Verkehr im Landkreis Ebersberg:Mehr Unfälle, weniger Opfer
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Auf den Straßen im Landkreis Ebersberg hat es 2023 so oft gekracht, wie lange nicht. Die Zahl der Toten und Verletzten geht dagegen zurück.
Von Wieland Bögel, Ebersberg
Die Unfallzahlen im Landkreis sind auf ein Rekordhoch gestiegen. Laut der aktuellen Statistik des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord hat es 2023 im Zehnjahresvergleich auf den Straßen am häufigsten gekracht: Insgesamt 3829 Verkehrsunfälle wurden im Landkreis Ebersberg registriert, das sind 459 oder 13,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die gute Nachricht ist, dass immer weniger Personen bei Unfällen zu Schaden kommen. Gab es 2022 noch 584 Verletzte und sogar fünf Tote im Straßenverkehr, waren es ein Jahr darauf 573 Verletzte und zwei Tote.
Letzteres ist sogar der niedrigste Wert in der Zehn-Jahres-Statistik und wurde lediglich im Jahr 2021 ebenfalls erreicht. Das tödlichste Jahr war 2019, als zwölf Menschen bei Verkehrsunfällen im Landkreis ihr Leben verloren. In allen anderen Jahren seit 2014 war die Zahl der Verkehrstoten im Landkreis einstellig, lag meist aber über fünf. Auch in einem anderen Bereich gibt es gute Nachrichten: Schulwegunfälle sind ebenfalls auf einem Rekord-Tief. Lediglich zwei wurden 2023 registriert, fünf waren es noch im Jahr davor.
Bei der Zahl der Verletzten liegt 2023 zwar unter dem Vorjahr, im langjährigen Vergleich aber eher im Mittelfeld. Die höchsten Werte wurden in den Jahren 2015 und 2016 erreicht, als 683 beziehungsweise 707 Menschen im Straßenverkehr verletzt wurden. Am wenigsten Verletzte wurden während der Corona-Jahre 2020 und 2021 verzeichnet, da waren es 534 und 512. In diesen beiden Jahren haben sich auch insgesamt am wenigsten Unfälle auf den Straßen im Landkreis ereignet: 2875 Mal hat es im Jahr 2020 gekracht, 3155 Mal im Jahr darauf.
Die Zahl der Unfallfluchten ist ebenfalls auf ein Rekordhoch gestiegen
Nicht nur die Zahl der Unfälle nimmt im Landkreis zu, auch die Verantwortungslosigkeit der Verkehrsteilnehmer scheint sich zu steigern. So war bei 61 Unfällen nachweislich Alkohol die Ursache, nur im Jahr 2016 waren es mit 73 Fällen noch mehr, ansonsten schwankte der Wert in den vergangenen Jahren meist um die 50. Andere Rauschmittel scheinen dagegen kaum eine Rolle beim Unfallgeschehen zu spielen. Laut Polizei konnten im vergangenen Jahr zwei Unfälle darauf zurückgeführt werden, nur 2014 waren es mit einem Fall weniger. Mehr als sieben, das war 2021, waren es aber im untersuchten Zeitraum nie.
Viel öfter Ursache eines Unfalls ist laut Statistik eine überhöhte Geschwindigkeit. Insgesamt 264 Mal war dies 2023 der Fall, das ist der zweithöchste Wert, nur 2016 wurden mit 295 mehr Raser-Unfälle verzeichnet, am wenigsten waren es 2020 mit 173, im Zehn-Jahres-Vergleich sind es meist so um die 250. Was die Zahl der Unfallfluchten betrifft, steht das Jahr 2023 an der Spitze: 817 Mal machte sich jemand nach einem Crash aus dem Staub - ein Jahr zuvor ergriffen nur 668 Unfallbeteiligte die Flucht, am wenigsten Unfallfluchten wurden 2020 mit 566 Fällen verzeichnet.
Ebenfalls leicht gestiegen sind 2023 Unfälle mit Tieren, 659 waren nichtmenschliche Verkehrsteilnehmer involviert, knapp über 600 waren es im Vorjahr, 2021 knapp darunter. Welche Tiere am Unfallgeschehen im Einzelnen beteiligt sind, listet die Statistik zwar nicht auf, laut Polizei würden aber etwa 80 Prozent der Tierunfälle durch Reh-, Rot- und Damwild verursacht. Grundsätzlich kommt es in Ebersberg aber eher selten zu Tierunfällen, zumindest im regionalen Vergleich. Das größte Risiko, einen Geweihträger zu rammen, gibt es in den Landkreisen Freising und Erding, hier gab es 2023 insgesamt 1792 beziehungsweise 1658 Tierunfälle.
Auch im regionalen Vergleich sinkt die Zahl der Verkehrstoten
Insgesamt folgen die Zahlen für den Landkreis Ebersberg in großen Teilen dem allgemeinen Trend. Bayernweit kamen 2023 bei 388 817 Unfällen 499 Personen ums Leben, im Jahr zuvor waren es 375 700 Unfälle und 519 Tote. Im Dienstbereich Oberbayern Nord - das sind neben Ebersberg die Landkreise Erding, Freising, Dachau, Starnberg, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, Eichstätt, Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen sowie die Stadt Ingolstadt - kam es zu 47 189 Unfällen mit 53 Toten, 2022 waren es 44 034 Unfälle und 56 Tote.
Die meisten Personen, nämlich 56 Prozent, kamen bei Unfällen innerhalb geschlossener Ortschaften zu Schaden. Von den tödlichen Unfällen ereigneten sich indes nur ein Viertel innerorts. Die häufigste Unfallursache 2023 war mit 23 Prozent ungenügender Sicherheitsabstand, gefolgt von Fehlern beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, oder Ein- und Anfahren, hier sind es 19 Prozent sowie Missachten der Vorfahrt, darauf gehen zwölf Prozent aller Unfälle zurück.
Je sieben Prozent haben überhöhte Geschwindigkeit und falsche Straßenbenutzung, etwa Fahren auf der falschen Spur als Ursache. Bei sechs Prozent es sind Fehler beim Überholen und bei drei Prozent die Alkoholisierung des Fahrers. Bei immerhin einem Viertel aller Unfälle nennt die Polizei "sonstige Ursachen" und vermutet, dass ein nennenswerter Teil davon durch Ablenkung, etwa die Nutzung von Mobiltelefonen, zustande kam. Dies sei aber schwer nachzuweisen, weshalb es nicht als eigener Punkt in der Statistik auftaucht.