Neuer Preis fürs DeutschlandticketDas langt nicht

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Von Januar an kostet das Deutschlandticket neun Euro mehr – beim MVV bezweifelt man, dass die Preiserhöhung ausreicht.
Von Januar an kostet das Deutschlandticket neun Euro mehr – beim MVV bezweifelt man, dass die Preiserhöhung ausreicht. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Sprecher der MVV-Landkreise Robert Niedergesäß hält die Preiserhöhung zwar für richtig – aber auch für zu niedrig. Er fordert mehr Investitionen in die Infrastruktur vor allem bei der S-Bahn.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Ein Schritt in die richtige Richtung – aber ein zu kleiner. So beurteilt der Sprecher der MVV-Landkreise, der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU) die Preiserhöhung beim Deutschlandticket. Diese hatten die Verkehrsminister der Länder am Montag beschlossen, statt 49 Euro wird die Monatskarte für alle Nahverkehrsangebote von Januar an 58 Euro kosten. „Für die Fahrgäste ist es immer schlecht, wenn der Preis steigt, aber das Geld reicht nicht aus, um die Kosten zu finanzieren“, sagt dazu nun Niedergesäß.

Bund und Länder finanzieren derzeit die universelle Monatskarte mit jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr, laut Niedergesäß bewegten sich die Kosten aber eher im Bereich von vier Milliarden. Wie nahe man mit dem neuen Preis an diesen Betrag herankommt, sei natürlich noch nicht absehbar, so der Sprecher der MVV-Landkreise. Er vermutet bei der Preiskalkulation eher eine politische, denn eine ökonomische Entscheidung. Die Erhöhung war notwendig, aber sie sei mit Rücksicht auf die Fahrgäste nicht so hoch ausgefallen, wie es eigentlich nötig gewesen wäre.

Der Sprecher der MVV-Landkreise, Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß, fordert mehr Geld für die Bahn-Infrastruktur.
Der Sprecher der MVV-Landkreise, Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß, fordert mehr Geld für die Bahn-Infrastruktur. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bereits Ende 2023 hatte Ebersbergs Landrat erklärt, dass die Teilhaber des MVV, also die Landeshauptstadt und die Landkreise, nicht aus Eigenmitteln ein Defizit beim Deutschlandticket ausgleichen würden. Komme von Bund und Ländern nicht genügend Geld, sei im Münchner Tarifverbund Schluss mit der einheitlichen Fahrkarte. Dies machte Niedergesäß nun erneut klar, er halte einen Ausstieg des MVV aus dem nun 58-Euro-Ticket nach wie vor für möglich und für geboten, sollte die Gegenfinanzierung ausbleiben: „Wenn kein Geld mehr da ist, gibt es auch das Ticket nicht mehr.“

Denn, so der MVV-Landkreissprecher weiter, das Geld werde anderswo weit dringender gebraucht: „Wir müssen in die Infrastruktur investieren.“ Niedergesäß zitiert dazu eine Statistik, wonach bei der Münchner S-Bahn gerade einmal 90 Prozent der Züge den Fahrplan einhalten – damit sei sie derzeit so unpünktlich, wie noch nie in ihrer mittlerweile 52-jährigen Geschichte.

Was auch daran liege, dass eben in dieser Zeit lange zu wenig investiert worden sei, sagt der Ebersberger Landrat. Oberste Priorität habe daher, den Bestand zu erhalten und zu erneuern. Dies passiere zwar mittlerweile auch, sagt Niedergesäß, etwa bei der Modernisierung des Stellwerks am Ostbahnhof oder auch beim Bau der zweiten Stammstrecke. Bis sich das aber bei der Qualität des S-Bahn-Verkehrs bemerkbar mache, werde es noch Jahre bis Jahrzehnte dauern – besonders bei den vielen Maßnahmen, die in den Landkreisen Verbesserungen bringen sollen.

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Insgesamt 43 Stück stehen im Konzept „Bahnausbau Region München“, im Landkreis Ebersberg sind dies beispielsweise der viergleisige Ausbau der Bahnlinie nach Markt Schwaben oder ein zweites Gleis zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg. Auch eine neue S-Bahn zwischen Riem und Aschheim im Landkreis München steht auf der Liste, genau wie der zweigleisige Ausbau der Strecke nach Erding oder im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen eine Regional-S-Bahn nach Kochel am See und nach Lenggries. Doch all diese Vorhaben werden laut Niedergesäß wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen, auch wenn viele davon bereits bewilligt sind: „Die Bahn sagt, sie hat wegen der Großprojekte keine Kapazitäten.“ Weder stünden genügend Planer zur Verfügung, noch Baufirmen und auch finanziell reiche es derzeit nicht.

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Die Möglichkeiten der MVV-Kommunen, auf Land und Bund einzuwirken, mehr in die Bahn-Infrastruktur zu investieren seien begrenzt, so Niedergesäß: „Wir können nur Forderungen stellen.“ Allerdings bekomme der MVV durch den stetigen Mitgliederzuwachs auch mehr Gewicht. Aktuell sind zehn Landkreise plus die Städte München und Rosenheim dabei, kommendes Jahr sollen Landsberg und Weilheim-Schongau dazukommen, Landshut, Mühldorf und Garmisch-Partenkirchen könnten folgen. „Das führt dazu, dass wir schon einen starken Auftritt haben.“

Den man nutzen werde, um bei den Zuständigen – der Freistaat bestellt die Züge bei der Bahn, der Bund zahlt für die Infrastruktur – auf Verbesserungen hinzuwirken, sagt Niedergesäß: „Die Menschen wenden sich von der Bahn ab, wenn keine kommt.“ Wolle man, dass mehr Leute mit dem Zug statt mit dem Auto fahren, brauche es zuerst ein attraktives Angebot – die Frage der Fahrpreise komme danach.

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