„Wer bestellt, muss auch zahlen.“ Mit diesem Satz kommentiert der Sprecher der MVV-Landkreise, Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU), die jüngsten Entwicklungen beim Deutschlandticket. Dieses soll es nach einer Mitte November erfolgten Einigung im Bundestag zwischen den Fraktionen der SPD und Grünen sowie der Union und der FDP zwar auch im kommenden Jahr geben, dann für 58 statt wie bisher 49 Euro. Niedergesäß ist sich nicht sicher, ob diese Preissteigerung reicht, um die Kosten zu decken. Falls nicht, werde der MVV aus dem Universalticket aussteigen: „Wenn das Geld nicht da ist, können wir es nicht kommunal querfinanzieren.“
Dies sei im übrigen Konsens unter den MVV-Landkreisen, und auch mit der Landeshauptstadt sei man sich darüber einig, dass ein eventuelles Defizit durch das Deutschlandticket auf keinen Fall vom Verkehrsverbund getragen werden könne. Dass es gegen Ende des Jahres soweit kommt, sei nicht ausgeschlossen. Denn laut Niedergesäß habe eine Berechnung ergeben, dass „der ehrliche Preis“ für das Ticket noch gut zehn Euro höher liegen müsste, um das Defizit zu decken. Die drei Milliarden, die je zur Hälfte von den Ländern und vom Bund in die Finanzierung fließen, wären beim alten Preis von 49 Euro um eine Milliarde zu wenig gewesen. Nur weil das Ticket erst im Mai gestartet ist, habe das Geld gereicht.

Neuer Preis fürs Deutschlandticket:Das langt nicht
Der Sprecher der MVV-Landkreise Robert Niedergesäß hält die Preiserhöhung zwar für richtig – aber auch für zu niedrig. Er fordert mehr Investitionen in die Infrastruktur vor allem bei der S-Bahn.
Niedergesäß gibt aber auch zu bedenken, dass ein zu teures Deutschlandticket vielleicht nicht mehr so gut angenommen werde. „Beim MVV gibt es einen Verdrängungseffekt“, wer früher eine Zeitkarte hatte, die teurer war als das Deutschlandticket, hat sich für dieses entschieden – steigt der Preis, könnte die Verdrängung wieder in die andere Richtung verlaufen.
Bei Pendlern auf dem Land, die weite Strecken fahren, ist das Ticket sehr beliebt
Dass es übrigens vor allem Menschen in Ballungsgebieten sind, die aufs Deutschlandticket umsteigen, könne er aus eigener Erfahrung nicht bestätigen, sagt Niedergesäß. Er habe die Beobachtung gemacht, „es kommt vor allem gut an bei Pendlern auf dem Land, die eine weite Strecke fahren“, denn hier sei die Preisersparnis am höchsten.
Ganz grundsätzlich erneuert Niedergesäß aber auch seine Kritik an zu wenig Investitionen in die Infrastruktur. Natürlich sei es für die Kunden gut, mit einem vergleichsweise günstigen Ticket alle Nahverkehrsangebote nutzen zu können – doch deren Ausbau „geht aus finanziellen Gründen nicht voran, jeder streicht, was geht“. Die drei Milliarden für das Deutschlandticket wären daher seiner Meinung nach besser in den Ausbau und die Sanierung des Bahnnetzes ausgegeben: „Was nützt ein günstiges Ticket, wenn dann keine S-Bahn kommt.“
Welche Zukunft das Deutschlandticket überhaupt noch hat, könne man derzeit ohnehin nicht abschätzen, so Niedergesäß. Auch angesichts der Tatsache, dass es auch aus den Reihen der Länder einige gebe, die sich das Geld lieber sparen möchten – zuletzt hatte es aus Bayern entsprechende Aussagen gegeben. Auch das passe in die Zeit, in der alle ihr Geld zusammenhalten, schließlich zahle der Freistaat rund 400 Millionen Euro im Jahr für das Deutschlandticket.