Ebersberg:Neue Herausforderungen und neue Pläne

Ebersberg: Angekommen: Die Flüchtlinge, die bisher in Zorneding leben, fühlen sich wohl und werden gut betreut, hier beim Bürgerfest.

Angekommen: Die Flüchtlinge, die bisher in Zorneding leben, fühlen sich wohl und werden gut betreut, hier beim Bürgerfest.

(Foto: Hinz-Rosin)

Die Unterbringung von Flüchtlingen wird immer schwieriger. Möglicherweise entsteht in Zorneding eine weitere Unterkunft

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Der Bau von Flüchtlingsunterkünften scheint ein zunehmend attraktives Betätigungsfeld für private Investoren zu werden: Auch in Zorneding will ein privater Bauherr ein Wohngebäude für zunächst 65 Asylbewerber errichten, die Pläne für eine Unterkunft für 135 Menschen in Grafing sind schon länger bekannt. Bei aller Notwendigkeit, neuen Wohnraum für Flüchtlinge bereitzustellen, sehe er diese Unterkunft im Grafinger Gewerbegebiet weit ab von allem und überdies in einer Stadt, in der ohnehin schon viele Asylbewerber lebten, kritisch, sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) am Montag im Kreistag. Auch der Helferkreis gerate damit an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Die Verantwortlichen im Landratsamt stehen indes vor einer weiteren Herausforderung: Bis Freitag müssen sie 100 weitere Plätze melden, die im Rahmen des Notfallplans innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung gestellt werden könnten.

Der Notfallplan wird dann aktiviert, wenn besonders viele Flüchtlinge auf einmal in Bayern ankommen und die Erstaufnahmeeinrichtungen, in der sie registriert und auch ärztlich untersucht werden, voll sind. In diesem Fall werden für eine Übergangsphase zusätzliche Stützpunkte eingerichtet. Im Landkreis war der Notfallplan bisher einmal aktiviert, 200 Flüchtlinge lebten im Mai und Juni in der Turnhalle des Humboldt-Gymnasiums in Vaterstetten. Die Gymnasiumsturnhalle wird auch weiter als Notquartier vorgehalten, darüber hinaus müssen nun aber weitere Kapazitäten an den Freistaat gemeldet werden. Über dieses Thema müssen sich die Fachleute im Landratsamt nun ebenso Gedanken machen wie darüber, wo die 30 weiteren Flüchtlinge, die dem Kreis wöchentlich zugewiesen werden, untergebracht werden. Man suche nach Grundstücken für Traglufthallen, Festzelte und Container, sagte Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung Soziales und Bildung. Auch die Inbeschlagnahme anderer öffentlicher Gebäude sei denkbar.

Derzeit prüft das Landratsamt mehrere Grundstücke im Landkreis, die eventuell für den Bau von Unterkünften infrage kämen: Unter anderem befinden sich diese in Markt Schwaben, Grub, Pliening, Anzing und Oberpframmern. Derzeit leben bereits in 38 dezentralen Unterkünften 658 Menschen, 629 von ihnen befinden sich noch im Asylverfahren. 66 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind darüber hinaus in neun Einrichtungen und zwei Pflegefamilien untergebracht. Das aktuelle Soll erfüllt der Kreis damit nicht, eigentlich sollte er bereits Unterkünfte für 800 Asylbewerber bieten.

Ernst Böhm (SPD) unterstrich, es sei auch wichtig, die Folgen des Baus von Flüchtlingsherbergen im Auge zu behalten. Da nun offenbar etliche Unterkünfte durch Investoren realisiert werden, müsse man prüfen, wie diese zumindest einen Teil der Folgekosten - etwa für die notwendige Infrastruktur - tragen könnten, sagte Böhm. Geregelt werden könnte das seiner Einschätzung zufolge mit städtebaulichen Verträgen, das wäre allerdings eine Aufgabe der Gemeinden und nicht des Landkreises. Um die Flüchtlinge noch besser betreuen zu können, plant der Kreis den Ausbau der Asylsozialberatung. Auch ein Flüchtlingskonzept ist derzeit in der Vorbereitung, vorgestellt werden soll es im September.

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