Ebersberg:Nothilfe für Sierra Leone

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Ärzte für Afrika: Klinik-Geschäftsführer Stefan Huber übergibt Chefarzt Artur Klaiber (Mitte) und dem Orthopäden Wolfgang Haller das OP-Besteck. (Foto: privat)

Kreisklinik Ebersberg spendet OP-Bestecke

In dieser Woche starten der Ebersberger Orthopäde Wolfgang Haller und Artur Klaiber, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie an der Kreisklinik Ebersberg, mit einem sechsköpfigen Team nach Sierra Leone in Westafrika. Ihre Mission: medizinische Versorgung der Menschen im drittärmsten Land der Welt und Ausbildung von einheimischen Pflegekräften. Für den Einsatz übergab ihnen der Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg, Stefan Huber, einige Sets unfallchirurgischer Operationsinstrumente mit, die in der Klinik nicht mehr gebraucht werden. In Westafrika jedoch können sie Menschenleben retten. "In Sierra Leone gibt es kaum Ärzte, im gesamten Land dürften es weniger als im Landkreis Ebersberg sein", sagt Haller. Die Folgen seien eine hohe Sterblichkeitsrate aufgrund von Infektionen, Missbildungen und Behinderungen durch schief zusammengewachsene Knochenbrüche und mehr. Seit 2005 unterstützt der Orthopäde im Ruhestand das "Hilfsprojekt Sierra Leone" des gemeinnützigen Vereins "Orthopädie für die 3. Welt". Mehrere Male im Jahr reisen Ärzte und Schwestern der Kreisklinik sowie andere Mediziner dorthin. 2014 kam Artur Klaiber zusammen mit seiner Frau Birgitta, Anästhesistin, mit, um im Missionskrankenhaus "St. John of God" in Lunsar zu helfen. "70 Operationen haben wir innerhalb der zwei Wochen durchgeführt", erinnert er sich. Dafür opferte er seinen Urlaub.

"Neben der medizinischen Versorgung von Patienten ist unser vorrangiges Ziel, die Selbsthilfe zu fördern", erklärt Haller. So werden Krankenschwestern der örtlichen Krankenpflegeschule ausgebildet und die Pflegekräfte im Krankenhaus geschult, Verbände zu wechseln, Brüche einzurichten, Gipsschienen anzulegen, Wunden zu versorgen und die Hygiene zu beachten. Mittelfristig soll eine kleine, unfallchirurgische Abteilung aufgebaut werden, die erste ihrer Art im Land. Finanziell unterstützt wird dieses Projekt von Rotary Deutschland und dem Rotary-Club in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone.

Aufgrund der Ebola-Krise war 2015 kein Einsatz möglich, Sierra Leone lag unter Quarantäne. Nun kann es weitergehen. Am Mittwoch fliegt Haller als Erster und leistet zwei Tage lang ambulante Notfallhilfe. Am Freitag folgen ihm das Ehepaar Klaiber, außerdem aus der Kreisklinik Ebersberg die OP-Schwester Tanita Kräuter, ein Düsseldorfer Anästhesist und dessen Ehefrau, eine Medizinstudentin. Im Gepäck hat das Team neben chirurgischen Sets Akkuschrauber, Antibiotika und Gehhilfen. "Jeder Koffer darf 46 Kilogramm wiegen, und da wir bei der Hitze nur kurze Hosen und T-Shirts brauchen, bleibt genügend Platz für die Hilfsgüter", sagt Wolfgang Haller.

Artur Klaiber freut sich ganz besonders auf die Reise: Vor zwei Jahren operierte er den zwölfjährigen Abdulai, der sich beim Fußballspielen einen offenen Unterschenkelbruch zugezogen und eine Knocheninfektion entwickelt hatte. Da sein Vater im Bürgerkrieg ums Leben gekommen war und die Mutter kaum den Lebensunterhalt für sich und ihre Söhne aufbringen konnte, übernahmen Birgitta und Artur Klaiber die Patenschaft für Abdulai. "Wir haben erfahren, dass die Familie die Ebola-Krise gut überstanden hat und freuen uns auf das Wiedersehen mit dem Jungen".

© SZ vom 09.03.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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