Kulturelle Teilhabe in Theorie und PraxisSkizzen deiner Stadt

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Die Künstlerin Coline Eberhard hat sich dem Urban Sketching verschrieben. Nun ist sie mit dem „Mobilen Atelier“ in Ebersberg zu Gast.
Die Künstlerin Coline Eberhard hat sich dem Urban Sketching verschrieben. Nun ist sie mit dem „Mobilen Atelier“ in Ebersberg zu Gast. (Foto: oh)

Das „Mobile Atelier“ gastiert in Ebersberg und macht Kunst hautnah erlebbar. Vor allem Kinder und Jugendliche dürfen sich kreativ mit ihrem Umfeld auseinandersetzen – mit Stift, Kamera und Tanz.

Von Anja Blum, Ebersberg

„Eine Spur zu legen, die von anderen gesehen wird, macht glücklich“, sagt Verena Ditterich vom Ebersberger Kunstverein, „und zwar von Kindesbeinen an.“ Deswegen sei es ihr so ein großes Anliegen, gerade junge Menschen mit Kunst in Berührung zu bringen. Sie in ihrer Kreativität, die in der Schule ja so oft zu kurz komme, zu stärken. Ihrem bildlichen Ausdruck eine Bühne zu verschaffen. Und all dies wird jetzt dank einer breit angelegten Kooperation in Ebersberg geschehen.

Aus Anlass eines großen, bayernweiten Kongresses namens „LandKulturGipfel“, bei dem es vor allem um die kulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen gehen wird, haben sich drei Organisationen zusammengeschlossen: Der Veranstalter des Gipfels, die Landesvereinigung Kulturelle Bildung Bayern (LKB:BY), der Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) und der Kunstverein Ebersberg (KVE) haben gemeinsam ein kreatives Begleitprogramm zum Mitmachen auf die Beine gestellt. „Schließlich soll unser Gipfel nicht nur im Alten Speicher, sondern in der ganzen Stadt Funken sprühen“, sagt Anna Reitberger vom LKB:BY, die aus Steinhöring stammt und den Ebersbergern unter ihrem Mädchennamen Weininger bekannt sein dürfte.

Der „LandKulturGipfel“ und das „Mobile Atelier“ gastieren nun in Ebersberg. Zu verdanken ist das der Kooperation von Maria Buck, Anna Reitberger, Verena Ditterich und Uli Proske (von links).
Der „LandKulturGipfel“ und das „Mobile Atelier“ gastieren nun in Ebersberg. Zu verdanken ist das der Kooperation von Maria Buck, Anna Reitberger, Verena Ditterich und Uli Proske (von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Zentrum des Begleitprogramms befindet sich direkt in der Altstadtpassage: Dort wird zwei Wochen lang, von 1. bis 15. November, das „Mobile Atelier“ des BBK gastieren und allen Besucherinnen und Besuchern offen stehen. „Es soll eine Art Begegnungsort sein“, sagt Maria Buck vom BBK. Belebt wird der Holzcontainer samt Vorzelt von Coline Eberhard, einer französischen Künstlerin aus München, die sich auf Urban Sketching spezialisiert hat. „Sie hat einen ganz frischen Blick auf Alltagsszenen und Charakterköpfe“, schwärmt Ditterich, die Vorsitzende des Kunstvereins. Und egal, wo man Eberhard in Ebersberg antreffe, sei es im Mobilen Atelier oder in einem Straßencafé: Sie freue sich immer über Interesse.

