Süddeutsche Zeitung

Platznot in Ebersberg:"Es zerreißt uns hier drin. Wir sind am Anschlag"

Das Ebersberger Landratsamt stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Containerbüros lehnt der zuständige Ausschuss ab. Stattdessen wird nun eine andere Option geprüft.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Als Wachstumsgegend befindet sich der Landkreis Ebersberg im ständigen Wandel. Immer mehr Menschen ziehen in die Region, die Anforderungen an die Verwaltungen werden entsprechend größer. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, muss auch das Landratsamt als übergeordnete Kreisbehörde stetig wachsen. Das drückt sich vor allem in den steigenden Mitarbeiterzahlen der vergangenen Jahre aus. Inzwischen aber stößt man im Gebäude an der Eichthalstraße im wahrsten Sinne des Wortes an Grenzen. Die Räume reichen schlichtweg nicht mehr aus, um das ganze Personal unterzubringen. Seit einiger Zeit ist die Verwaltung deshalb auf der Suche nach Alternativen, um der Überbelegung Herr zu werden. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht.

"Es zerreißt uns hier drin. Wir sind am Anschlag", sagte Brigitte Keller, die Finanzmanagerin des Landkreises, in der jüngsten Sitzung des Liegenschaftsausschusses im Kreistag. Auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) musste zugeben, dass sich die Raumnot inzwischen sogar spürbar auf die Arbeit in der Behörde auswirke. Derzeit ist das Gebäude zu rund 20 Prozent überbelegt, was in etwa 75 Mitarbeitern entspricht. Bereits bei einer Sitzung des Gremiums im Juli dieses Jahres wurde deshalb eine Projektstudie für das ehemalige Sparkassengebäude in Auftrag gegeben. Bis dieses allerdings für die Verwaltung nutzbar sein wird, werden noch einige Jahre vergehen. Bis dahin braucht man eine Übergangslösung.

Für eine solche gibt es mehrere Varianten, die Monica Spachmann vom Liegenschaftsamt nun im Ausschuss vorstellte. Richtig warm wurden die Kreisräte allerdings mit keiner von ihnen. Unter anderem stand zur Debatte, ein Gebäude in der Ebersberger Sportparkstraße anzumieten. Laut Spachmann sprechen jedoch die schlechte Anbindung, nötige Umbauarbeiten sowie die fehlende EDV-Ausstattung gegen das Objekt.

Die Verwaltung hat in den vergangenen Monaten aber nicht nur den Mietmarkt in der Kreisstadt sondiert, sondern sich auch Gedanken über Containerlösungen gemacht. Zwei Standorte wären dafür denkbar. Zum einen am Parkplatz vor dem Ebersberger Jugendzentrum, zum anderen unmittelbar neben der Realschule. Dort waren auch bereits Container für Geflüchtete aufgebaut. Bei beiden Varianten stehen Bachmann zufolge 910 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung, dazu wären drei Geschosse nötig. Insgesamt 60 Arbeitsplätze könnten dadurch ausgelagert werden. Rein rechnerisch also wäre das Problem der Überbelegung selbst damit immer noch nicht vollständig gelöst.

Aber die beiden Containervarianten scheinen ohnehin nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Im Fall des Jugendzentrums etwa würden 37 Stellplätze wegfallen, die woanders dafür nachgewiesen werden müssten. Die Realschule dagegen liegt mit etwa 1,2 Kilometer recht weit vom Hauptgebäude entfernt.

Den Kreisräten waren aber vor allem die dafür veranschlagten Kosten ein Dorn im Auge. Diese liegen für Miete oder einem möglichen Kauf der Container bei jeweils etwa 3,3 Millionen Euro - gerechnet auf eine fünfjährige Nutzung. Dass man die Container überhaupt so lange in Anspruch nehmen müsse, bezweifelte aber selbst Landrat Niedergesäß. "Wir wollen eigentlich schon früher fertig sein", sagte er mit Blick auf künftige Dauerlösungen. Für Philipp Goldner sind die runtergerechnet rund 600 000 Euro pro Jahr für Container "irrsinnig viel Geld". Dafür werde er seine Hand nicht heben, so der Grünen-Kreisrat.

Josef Zistl (CSU) gab zu bedenken, dass vor dem Aufstellen der Büroeinheiten erst eine Bauleitplanung notwendig sei, und diese könne sich bis zu anderthalb Jahre ziehen. Er stellte deshalb die Frage, ob man die Zeit nicht doch irgendwie im jetzigen Hauptgebäude überbrücken könne. Dafür bekam er aber eine klare Absage von Seiten des Personalrats.

Einen Lösungsvorschlag brachte schließlich Ulrich Proske (SPD) ins Spiel. Er wollte wissen, warum man nicht einfach das Verwaltungshaus neben dem Sparkassengebäude nutzen könne. Ob das möglich ist, soll nun im Rahmen der laufenden Projektentwicklung geprüft werden, mit einem Ergebnis ist allerdings erst im Januar zu rechen. Sobald valide Daten vorliegen, will der LSV-Ausschuss zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Bis dahin wird die Verwaltung aber nicht untätig bleiben. Die Kreisräte verständigten sich darauf, dass man weiterhin die Augen nach kurzfristigen Mietlösungen offen halten wolle. Für Behördenchef Niedergesäß steht - auch mit sorgendem Blick auf seine Mitarbeiter - jedenfalls fest: "Falls sich etwas ergibt, dann müssen wir zuschlagen."

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Quelle:
SZ vom 17.10.2019
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