Mitten in Ebersberg:Ein Plätzchen für den Park

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Der Marienplatz in der Kreisstadt soll schöner werden. Aber wo genau, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Glosse von Wieland Bögel

Komposita sind besonders im Deutschen weit verbreitet und bei Nicht-Muttersprachlern gefürchtet - können manchmal aber auch den Kern einer Sache sehr gut beschreiben, etwa, wenn man sie wieder auseinandernimmt. So ist etwa der vergleichsweise kurze Parkplatz zusammengesetzt aus Parken und Platz - oder aus Park und Platz. Denn um letzteres ging es kürzlich in Ebersberg: Aus einem Parkplatz soll der Platz für einen Park werden.

Genaugenommen handelt es sich dabei eher um ein Pärkchen, eine kleine Grünfläche im Osten des Marienplatzes, wo derzeit noch Autos abgestellt werden. Also genauer: Immer nur ein Auto, denn die Antragsteller um die Agenda-Gruppe Natur hatten sich um die Sondernutzung eines einzigen Parkplatzes bemüht. Der, so erläuterte es Kai Platz von der Initiative Café Zukunft, zu einem sogenannten Parklet umgestaltet werden soll - was sich tatsächlich mit "Pärkchen" übersetzen lassen könnte, aber natürlich gleichzeitig ein Kompositum ist aus "to park" und "to let".

Diese Parkplatzüberlassung jedenfalls sei geeignet, die Aufenthaltsqualität am Marienplatz zu verbessern. Konkret ist eine Art Sitzgruppe unter Grünpflanzen geplant, so könnte man etwa ein paar Bäumchen eintopfen und Blumenkästen aufstellen. Dies, so erläuterte es Heidi Atzer von der Agenda-Gruppe Natur, würde von Ehrenamtlichen übernommen, genau wie der Unterhalt. Die Betreiber der umliegenden Geschäfte hätten bereits zugesagt, gelegentlich nach dem Pärkchen zu schauen und etwa bei Vermüllung oder Beschädigung den Initiatoren Bescheid zu geben.

Für die Abstimmung im Finanzausschuss hatte die Stadtverwaltung Zustimmung empfohlen, da das Projekt für die öffentlichen Kassen kostenneutral ablaufen würde - zumindest fast. Denn dadurch, dass der Parkplatz für einen Park Platz macht, entgingen der Stadt grob geschätzt etwa 500 Euro pro Jahr an Parkgebühren. Angesichts der doch sehr angespannten Haushaltslage - in der Stadtkasse fehlen für 2023 knapp vier Millionen Euro - solle man auch auf die allerkleinsten zusätzlichen freiwilligen Leistungen verzichten, so Hans Hilger (CSU). Sein Fraktionskollege Florian Brilmayer äußerte Bedenken wegen der Verkehrssicherheit und schlug vor, den kleinen Park auf der Fläche vor der Mariensäule anzulegen.

Die Mehrheit plädierte hingegen für den Vorschlag der Antragsteller. Es sei doch nur ein einziger Stellplatz betroffen, sagte Josef Peis (Pro Ebersberg). Susanne Schmidberger (Grüne) verwies darauf, dass die Stadt anderswo für Begrünung deutlich mehr Geld ausgebe als 500 Euro im Jahr. "Das ist leistbar", befand auch Stefan Mühlfenzl (SPD), zudem sei es ein positives Beispiel für Bürgerbeteiligung. Außerdem kämen, wenn der Marienplatz attraktiver werde, so Petra Behounek (Grüne), mehr Leute zum Einkaufen, was wieder mehr Steuereinnahmen bedeute. Ansonsten, so Eduard Zwingler (FW), solle man einfach eine Spendendose aufhängen, um die Parkgebühren zu kompensieren. Ob das passiert, ist noch nicht sicher, das Pärkchen soll nun aber in den kommenden Wochen seinen Platz bekommen.

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