Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Ebersberg: Kreiskrankenhaus richtet Notfall-Klinik in der Turnhalle ein

Sollte die Zahl der Corona-Erkrankungen stark steigen, will der Landkreis Ebersberg gerüstet sein. In verschiedenen Bereichen werden Helfer gesucht.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Situation in der Corona-Krise verschärft sich auch im Landkreis Ebersberg. Insgesamt 52 Menschen sind infiziert, zwei sind so schwer erkrankt, dass sie auf der Intensivstation in der Kreisklinik beatmet werden müssen. Insgesamt werden in der Klinik derzeit vier infizierte Patienten behandelt. 24 weitere Patienten gelten als Verdachtsfälle, sie sind isoliert stationär untergebracht. 356 Landkreisbürger befinden sich in häuslicher Quarantäne. Doch man rüstet sich sicherheitshalber für noch viel mehr Kranke. In der Dreifachturnhalle an der Realschule soll ein Hilfskrankenhaus eingerichtet werden, am Montag haben die Vorbereitungsarbeiten dafür begonnen, die Sportgeräte wurden aus der Halle geräumt.

Bereits in 14 Tagen könnte die Einrichtung dann genutzt werden, sie ist für den Fall gedacht, dass die Kapazitäten der Kreisklinik nicht mehr ausreichen. Die Klinik kann so für den Notfallbetrieb auf bis zu 400 Betten erweitern, wie das Landratsamt in einer Pressemitteilung informiert. Landrat Robert Niedergesäß: "Wir hoffen, dass wir dieses Hilfskrankenhaus nie benötigen, aber wir müssen uns für den Ernstfall vorbereiten." Für Montag war im Landratsamt eine Lieferung von Schutzmaterial wie Masken und Schutzanzüge angekündigt. Den Transport aus einem Zentrallager des Bundes für die Landkreise Ebersberg und Erding hat das Technische Hilfswerk Markt Schwaben übernommen.

Die Führungsgruppe Katastrophenschutz wurde am Montag vom Innenministerium in eine 24-Stunden-Rufbereitschaft versetzt. Eine besondere Herausforderung ist es laut einer Mitteilung des Landratsamts, schnell in der benötigten Zahl entsprechend qualifiziertes Personal zu finden. Daran arbeiteten verschiedene Fachbereiche und Organisationen. Interessierte können sich auch über das Bewerberportal des Landratsamtes bewerben.

Die Untersuchungskapazitäten am Diagnostikzentrum im früheren Gebäude der Kreissparkasse wurden inzwischen auf 160 Untersuchungen pro Tag gesteigert, es kann weiter auf 200 Untersuchungen ausgebaut werden, teilt das Landratsamt mit. Systemrelevantes Personal werde im Falle einer Identifizierung als Kontaktperson vorrangig getestet, auch wenn es keine Symptome habe. Das Hilfspersonal soll auf diese Weise so schnell wie möglich an seinen Einsatzort zurückkehren können. Dagegen wurde von der mobilen Diagnostikmöglichkeit in Poing zunächst wieder Abstand genommen, weil die Kapazitäten in Ebersberg nun nach Angaben des Landratsamts für den Bedarf des Landkreises ausreichen. Daher sollten derzeit keine Kapazitäten an einem weiteren mobilen Standort gebunden werden, der noch dazu immer nur sporadisch besetzt werden könnte.

Landrat Robert Niedergesäß wendet sich mit einem Appell an die Ebersberger: "Wir brauchen für das Hilfskrankenhaus, das wir gerade ausstatten, dringend medizinisches Personal. Falls auch bei uns in kurzer Zeit sehr viele Infizierte versorgt werden müssen, müssen wir eine Entlastung für die Kreisklinik schaffen. Bitte melden Sie sich, wenn Sie eine Ausbildung in einem medizinischen Beruf haben. Sie werden dringend gebraucht."

Wer der Kreisklinik seine Unterstützung anbieten möchte, kann sich an die Pflegedirektoren Peter Huber, Telefon (08092) 82-2601, und Stefanie Dieterle, Telefon (08092) 82-2600 wenden. Bewerbungen sind zudem auf www.klinik-ebe.de möglich. Helfer können sich auch über das Portal des Landratsamts melden: www.mein-check-in.de/lra-ebe/overview. Mit der Adresse www.lfu.bayern.de/abfall/index.htm findet man Informationen zum Umgang mit Abfällen aus Haushalten, in denen jemand mit dem Virus infiziert ist.

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SZ vom 24.03.2020/koei
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