Ebersberg:Mehr als nur Peanuts

Tierischer Herbst

Angeblich haben Katzen sieben Leben. Schüsse aus dem Luftgewehr können ihnen trotzdem gefährlich werden.

(Foto: Felix Kästle/dpa)

Auf drei Katzen werden Schüsse abgegeben - weil nicht klar ist, von wem, wird das Verfahren gegen Geldbuße eingestellt

Von Victor Sattler, Ebersberg

- Nachdem zwei vorangegangene Attacken auf Katzen noch glimpflich ausgegangen waren - beide Male blieb das Projektil aus einem Luftdruckgewehr in der Haut stecken - hätte eine dritte wohl verhindert werden können. Oder die Katze Lucy hätte sich in so einer Nachbarschaft ein dickeres Fell zulegen müssen. Denn anders als zuvor bei Snoopy und Smila drang das Projektil bei ihr im August 2016 durch die Haut und verursachte eine schwere Beckenfraktur, die für Lucy mit erheblichen Schmerzen einherging und sie fast das Leben gekostet hätte.

"Taten ohne jedes Mitgefühl, wie es der Mensch besitzen sollte", sagte die Staatsanwältin am Dienstag. Dem Angeklagten aus dem südlichen Landkreis war mit einem Gutachten nachgewiesen worden, dass die Schüsse aus seinem Luftdruckgewehr abgegeben worden waren. Allerdings bestritt er am Ebersberger Amtsgericht vor Richterin Vera Hörauf, selbst den Abzug gedrückt zu haben: "Wenn man mein Gewehr gesucht hat, konnte man es schon gut finden", sagte er. Damit verlagerte sich der Schwerpunkt der Verhandlung plötzlich auf die Aufbewahrung des Gewehrs, das im Hauskeller gestanden hatte.

Nach den ersten Schüssen, so der Angeklagte, habe er es vorsorglich in einen Metallschrank verräumt - bloß wieder ohne Schloss und damit offen zugänglich für Hausbewohner. Zum Beispiel, das ließ er immer wieder durchscheinen, für seinen noch nicht strafmündigen Sohn und dessen Freunde. "Ich hab ihm gesagt: Du darfst das nicht anfassen und du darfst nicht schießen", betonte der Vater. Richterin Hörauf bezweifelte die nun präsentierte Version der Geschichte: "Wieso erfahren wir das erst jetzt, am Tag der Hauptverhandlung? Wieso stand das nicht in der Akte?" Die Ermittler hätten eben nicht danach gefragt, erwiderte der Verteidiger. Die Frage, wieso das Gewehr über den Zeitraum von mehreren Monaten nie besser versteckt worden sei, blieb unbeantwortet.

Folglich zogen sich Richterin, Staatsanwältin und Verteidiger zu einem Rechtsgespräch zurück und verständigten sich auf die Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflage. So hat der Angeklagte nun die Behandlungskosten der Opfer zu tragen: Kater Snoopy war mit dem Schrecken davongekommen, Katze Smila wurde für 150 Euro behandelt. Immerhin 415 Euro berechneten Klinik und Tierarzt dafür, dass sie Katze Lucy das Leben retteten. 300 Euro wurden zudem für die Reparatur eines mutwillig zerschossenen Fensters veranschlagt. Als Auflage wird der Angeklagte obendrein 500 Euro an den Tierschutzverein Ebersberg bezahlen. Deren Fundtierauffangstation kümmert sich auch um die Schicksale und das Elend der Straßenkatzen. "Vom Tierschutz haben wir uns schon mal Hasen geholt", erzählte der Angeklagte gegen Ende.

Das Luftdruckgewehr - welches im Zuge der Ermittlungen sichergestellt wurde und dessen Verbleib zwischen erstem und drittem Schuss mit einem Mal so viele Rätsel aufgab - wird nun für immer eingezogen.

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