können.

Bei den Grafinger Kollegen habe er sich bereits erkundigt, wie dort das Zusammenleben mit den in Containern am Schulgelände untergebrachten Asylbewerbern funktioniere. Die Antwort sei insgesamt recht positiv ausgefallen. "Jetzt müssen auch wir schauen, wie wir das Beste aus der Situation machen", unterstreicht Laspe. Wünschenswert wäre es sicher gewesen, das Problem anders lösen zu können, doch die Verantwortlichen im Landratsamt hätten ihm versichert, alle anderen Möglichkeiten seien bereits ausgelotet worden, sagt der Schulleiter.

Inwieweit der Ebersberger Helferkreis auch die Flüchtlinge betreuen kann, die künftig in der Turnhalle wohnen müssen, ist ebenfalls noch nicht sicher. Es hätten sich zwar an die 50 Helfer gemeldet, die Asylbewerber unterstützen wollten, sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Gibis, doch zunächst wolle man das Hilfsangebot für die Flüchtlinge sichern, die seit Pfingsten im ehemaligen Gasthof Seerose untergebracht sind. Hier gebe es beispielsweise Kurse zur Sprachförderung, "da muss man erst schauen, ob man das ausdehnen kann".

Bereits jetzt wohnen im Landkreis an die 300 Flüchtlinge, allerdings ist bei vielen von ihnen das Verfahren bereits abgeschlossen. Weil sie aber keine günstigen Wohnungen finden, leben sie häufig länger in den Asylbewerberunterkünften als eigentlich vorgesehen.

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