Coline Eberhard ist oft mit ihrem Skizzenbuch unterwegs - und freut sich auf regen Austausch mit den Menschen in Ebersberg.
Coline Eberhard ist oft mit ihrem Skizzenbuch unterwegs - und freut sich auf regen Austausch mit den Menschen in Ebersberg. (Foto: Sara Matton/oh)

Kleine, schnelle Skizzen, eingefangen im öffentlichen Raum: Urban Sketching ist denn auch ein wichtiger Bestandteil des kostenfreien Mitmach-Programms. Und davor müsse wirklich niemand Scheu haben, sagt Ditterich, „denn da geht es nicht ums naturgetreue Zeichnen“. Außerdem dürfen sich Kinder und Jugendliche in Tanztheater und Trickfilm-Erstellung ausprobieren. Unter dem Motto „Gestalt dir deinen Ort!“ nehmen Coline Eberhard und zwei Kolleginnen die Teilnehmenden mit auf eine kreative Reise durch Ebersberg und die Region. In der Ankündigung heißt es: „Stell dir vor, deine Stadt ist nicht nur ein Ort, durch den du gehst – sondern eine Leinwand, die du bemalst, eine Bühne, auf der du tanzt oder ein Film, den du animierst. Du entscheidest, wie sie aussehen soll.“ Ob mit Stift und Skizzenblock, mit Kamera und Fantasie oder mit Rhythmus und Bewegung: „Deine Stadt ist das, was du daraus machst!“

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Insofern würden in den Workshops keine konkreten Themen vorgegeben, betont Reitberger. „Die Kinder und Jugendlichen sollen sich so offen wie möglich ausdrücken können. Wir wollen uns an ihren Lebenswelten und Bedürfnissen orientieren.“ Beim „8-er Rat“, einem politischen Beteiligungsprojekt der Stadt Ebersberg für Jugendliche, sei sie zum Beispiel einer Gruppe Mädchen begegnet, für die das Thema Sicherheit ganz wichtig sei. „Und wenn sie bei uns dann dazu ein Tanztheater entwickeln wollen: sehr gern!“ Im Mobilen Atelier dürfe man sich ausprobieren, mitgestalten und der Umgebung ein Stück Kreativität schenken.

In Ebersberg wird das „Mobile Atelier“ nicht im Grünen stehen, sondern in der Altstadtpassage, unter der Rampe zur Galerie des Kunstvereins.
In Ebersberg wird das „Mobile Atelier“ nicht im Grünen stehen, sondern in der Altstadtpassage, unter der Rampe zur Galerie des Kunstvereins. (Foto: Severin Benedikt Pfaud/oh)

Die Workshops und offenen Treffs starten mit Beginn der Herbstferien. Eine Anmeldung ist laut Buck wünschenswert, aber nicht zwingend notwendig, genauso wie das Mitbringen von eigenem Material. Am Sonntag, 9. November, um 18.30 Uhr werden die Ergebnisse der Workshops sowie Werke von Eberhard bei einer Vernissage im Studio an der Rampe des Kunstvereins gezeigt. Besucherinnen und Besucher dieser Veranstaltung dürfen sich außerdem auf eine Lesung des Autors Norbert Niemann und ein anschließendes Gespräch freuen: „Kunst und Literatur im Dialog“.

Kongress und Begleitprogramm werden gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Doch wie kommt ausgerechnet Ebersberg zu diesem bemerkenswerten Programm? Die Kreisstadt sei kulturell sehr attraktiv und zudem kinderfreundlich, lobt Reitberger, „der politische Wille, etwas zu bewegen, ist hier auf jeden Fall da“. Kein Wunder also, dass die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Ulrich Proske steht, der überdies als privater Gastgeber für Coline Eberhard fungieren wird. „So was hatten wir vom Mobilen Atelier noch nie“, sagt Buck, sichtlich erfreut. Und auch der parteilose Rathauschef strahlt übers ganze Gesicht: Die Partizipation der Jugend sei ihm ein großes Anliegen, seit Jahren setze er sich dafür ein. „Und dieses kreative Programm ist nun eine wunderbare Gelegenheit für alle, Ebersberg mal aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenzulernen.“

Alle Infos zum kostenfreien Programm und Anmeldung unter lkb-by.de. Für die Gruppenworkshops sind auch Kooperationen mit Bildungs- und Sozialeinrichtungen möglich. Anfragen nimmt Annika Munk gern per Mail an munk@lkb-by.de entgegen.

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