So manche Straße im Landkreis hat sich am Wochenende in einen Fluss verwandelt: Die Ebersberger Südumfahrung war ebenso überschwemmt wie die Grafinger Bahnhofstraße und viele andere Straßen und Gehwege. In Markt Schwaben musste das Awo-Seniorenheim mit Sandsäcken vor einer Überschwemmung durch den Hennigbach geschützt werden, zahlreiche Keller liefen voll. „Aber insgesamt sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte der Grafinger Feuerwehrkommandant Josef Wurm am Sonntagmittag erleichtert. Eine ähnliche Bilanz zog auch Benedikt Seidl von der Kreisbrandinspektion, der den ganzen Landkreis im Blick hat: „Die Lage im Landkreis Ebersberg hat sich beruhigt.“
Nach den andauernden Regenfällen der Vortage waren die Feuerwehrleute im Landkreis Ebersberg unruhig ins Wochenende gestartet: Seit sieben Uhr morgens am Samstag ging es für sie Schlag auf Schlag, ein Einsatz folgte dem anderen – glücklicherweise waren keine Menschen in Gefahr, vor allem ging es darum, das Wasser von den Kellern fernzuhalten und Straßen wieder freizubekommen. Auch von einem eher kuriosen Einsatz erzählt der Grafinger Kommandant: In einem Fall seien selbstgebaute Loungemöbel aus Europaletten davongeschwommen und hätten einen Abfluss verstopft. Die Urtel und der Wieshamer Bach traten mancherorts über die Ufer, die Feuerwehrleute bauten mobile Dämme auf, um die Häuser vor dem Wasser zu schützen.





Wie oft die Feuerwehren im Landkreis insgesamt Hilfe leisteten, war zunächst schwer zu beziffern, wie Benedikt Seidl erklärt: Denn immer wieder stießen die Feuerwehrler bei der Rückfahrt von einem Einsatz schon auf das nächste Problem, bei dem ihre Hilfe benötigt wurde – so etwas geht dann aber nicht gleich als neuer Einsatz in die Statistik ein.
Weil sich schon am Samstag abzeichnete, dass die Situation sich im Landkreis Ebersberg in den nächsten Stunden entspannen würde, entschloss man sich, in anderen Teilen Bayerns Hilfe zu leisten: 124 Feuerwehrleute aus dem Landkreis unterstützten ihre Kollegen im besonders stark betroffenen Landkreis Pfaffenhofen.

Hochwasser:Donau-Pegel sinken
Der Wasserstand geht langsam runter, in Regensburg wurde der Katastrophenfall beendet, ebenso in Passau. Die Europawahl verlief in den von der Flut betroffenen Gebieten reibungslos.
Das Innenministerium hatte nachgefragt, ob man sich wohl in der Lage sehe, Hilfe zu leisten. „Nach sorgfältiger Beurteilung der Lage im eigenen Landkreis entschieden wir uns, dem Ersuchen nachzukommen“, so der Sprecher der Kreisbrandinspektion. Vier Hilfszüge wurden entsandt, beteiligt waren neben der Kreisbrandinspektion und der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung die Feuerwehren Vaterstetten, Gelting, Pöring, Eglharting, Frauenneuharting, Hohenlinden, Kirchseeon Markt, Anzing, Neufarn, Parsdorf, Egmating, Loitersdorf, Glonn und Emmering.


In Hohenwart bei Pfaffenhofen schützten die Kräfte aus dem Landkreis Ebersberg Wohngebäude vor dem Übertreten des nahegelegenen Flusses. Gegen 1.30 Uhr war der Wall aus Sandsäcken hoch genug, um ausreichend Sicherheit zu bieten. Die Pegelhöchststände waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht. Zusätzlich unterstützten die Einsatzkräfte aus dem Kreis Ebersberg bei der Absicherung eines aufschwimmenden Gastanks und bei der Sicherung von Gebäuden am dortigen Marktplatz, wie die Kreisbrandinspektion informiert. Am Sonntag gegen 3.30 Uhr war der Einsatz zu Ende, alle vier Züge durften sich auf den Heimweg machen und waren wohlbehalten am frühen Sonntagmorgen zurück. In die Erleichterung mischte sich freilich auch Trauer, nachdem bekannt wurde, dass am Sonntagmorgen ein 42-jähriger Feuerwehrmann in Pfaffenhofen bei einer Rettungsaktion ertrunken war.
Auch das THW Markt Schwaben war am Wochenende ständig im Einsatz. Am Hennigbach in Markt Schwaben richteten die Einsatzkräfte gemeinsam mit der Feuerwehr einen Pegel am Hennigbach ein, um die Entwicklung zu beobachten und schnell reagieren zu können. Ansonsten waren die Fachkenntnisse und Geräte des THW aber vor allem außerhalb des Landkreises gefragt: Erst halfen sie in den Landkreisen Dachau und Augsburg, am Sonntag machte man sich dann auf den Weg in den Landkreis Freising, wo sich die Lage zunehmend verschärfte. Vor allem an Amper und Glonn unterstützte das THW bei Pumparbeiten, wie Ortsbeauftragter Günter Felsmann am Sonntagmittag erklärte. Eine Weile wird man die Hilfe der Markt Schwabener wohl auch noch benötigen, mit einer echten Entspannung der Situation wird bis Mitte der Woche gerechnet.