Ebersberg/München:Scherbengericht

Prozessauftakt gegen drei Männer, die Scheiben von Geschäften eingeschlagen haben sollen, um teure Handys zu stehlen

Von Andreas Salch, Vaterstetten

Die Art und Weise, wie Petrisor D. mit seinen Komplizen in den Niederlanden Einbrüche verübt haben soll, nennt sich Ram Raid, was auf Deutsch so viel heißt wie: Raubüberfall durch Rammen mit einem Fahrzeug. Meist mit einem SUV rammen Täter entweder EC-Automaten oder rasen einfach durch Ladenscheiben. Ende 2015 soll der 26-jährige Petrisor D. mit seinen beiden Brüdern Florin, 19, und Marius, 28, in München sowie in den Landkreisen Ebersberg, Erding und Fürstenfeldbruck unterwegs gewesen sein.

Das aus Südosteuropa stammende Trio, das sich seit diesem Mittwoch vor dem Landgericht München II verantworten muss, hatte es auf Handy-Shops abgesehen. Zwar raste Petrisor D. bei den insgesamt acht Einbrüchen nicht mit einem Auto durch die Scheiben von Geschäften. Dennoch: Um an hochwertige Mobilfunkgeräte zu gelangen, sollen die Brüder nicht gerade zimperlich vorgegangen sein: Laut Staatsanwaltschaft sollen sie mit Gullydeckeln nachts kurzerhand die Scheiben der Geschäfte eingeworfen haben, die sie dann ausgeraubt haben sollen. Der Wert der Beute beträgt den Ermittlungen zufolge alles in allem rund 34 500 Euro. Der Schaden, der bei den Einbrüchen entstand, wird auf knapp 15 000 Euro beziffert. Die Staatsanwaltschaft legt dem Trio schweren Bandendiebstahl zur Last.

Begonnen haben soll die Einbruchserie Mitte Oktober 2015 in München. Bevor die mutmaßlichen Täter später auch Läden in den Landkreisen Ebersberg und Erding ins Visier nahmen, sollen sie zunächst im Landkreis Fürstenfeldbruck zugeschlagen haben. Ende Oktober 2015 soll ihr Ziel ausnahmsweise ein Supermarkt in Maisach-Gernlinden gewesen sein. Da das Trio bei dem mutmaßlichen Einbruch gestört wurde, ergriff es die Flucht. Die Beute in diesem Fall waren lediglich Zigaretten im Wert von 18 Euro. Im November sollen Petrisor D. und seine zwei Brüder in der Olchinger Hauptstraße innerhalb von nicht einmal zwei Wochen zwei Handy-Läden ausgeraubt haben. Beim ersten Einbruch in den frühen Morgenstunden des 1. November sollen die Angeklagten elf Handys im Wert von mehr als 8000 Euro gestohlen haben. Kurze Zeit später traf es einen Shop der Telekom. Die Beute dort: etwa 3700 Euro.

Im Dezember soll das Trio dann in Ebersberg in der Altstadtpassage ein Handy-Geschäft ausgeraubt haben. Allein bei dieser Tat wurden Mobiltelefone und WLAN-Router im Wert von mehr als 6000 Euro gestohlen. Sogar in der Silvesternacht sollen die Angeklagten aktiv gewesen sein. Ihr Ziel war angeblich ein Elektronikgeschäft in Erding in der Haagerstraße. Die Beute dort: sechs iPhones im Wert von 2600 Euro. Nur wenige Tage nach dieser Tat haben die Männer laut Anklage in den frühen Morgenstunden des 12. Januar 2016 in einem Handy-Shop in der Herzog-Ludwig-Straße in Markt Schwaben Mobiltelefone im Gesamtwert von mehr als 6500 Euro mitgenommen.

Zum Auftakt des Prozesses vor dem Landgericht München II machten Petrisor D. und seine Brüder lediglich Angaben zur Person. Petrisor D. geht es nicht gut in der Untersuchungshaft. Zu einem Psychiater sagte er, er höre Stimmen. Und die englische Queen habe ihm via Fernsehen Ländereien auf der Insel versprochen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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