Süddeutsche Zeitung

Mobilität in Ebersberg:MVV-Ruftaxi: Der Countdown läuft

Bereits in knapp zwei Jahren könnten die Bushaltestellen im Landkreis Ebersberg auch am Wochenende und nachts angefahren werden.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wer ein Taxi bestellt, muss eine gewisse Wartezeit einkalkulieren - wer einen neuen Taxi-Dienst einrichten will ebenfalls. Sind im ersteren Fall einige Minuten angemessen, sind es im zweiten knapp zweieinhalb Jahre. So lange wird es noch dauern, bis das im vergangenen Herbst auf den Weg gebrachte Ruftaxi-System den Betrieb aufnehmen kann.

Die Idee für einen Nahverkehr rund um die Uhr und vor allem auch am Wochenende gibt es schon länger. Vor etwas mehr als zwei Jahren hatten MVV und Landratsamt Ebersberg zu einem Workshop geladen, auf dem Kommunalpolitiker, Busunternehmer und Verkehrsexperten über einen neuen Nahverkehrsplan berieten. Neben dem Ausbau der regulären Busverbindungen durch kürzere Taktung und mehr Linien befürworteten die Teilnehmer damals auch den Aufbau eines komplett neuen Angebotes: Ruftaxis sollten in den Randzeiten und den Außenbereichen des Netzes eine Versorgung sicherstellen.

Ganz neu ist die Idee nicht, im Kreis Fürstenfeldbruck etwa gibt es das schon länger, Ruftaxis sind dort Teil des MVV-Angebotes. Außerhalb der Betriebszeiten der Busse können diese Taxis zu jeder Linienbushaltestelle im Landkreis bestellt werden. Dieses System will nun der Kreis Ebersberg einrichten, im November beschloss der Umwelt- und Verkehrsausschuss (ULV) des Kreistags im Rahmen des Mobilitätskonzepts das Ruftaxi-Angebot.

Allerdings als eine Maßnahme, die zwar in der Priorisierung als hoch eingestuft wurde, deren Umsetzung man aber eher erst Mitte des Jahrzehnts erwartete. Nun wurde in der jüngsten Sitzung des ULV ein etwas früherer Start genannt: Voraussichtlich zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 könnten die ersten Ruftaxis zwischen den Bushaltestellen im Landkreis Ebersberg unterwegs sein.

Dies ergibt sich aus dem Zeitplan der für das neue Angebot nötigen Vorbereitungen. Der MVV, genauer dessen Tochterfirma "MVV-Consulting", die unter anderem auf die Erstellung von Mobilitätskonzepten spezialisiert ist, wurde vom Landkreis Ebersberg mit einer Prüfung beauftragt, Kosten: 33 500 Euro. Untersucht werden soll besonders, wie ein Rufbus- oder Ruftaxi-Angebot zwischen 22 und 6 Uhr aussehen könnte. Bereits Ende September oder Anfang Oktober soll ein Zwischenbericht vorliegen. Auf dieser Basis werden dann in einem Workshop die Gemeinden konkretere Vorschläge machen. Etwa welche Ortsteile und Haltestellen als erste angebunden werden oder in welcher Reihenfolge sie abgefahren werden. Dieses Zwischenergebnis soll dann in der Novembersitzung des ULV vorgestellt werden.

Der Abschlussbericht wird für Februar 2021 erwartet, der ULV soll dann im März beschließen, wie es weitergeht und idealerweise das Konzept beschließen. Laut Landratsamt ist für dessen Umsetzung ein Zeitraum von eineinhalb bis zwei Jahren nötig. Daher strebe man einen Start der ersten Ruftaxi-Verkehre im Dezember übernächsten Jahres an. Voraussetzung ist allerdings, dass sich geeignete Verkehrsunternehmen finden lassen. Die besondere Herausforderung dabei ist, dass der Betreiber auch die "Bedarfsanmeldung", also quasi die Taxizentrale, übernehmen muss.

Neue Verbindungen und Haltestellen

Auch wenn die neuen Ruftaxis nicht vor Ende 2022 im Landkreis Ebersberg verkehren, gibt es zum kommenden Fahrplanwechsel Verbesserungen im Busfahrplan. So wird die Expresslinie 411 zwischen Glonn, Oberpframmern und Neuperlach Süd um vier zusätzliche Verbindungen verstärkt: Um 19.57 und 21.17 Uhr ab Glonn und um 20.35 und 21.55 Uhr ab Neuperlach.

