Ebersberg:Löschen, bis der Chef schimpft

Doris Rauscher SPD Empfang für Rettungskräfte

Am Donnerstag löschten die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Doris Rauscher und Stefan Schuster mit Vertretern des Technischen Hilfswerk Markt Schwaben nur ihren Durst.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die SDP-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher diskutiert mit Feuerwehren und Rettungsdiensten über die Zukunft des Ehrenamts. Die Teilnehmer sprechen dabei Nachwuchsprobleme und Risiken an. Wer freiwillig helfen will, dem wird es oft schwer gemacht

Von Johanna Feckl, Ebersberg

"Ehrenamt ist Fluch und Segen zur selben Zeit." Der erste Kommandant der Tullinger Feuerwehr Florian Thurnhuber brachte das Ergebnis der Podiumsdiskussion auf den Punkt. Zur Debatte am Donnerstagabend hatte er die SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher geladen. Nach den Begrüßungsworten von Rauscher und einem gemeinsamen Abendessen im Gasthaus Ebersberger Alm diskutierten die ehrenamtlichen Feuerwehren, Rettungsdienste und der Katastrophenschutz des Landkreises zum Thema "Zukunft gestalten" - die Zukunft der sicherheitsrelevanten Ehrenämter.

Rauscher moderierte die Diskussion zwischen dem stellvertretenden Ebersberger Kreisbrandinspektor Alois Mayer, dem Bereitschaftsleiter des BRK-Kreisverbands Günter Obergrusberger, dem Ortsbeauftragten des Technischen Hilfswerks Markt Schwabens Herbert Hönig und Rauschers Landtags-Kollege Stefan Schuster. Als ehemaliger Berufsfeuerwehrmann und derzeitiger Sprecher für Feuerwehr und Katastrophenschutz der SPD-Landtagsfraktion trat Schuster als Vertreter der politischen Perspektive auf.

Ein großes Problem, mit dem alle sicherheitsrelevanten Ehrenämter zu kämpfen haben, ist der zunehmende Nachwuchsmangel. Stefan Schuster verwies einleitend auf die Ergebnisse einer statistischen Untersuchung: Eine vom Landesfeuerwehrverband Bayern in Auftrag gegebene Masterarbeit aus dem Jahr 2013 prognostiziert bis 2031 einen Rückgang der in bayerischen Freiwilligen Feuerwehren Engagierten um 15 Prozent - und das ganz allein aufgrund des demografischen Wandels. Dieser Prognose müsse und könne man entgegenwirken.

Günther Obergrusberger vom BRK berichtete von seinen positiven Erfahrungen, Jugendliche aus dem Schulsanitätsdienst als Ehrenamtliche für das BRK zu gewinnen. Und das zieht einen Dominoeffekt nach sich: "Wenn man ein paar junge Leute erst einmal hat, dann bringen die ihre Freunde mit." SPD-Politiker Stefan Schuster verwies auf das Problem, dass es in Bayern erst vom zwölften Lebensjahr an erlaubt ist, sich in der Jugendfeuerwehr zu engagieren. "In anderen Bundesländern ist das zum Teil schon ab acht Jahren möglich." Um Kinder möglichst früh für ein sicherheitsrelevantes Ehrenamt wie das der Feuerwehr zu gewinnen, hat die SPD-Landtagsfraktion einen Gesetzesentwurf eingereicht, durch den es bereits Zehnjährigen erlaubt werden soll, sich in Jugendfeuerwehren zu engagieren.

Das größte Problem des Ehrenamts scheint aber immer noch die Vereinbarkeit mit dem Beruf zu sein. "Wenn man als Freiwilliger in der Feuerwehr wegen eines Wohnungsbrandes ausrückt, hat jeder Arbeitgeber Verständnis. Wenn man aber drei Mal die Woche ausrückt, um eine Ölspur zu beseitigen, dann wird es schwierig", sagte Stefan Schuster von der SPD. Und das, obwohl man bei einem Einsatz selten länger als 45 Minuten vom Arbeitsplatz entfernt ist, wie sich die Feuerwehrler im Plenum einig waren. Zum Teil würde in der Bevölkerung einfach die Wertschätzung für ein sicherheitsrelevantes Ehrenamt fehlen. Das sähe man auch an der Diskussion über längere Ladenöffnungszeiten in Bayern, wie der stellvertretende Kreisbrandinspektor Alois Mayer anmerkte: "Längere Öffnungszeiten würden uns sehr weh tun, Ehrenamt und Beruf wären damit noch schwieriger zu vereinbaren."

Die vielen Schaulustigen, mit denen sich die Ehrenamtlichen bei Einsätzen konfrontiert sehen, verstärken den Eindruck der Geringschätzung. "Es fehlt nicht viel und die steigen dir auf die Füße", sagte Florian Thurnhuber von der Tullinger Feuerwehr. Er habe es sogar schon erlebt, dass sich die Schaulustigen mit ihren Smartphones vor den Unglücksorten fotografierten, ein Selfie für Facebook, dass man dabei war. Trotz all dieser schwierigen Aspekte bei den sicherheitsrelevanten Ehrenämtern, bleibt ein großer positiver: "Man will nun einmal helfen!"

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