Ebersberg/München:Erst Einbruch, dann Raub

57-Jährige soll zweimal vom selben Täter heimgesucht worden sein

Der Angeklagte sitzt bereits im Gefängnis. Wegen Vergewaltigung seiner Ehefrau verbüßt er eine Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten. Seit diesem Dienstag muss sich ein 42-jähriger Pizzabäcker erneut vor dem Landgericht München II verantworten. Im März 2012 soll er mit seinem Schwager in die Wohnung einer 57-jährigen ehemaligen Bankangestellten aus dem Landkreis eingebrochen sein. Der Schwager des Pizzabäckers sitzt mit auf der Anklagebank in dem Prozess vor der 3. Strafkammer. Bei der Tat sollen die Männer Schmuck im Wert von rund 18 000 Euro erbeutet haben. Die ehemalige Bankangestellte war, als die Tat geschah, nicht zu Hause. Nur fünf Monate nach dem Einbruch wurde sie dann in ihrer Wohnung überfallen. Einer der Täter soll auch diesmal der Pizzabäcker gewesen sein. Nach dem anderen wurde sogar in der TV-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst gefahndet.

Das Opfer hatte der Polizei den Mann genau beschreiben können, so dass die Ermittler ein Phantombild von ihm anfertigten. In der Boulevardpresse hieß der Gesuchte: "Das Milchgesicht". Er befindet sich noch auf freiem Fuß und lebt in Belgrad. Allerdings sei der 39-Jährige "derzeit nicht greifbar", teilte der Vorsitzende Richter Martin Hofmann zu Beginn der Verhandlung mit. Der Schwager des Pizzabäckers befindet sich seit Mitte Juli in Untersuchungshaft.

Nach Verlesung der Anklage sagte der Verteidiger des Pizzabäckers, Rechtsanwalt Uwe Paschertz, sein Mandant sei unschuldig und werde keinerlei Angaben machen. Auch der Schwager des 42-Jährigen ließ über seinen Verteidiger, Rechtsanwalt Gerhard Erdmann mitteilen, dass er nichts sagen werde.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Pizzabäcker über seine inzwischen von ihm geschiedene Ehefrau über die Vermögensverhältnisse der ehemaligen Bankangestellten genau informiert gewesen sein, da sie als Pflegekraft für deren Mutter arbeitete. Bei dem Überfall fünf Monate später hatten sich die Täter als Mitarbeiter eines Paketdienstes verkleidet. Die Bankangestellte, die in einem Mehrfamilienhaus wohnt, hatte ihnen arglos die Tür geöffnet. Als die Männer behaupteten, sie wollten ein Paket abgeben, war die 57-Jährige jedoch misstrauisch geworden. Sie erwartete nämlich keines. Dies hatten die Täter offenbar bemerkt. Wahrscheinlich der Pizzabäcker soll der Frau daraufhin den Mund zugehalten, sie in die Wohnung gedrängt und mit mehreren Tritten brutal zu Boden gebracht haben. Dabei wurden der Bankangestellten drei Rippen gebrochen. Die Täter schlossen sie in ihrem Wohnzimmer ein. Die 57-Jährige war daraufhin auf den Balkon gelaufen und hatte angefangen zu schreien. Eine Nachbarin kam zu Hilfe. Als sie vor der Tür der 57-Jährigen ankam, lief sie den flüchtenden Tätern direkt in die Arme. Bevor die Männer mit einer Beute von rund 300 Euro davonliefen, schlug einer von ihnen der Nachbarin ins Gesicht. Um wen es sich bei den mutmaßlichen Tätern handelt, hatten die Ermittler erst 2015 erfahren. Die Ex-Frau des Pizzabäckers hatte damals bei der Polizei Anzeige gegen ihren Mann erstattet. Dem Vernehmen wollte sie den Angeklagten eins "auswischen". Die Frau wird an diesem Mittwoch als Zeugin vernommen.

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