Süddeutsche Zeitung

Ausstellung in Ebersberg:Die Gesichter des Kunstvereins

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Zum 40. Geburtstag der Ebersberger Institution gibt es eine sehr persönliche Mitgliederausstellung zum Thema "Selbstporträt". Außerdem findet erstmals ein "etwas anderer Weihnachtsmarkt" statt.

Von Anja Blum

Seit 40 Jahren gibt es nun bereits den Ebersberger Kunstverein, eine lange Zeit, in der mehrere Generationen von Verantwortlichen dem Zusammenschluss einen exzellenten, auch überregional ausstrahlenden Ruf verschafft haben. Doch wie kann man, zumal angesichts von Corona, das Jubiläum eines Kunstvereins würdig begehen? Darüber haben sich die Vorsitzenden und Beiräte die Köpfe zerbrochen - und eine höchst charmante Lösung gefunden: Die Mitgliederausstellung zum 40. Geburtstag steht unter dem Motto "Selbstporträt". Denn "wir wollen nicht nur gemeinsam auf die vergangenen Jahre anstoßen, sondern auch jeden einzelnen von euch in der Ausstellung zeigen". Sie soll den Mitgliedern Gelegenheit bieten, "euch künstlerisch mit euch selbst auseinanderzusetzen, auf die letzten 40 Jahre zurückzublicken und euch die kommenden 40 Jahre auszumalen".

1980 ging der Kunstverein Ebersberg aus einem zwei Jahre zuvor gegründeten Verein Bildender Künstler hervor, die Ausstellungen fanden damals noch in der Sieghartsburg in Ebersberg und im Schloss Hirschbichl bei Emmering statt. Seit mehr als 20 Jahren nutzt der Verein nun schon die Alten Brennerei als Galerie, sie ist Teil des historischen Klosterbauhofs im Zentrum der Kreisstadt. Gegründet 1980 also? Ja, die Jubiläumsschau kommt ein Jahr zu spät, 2020 musste sie wegen Corona leider ausfallen. Das aber tut der schönen Idee freilich keinen Abbruch - diese Mitgliederausstellung wird auch 2021 eine höchst persönliche sein.

Vom 26. November bis zum 19. Dezember werden in der Alten Brennerei also ausschließlich Selbstporträts zu sehen sein, Eröffnung ist am Freitag um 19 Uhr. Die Einreichung dafür hat bereits stattgefunden, und Projektleiterin Luci Ott, mit 26 Jahren das jüngste Beiratsmitglied, ist mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Etwa 75 Künstlerinnen und Künstler hätten Arbeiten abgegeben, das Thema sei, trotz Pandemie, bei den Mitgliedern offenbar sehr gut angekommen. Außerdem zeigten die Werke wie erhofft eine große Bandbreite an Materialien, Techniken, Stilen, Formaten und Interpretationen. "Das Thema Selbstporträt kann man ja ganz klassisch verstehen, aber auch eher frei", sagt Ott, und beide Ansätze seien nun vertreten. Man werde bei dieser Ausstellung keinesfalls nur in Gesichter blicken. "Es gibt auch einige abstrakte Arbeiten, bei denen man aber spürt, dass da sehr viel Persönliches vom Künstler drinsteckt."

Klar, Malerei wird als klassisches Porträtmedium wohl die Oberhand haben bei dieser Schau, doch auch erstaunlich viele Skulpturen seien eingereicht worden, erzählt Ott. Aus Bronze, Stein, Keramik oder auch Mixed Media. "Das Ungewöhnlichste aber ist vermutlich eine aus Weidenruten geflochtene Figur." Videos hingegen seien überhaupt nicht dabei, und auch die Fotografie sei diesmal erstaunlich wenig vertreten. "Die Ansätze neigen hier eher zur Verfremdung." Aus all den Einreichungen nun eine stimmige Ausstellung zu komponieren, diese Aufgabe liegt nun in den Händen der Vorsitzenden und Beiräte des Kunstvereins.

Doch nicht nur die Selbstporträts warten auf das Publikum, sondern auch noch eine andere Art von Veranstaltung: Unter dem Motto "Kunstsinn - der andere Weihnachtsmarkt" findet parallel zur Schau der Mitglieder eine Verkaufsausstellung im ersten Stock, im Studio an der Rampe, statt. "Wir haben eben überlegt, wie wir die Kunst noch besser an den Mann bringen können - und das ist jetzt mal ein Versuchsballon", erklärt Luci Ott. Doch auch für diese Idee habe man bei der Einreichung sehr positive Reaktionen geerntet. Jedes Mitglied, das ein Porträt abgab, durfte bis zu drei weitere Arbeiten zu dem etwas anderen Weihnachtsmarkt beisteuern. Die Bedingungen waren dabei nur: ein etwas kleineres Format und ein moderater Preis von maximal 350 Euro. Denn laut Ott soll es beim "Kunstsinn" so wenig Hemmschwellen geben und so locker zugehen wie möglich. "Deswegen werden die Arbeiten nicht gehängt, sondern sollen von den Besuchern selbst durchstöbert, entdeckt und gleich mitgenommen werden können." Weihnachtliches aber wird es dort nicht geben, erst recht keinen Kitsch, sondern ausschließlich freie Werke von regionalen Künstlerinnen und Künstlern. Schließlich haben die Ebersberger einen guten Ruf zu verlieren. Und übrigens: Auch die Selbstporträts kann man kaufen - und so den Kunstverein unterstützen. Damit die nächsten Jahrzehnte so gut laufen wie die bisherigen 40.

Kunstverein Ebersberg, Alte Brennerei im Klosterbauhof, Mitgliederausstellung "Selbstporträt" und "Kunstsinn - der andere Weihnachtsmarkt" von Freitag, 26. November, 19 Uhr bis Sonntag, 19. Dezember. Öffnungszeiten: Freitag 18 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2021
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