Ebersberg:Benefizkonzert im Alten Speicher

Ebersberg: An die tausend Menschen und tolle Bands wie Friends Can Do kamen in den Alten Speicher.

An die tausend Menschen und tolle Bands wie Friends Can Do kamen in den Alten Speicher.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Mit einem Benefizkonzert für Flüchtlinge und bedürftige Einheimische bringt das Katholische Kreisbildungswerk Kulturen zueinander und wirbt für gegenseitiges Verständnis

Von Peter Kees, Ebersberg

Am Eingang zum Alten Speicher in Ebersberg stehen zwei junge Männer aus Afghanistan. Der eine ist 28, der andere 18. Wie ihnen das Konzert gefalle? Gut sagen sie in gebrochenem Deutsch. Viel geboten sei ja ohnehin nicht. Der eine zückt sein Handy und blättert nach einem Wort in einer Übersetzungsmaschine. Viel Langweile hätten sie. Seit acht Monaten leben sie mit etwa 170 anderen Menschen in der Kirchseeoner Schulturnhalle, erzählen sie. Die Politik sei nicht gut, sie bräuchten Hilfe. Denn obwohl die Menschen hier in Deutschland gut und freundlich seien, so möchte zumindest der Ältere von ihnen arbeiten. Das dürfe er noch nicht, da sein Asylantrag noch nicht anerkannt ist. Der Jüngere geht noch zur Schule und sagt, er fühle sich dort unterfordert.

Drinnen im Saal spielen verschiedene Bands: Bamba Power, àlaSKA, Migrant Workers, Friends Can Do, Hanse Schoierer, Fly in The Ointment und die Ramonas. Von 17 Uhr bis Mitternacht treten sie nacheinander auf und spielen "für Asylbewerber und bedürftige Einheimische", wie es offiziell heißt. Veranstalter dieses Benefizkonzertes ist das Katholische Kreisbildungswerk Ebersberg, in Stellvertretung und als offizielle Trägerorganisation für den Ebersberger Helferkreis Asyl.

Auf einer Weihnachtsfeier seien die Musiker Susan Fahrer, Franz Schmidberger, Cordula und Roland Schachtner auf die Geschäftsführerin des Kreisbildungswerkes, Claudia Pfrang, zugegangen, mit der Idee, Flüchtlingen zu helfen. Man organisierte das Konzert, auch um zu zeigen, wie Integration funktionieren könne: Die Trommler und Sänger der Gruppe Bamba Power, eine Flüchtlingsband aus dem Landkreis, eröffnete das gut besuchte Konzert.

Ebersberg: Auch Eisi Gulp engagiert sich für Flüchtlinge.

Auch Eisi Gulp engagiert sich für Flüchtlinge.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Sponsoren für das Konzert haben sich schnell gefunden

Im Vorfeld hatten sich bereits eine stattliche Zahl an Sponsoren bereit erklärt, das Projekt zu unterstützen, schließlich will man aus dem Reinerlös des Konzertes Musikinstrumente, Unterricht und Probenräume finanzieren. Asylbewerber und bedürftige Einheimische sollen so zukünftig Zugang zu einer musikalischen Ausbildung bekommen. Die Kosten des Konzerts jedenfalls - alle Bands traten gratis auf - waren mit den Sponsorengeldern bereits mehr als gedeckt.

Bei freiem Eintritt waren zudem alle Besucher ausdrücklich aufgerufen, fleißig zu spenden. Bis 20.30 Uhr wurden immerhin schon 570 Besucher gezählt, um 21.45 Uhr waren es bereits 729, gegen Mitternacht 962. Der Unterstützung in Sachen Musik dürfte wohl nichts mehr im Wege stehen. Für eine geplante Anschlussfinanzierung - irgendwann ist das eingenommene Geld aufgebraucht - hat man auch schon einen Ansatz.

Handschriftlich gefertigte Tafeln, die helfen sollten, mit Vorurteilen aufzuräumen, empfingen die Besucher im Foyer des Alten Speichers. Zu lesen war dort etwa, dass der Anteil der straffälligen Personen unter Flüchtlingen genauso hoch ist wie unter Deutschen, oder dass die Kleidung der Asylbewerber aus Spenden der Bevölkerung, Handys aus Firmenspenden stammen. Nichts also davon, dass Flüchtlinge von Staats wegen besser ausgestattet werden als manche Einheimische. Auch der Angst, dass Flüchtlinge Arbeitsplätze wegnehmen würden oder mehr bekämen als Hartz-4-Empfänger, wurden Fakten entgegengehalten.

Der Ebersberger Helferkreis Asyl - Ebersberg zählt derzeit 220 Flüchtlinge und etwa 180 ehrenamtliche Helfer - lädt weitere Menschen zur Mitarbeit ein. Ganz nach eigenen Vorstellungen und Wünschen kann man dort helfen, punktuell genauso wie langfristig. Da gab es einmal jemanden, der zwölf Asylsuchende in Arbeit gebracht hat, andere stehen längerfristig etwa für Sprachkurse zur Verfügung, so erzählt Claudia Pfrang.

Integration beginnt tatsächlich dort, wo man etwas gemeinsam unternimmt. Rock, Pop, Funck, SKA, Punk und Trommelmusik - all das hat an diesem Abend wohl dazu beigetragen. Ohnehin ist es bemerkenswert, wenn Konzertbesucher nicht nur aus dem Landkreis kommen, sondern auch von weither, wie aus Eritrea, Syrien oder Mali. Verschiedene Kulturen können einander bereichern.

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