Sogar noch vor dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 gibt es eine Neuerung auf der Linie 440 zwischen Grafing-Bahnhof und Glonn über Pienzenau, Alxing, Bruck und Moosach. Vom 8. September an fährt der erste Bus ab Grafing-Bahnhof sechs Minuten später und zwar um 5.50 Uhr. Damit müssen die Umsteiger des Regionalzuges aus München und der S-Bahn aus Ebersberg zwar etwas länger warten, dafür können die Fahrgäste der S-Bahn aus München und der Buslinie 447 aus Aßling nun noch zusteigen.

Eine zusätzliche Verbindung wird es von Dezember an auf der Linie 443 zwischen Gersdorf, Tulling, Abersdorf und Steinhöring geben. Abfahrt in Gersdorf ist um 9.52 Uhr, Ankunft in Steinhöring um 10.25 Uhr, so dass der Filzenexpress noch erreicht werden kann. Abfahrt Richtung Gersdorf über Frauenneuharting und Escherloh ist um 10.31 Uhr. Auch wer in Etzenberg wohnt und die Linie 443 nutzt, hat mit dem Fahrplanwechsel ein verbessertes Angebot: eine neue Haltestelle. Bislang liegt die nächste im Nachbarort Endorf, künftig soll es eine weitere an der Abzweigung nach Etzenberg geben. Damit verkürzt sich der Fußweg für Busfahrgäste von einem Kilometer auf etwa 400 Meter.

Einmal öfter ist mit dem kommenden Fahrplanwechsel auch die Linie 444 von Aßling Bahnhof nach Emmering unterwegs. Künftig gibt es wochentags eine Verbindung ab Aßling um 19.15 Uhr, dann müssen Fahrgäste, die mit dem Regionalzug ankommen, nicht mehr eine Stunde auf den Bus warten. Für einen besseren Anschluss wird auch die Abfahrt am Samstag von 18.50 auf 19.15 Uhr verlegt. Außerdem gibt es künftig samstags zwei Verbindungen mehr: um 19.29 und um 21.29 Uhr ab Emmering sowie um 20.10 und 22.10 Uhr ab Grafing-Bahnhof.

Auch für die Buslinien 445, 446 und 469 wird es von Dezember an eine neue Haltestelle geben. Die bisher nur für die Schulbusse genutzte Haltestelle an der Hohenlindener Straße in Ebersberg, der St 2086, bei Reith kann nach dem Fahrplanwechsel auch von den Linienbussen angefahren werden.

Genauso wie die Haltestelle Lorenzenberg, Bachstraße, auch diese wird bislang nur für den Schulbusverkehr genutzt. Von Dezember an soll dort auch die Linie 447 regulär halten.

Für die Linie 453 zwischen Glonn, Egmating, Oberpframmern und Zorneding wird es ebenfalls mehr Verbindungen geben. Mit dem neuen Fahrplan fahren die Busse zusätzlich um 20.05 und um 21.25 Uhr ab Glonn sowie um 20.45 und 22.05 Uhr ab Zorneding.

Künftig auch am Wochenende unterwegs ist die Buslinie 465 zwischen Poing, Neufarn, Anzing und Baldham. Geplant ist ein 80-Minuten-Takt zwischen 8 und 20 Uhr. wkb

Ebenfalls im Dezember 2022 soll die neue Buslinie zwischen Grafing und Ebersberg den Betrieb aufnehmen. Dazu hatte es Anfang Juli bereits einen Termin mit Landrat Robert Niedergesäß, den Bürgermeistern Christian Bauer und Uli Proske sowie Vertretern des MVV gegeben. Ziel des neuen Angebots ist zum einen eine bessere Anbindung der Kreisstadt mit ihren Behörden und der Klinik an den südlichen Landkreis. Zum anderen eine bessere Verbindung zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof, wo nicht nur die neue Berufsschule entsteht sondern auch die S-Bahn zuverlässiger verkehrt als in der Kreisstadt.

Bis November soll die Verwaltung ein entsprechendes Konzept erarbeiten, so der Beschluss im Ausschuss. Wird dieses dann positiv beschieden, könne mit der Ausschreibung im Dezember 2020 begonnen und der Linienverkehr zwei Jahre später aufgenommen werden.

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Quelle:
SZ vom 26.08.2020/koei
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