Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Neues Gleis, neuer Ärger

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Anlieger an der Bahn beklagen eine Zunahme des Lärms nach der Streckensanierung im Frühjahr

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Als Orte der Stille sind Bahnstrecken zwar ohnehin nicht bekannt, doch es geht offenbar immer noch etwas lauter. Zumindest beklagen dies zahlreiche Anlieger, deren Häuser in Ebersberg an der Strecke liegen. Dort sei der Geräuschpegel deutlich gestiegen, seit das Gleis im Frühjahr erneuert worden war. Nun übergaben Dora Ockel und Günther Kerscher Landrat Robert Niedergesäß und Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer eine Liste mit Unterschriften betroffener Anwohner. Im Rathaus und im Landratsamt, so erklärten deren Chefs, will man diese nun an die Bahn weiterleiten und vom Schienenkonzern eine Erklärung verlangen.

Über die Ursachen der Lärmzunahme könne man nur spekulieren, sagte Anlieger Kerscher bei der Unterschriftenübergabe. Sicher ist nur, dass mit der Wiederaufnahme des Zugverkehrs Mitte Mai dieser "wesentlich lauter" geworden sei, berichtet Ockel. Außerdem "hört man es jetzt länger", so Kerscher, der in der Rauwagnerstraße wohnt. Er habe den Eindruck "schon wenn der Zug in Wiesham rausfährt" - also gut eineinhalb Kilometer Luftlinie entfernt -, könne man ihn in Moossteffl wahrnehmen.

Zumindest eine Zunahme des Zugverkehrs oder der Einsatz anderer Fahrzeuge scheidet als Ursache aus, auf dem neuen Gleis verkehren die gleichen Züge und in gleicher Zahl, wie zuvor. Vielleicht habe man bei den Bauarbeiten vergessen, die neuen Gleise anzuschleifen, vermutet Kerscher, möglicherweise verstärkten auch die neuen Schwellen oder das neu aufgeschüttete Schotterbett den Schall, "vielleicht fahren die Züge jetzt auch schneller". Herauszufinden, was für die Zunahme des Lärms verantwortlich ist, das sei die Intention hinter der Unterschriftenaktion gewesen. Mehr als 70 Anwohner im Bereich Rauwagnerstraße, wo die Häuser teilweise weniger als zehn Meter von der Bahnstrecke entfernt liegen und es auch keine Schallschutzwände gibt, haben schon auf der Liste unterschrieben. Betroffen dürften noch weit mehr sein, vermutet Ockel, sie habe auch von Grafingern bereits gehört, dass bei ihnen der Lärm der Züge lauter geworden sei. Man hätte durchaus eine noch längere Liste an Unterschriften zusammenbekommen, sagt auch Kerscher, zunächst wollte man aber nur die direkten Anlieger in Ebersberg befragen.

Dies war eine gemeinsame Idee von Kerscher und Niedergesäß. Bei diesem hatte sich der Anlieger beschwert, der Landrat habe sich erkundigt, ob es den Nachbarn ähnlich geht - was mit der Liste nun belegt ist. Diese wolle man nun zusammen mit einem Brief der Stadt und des Landratsamtes an die Bahn schicken, sagt Brilmayer, man hoffe, "dass sich das aufklären lässt". Schließlich sei das ja nicht das einzige neue Gleis, da müsse die Bahn doch wissen, "ob das immer so ist, ob es nach ein paar Monaten aufhört oder ob es nur hier so ist". Kerscher regte noch an, die Bahn solle dazu auch eine Schallmessung vornehmen.

Selber könne man als Landkreis zwar leider nicht gegen den Krach aktiv werden, sagt Niedergesäß, "wir haben die Gleise nicht verlegt". Allerdings "nehmen wir uns der Sache gerne an und leiten es an die Bahn weiter". Er sehe es als Auftrag an, dass sich das Landratsamt auch um Dinge und Probleme kümmert, "die wir nicht beeinflussen können". Aber der Beschwerde ein größeres Gewicht verleihen: "Es ist vielleicht aussichtsreicher, als wenn es nur ein einzelner macht", so Niedergesäß, eine Unterschriftenliste plus einem Anschreiben von Stadt und Landkreis, "ich denke, das kann man nicht ignorieren." Und zumindest einen Vorteil gibt es, wenn man nicht selber verantwortlich ist, scherzte der Landrat bei der offiziellen Unterschriftenübergabe: "Wir können auf dem Foto ganz fröhlich schauen - die Beschwerde ist ja nicht gegen uns."

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Quelle:
SZ vom 28.09.2017
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