Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Minister soll Gurtpflicht prüfen

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Nach Glonner Schulbusunfall schreiben CSU-Politiker an Dobrindt

Von Sara Kreuter, Ebersberg

In der Debatte um mehr Sicherheit in Schulbussen haben sich Politiker aus dem Landkreis nun an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt gewandt. In einem offenen Brief fordern der Landtagsabgeordnete Thomas Huber, Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz und Landrat Robert Niedergesäß (alle CSU) den Minister dazu auf, zu prüfen "ob und wie eine Sitzplatz- und Gurtpflicht in Schulbussen umsetzbar ist".

Angeheizt wurde die Diskussion im Landkreis über eine Erhöhung der Sicherheit bei der Schülerbeförderung durch ein Busunglück Anfang Juni. In Glonn war bei starkem Regenwetter ein Auto frontal in einen Schulbus gerast. Vier der insgesamt 24 Kinder wurden leicht verletzt. Dass der Unfall so glimpflich ausging, war vor allem der richtigen Reaktion des Busfahrers sowie der Tatsache, dass zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes jedes Kind einen Sitzplatz hatte, zu verdanken.

Nach dem Unfall wurden unter den Eltern und parteiübergreifend Forderungen nach einer Gurtpflicht und Sitzplatzgarantie in Schulbussen laut. Die Statistik Schülerunfallgeschehen des Spitzenverbandes der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung weist für 2012 mehr als 5 500 Schulbusunfälle aus. Davon ereigneten sich fast zwei Drittel während des Aufenthalts im Schulbus. Dabei "erhöhen sich die Gefahren für nicht angeschnallte und dicht im Gang gedrängte, stehende Schüler um ein Mehrfaches", erläutert Huber. Bundesminister Dobrindt soll nun ein Konzept für eine schrittweise Umsetzung zur sichereren Regelungen des Schulbusverkehrs entwerfen.

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, wie etwa Busunternehmer Josef Ettenhuber, der eine Gurtpflicht in Bussen für kaum umsetzbar hält. "Rein wirtschaftlich müsste ich das eigentlich unterstützen, schließlich könnte ich dann mehr Busse an die Landkreise vermieten." In der Realität verursache eine Anschnallpflicht aber zahlreiche Probleme. Neben den enormen Kosten müssten Schüler länger an der Bushaltestelle warten, wo oft gedrängelt würde, außerdem könne der Busfahrer unmöglich kontrollieren, ob alle 50 Kinder wirklich angeschnallt seien. Zudem fahren in Bayern nur 20 Prozent der Schüler mit reinen Schulbussen, 80 Prozent der Schüler nutzen Linienbusse oder greifen auf andere Angebote im öffentlichen Nahverkehr zurück. Eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen in Schulbussen würde demnach nur einem kleinen Teil der Kinder zu Gute kommen.

Huber kennt diese Argumente, beharrt aber auf seinen Standpunkt: Der finanzielle Aufwand und andere Hindernisse seinen kein Grund, bei der Gesundheit und dem Leben der Kinder und Jugendlichen Abstriche zu machen.

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Quelle:
SZ vom 30.06.2015
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