Ebersberg:Musikalisches Chamäleon

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Im zweiten Teil seines Konzerts bekommt Manuel Winhart Verstärkung von Schlagzeuger Marinus Olbrich und Bassist Moritz Grüttner. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Manuel Winhart beweist Vielseitigkeit

Von Konstantin Schätz, Ebersberg

Sanfte Gitarren- und Mundharmonikatöne steigen in den Ebersberger Abendhimmel empor. Im Hintergrund ist der Kirchturm der Kirche Sankt Sebastian zu sehen, bestrahlt von den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Doch die Augen der 40 Besucher sind auf Manuel Winhart gerichtet, der auf einer quadratischen Holzbühne sitzt. Beleuchtet ist er von einer Lichterkette, die über ihm angebracht wurde. Wäre nicht die Musik des 20-Jährigen, wäre allein der Anblick der Bühne ein Kunstwerk für sich.

Mehr als zwei Stunden dauert sein Set am Samstagabend neben dem Klosterbauhof und lässt sich an Vielfältigkeit kaum überbieten. Denn Musikgenres wechselt er während seines Auftritts ebenso oft wie musikalische Hilfsmittel, um den Abend zu füllen. Als er die Bühne mit seiner Westerngitarre betritt, seine Mundharmonika in die Halterung einklemmt und anfängt, mit gehauchter Stimme ins Mikrofon zu singen, glauben viele zu wissen, was auf sie zukommen wird: Bob Dylan. Vielleicht auch ein bisschen The Kooks, wenn man über seinen eher amerikanischen Akzent hinwegsieht, in den er seine Gefühlswelt verpackt.

Als der gebürtige Forstinninger anfängt, mit einem elektronisch ausgelösten Bass Drum-Pedal zu spielen, lässt sich erahnen, dass er sich auch moderne Techniken zu eigen macht. Ein sanftes Stampfen unterlegt seine gefühlvollen englischen Texte und verleiht der Musik den Charme der Londoner Pop Band The XX. Einen Höhepunkt des ersten Teils stellt das einzige Cover dar, welches Winhart so stark abänderte, dass es die Zuhörer nicht mehr erkennen. Die Reggae-Hymne "No Woman No Cry" verwandelt er in eine Akustikballade. Auch ein sogenannter Looper kommt zum Einsatz. Ein Pedal, mit dem sich Gesangspassagen und Gitarrenriffs kurzerhand aufnehmen und anschließend in Dauerschleife abspielen lassen. Während der 20-Jährige das Hilfsmittel anfangs noch verwendet, um einen zweiten Gitarristen zu imitieren, nutzt er es kurz vor der Pause, um eine chaotische Poetry-Slam-Einlage zu kreieren. Dabei spricht er in drei verschiedenen Tonlagen einen Text ein und zitiert anschließend aus dem Gedicht "Imagine" des Amerikaners Charles Bowden: "Imagine the problem is not physical."

Im zweiten Teil seines Konzerts holt sich Winhart den Schlagzeuger Marinus Olbrich und den Bassisten Moritz Grüttner zu Hilfe. In einem zweiminütigen Intro überraschen die drei 20-Jährigen mit einer Musik, die an das Pink-Floyd-Lied "Shine On You Crazy Diamond" erinnert, bis sie sich anschließend in einer Mischung aus Funk und Prog-Rock einpendeln. "Die Lieder waren heute eher gejammt", sagt Winhart nach dem Konzert, der sich mit dem Auftritt zufrieden zeigt: "Es hat mir super gefallen, auch wenn es mit der Probe und dem Aufbauen ein wirklich anstrengender Tag war."

Organisiert wurde das Konzert vom Kunstverein Ebersberg. "Das ist das Kunstprojekt ,Arena' des Berliner Künstlers Sladjan Nedeljkovic", erklärt Vorstandsmitglied Martina Brenner. "Das Projekt hatte zwar anfangs einige Anlaufschwierigkeiten, aber nach diesem schönen Sommerabend kann man sagen, dass sich die Arena doch langsam etabliert."

Sinn dieses Kunstprojekts sei es unter anderem, Jugendbands auf die Bühne zu holen, wie Thomas Hager vom Kunstverein beschreibt: "Es ist als offene Bühne für Musiker gedacht. Man kann sich einfach bei uns melden." Dazu rät er auch. Denn die Bühne und der Sound, der auf dem Ebersberger Platz entstehen würde, könne er nur empfehlen: "Die Akustik hier ist einfach großartig. Sie wurde sogar schon von einem Opernsänger getestet." Doch auch für die zarte Stimme von Manuel Winhart eignet sich die kleine Open-Air-Arena in Ebersberg.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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