Süddeutsche Zeitung

Hoffnungsfunke:Ebersberger Kulturfeuer könnte trotz Corona stattfinden

Das Event im Klosterbauhof müsste kleiner, länger und ausschließlich im Freien stattfinden. Eine andere Attraktion in der Kreisstadt wurde hingegen verworfen.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Laue Sommernächte, Musik, ein prasselndes Feuer, kühle Getränke - und das mitten im schönen Ambiente des Ebersberger Klosterbauhofs: Läuft alles nach Plan, dürfen sich die Ebersberger auf diese Perspektive trotz Corona-Zeiten freuen. Das Team des Alten Kinos hat ein Konzept erarbeitet, wie das Kulturfeuer unter Einhaltung aller momentan geltenden Regeln stattfinden könnte - länger, kleiner und ausschließlich im Freien, so wäre es gedacht. Bürgermeister Uli Proske (parteilos) steht der Idee sehr positiv gegenüber, das letzte Wort liegt aber beim Landratsamt.

Klar ist natürlich eines: So locker und ungezwungen wie sonst wird es beim Kulturfeuer sicher nicht zugehen, falls es denn mit der Genehmigung klappt. Denn die Regeln, die in der Coronakrise gelten, müssen auch hier eingehalten werden. Strenge Hygienemaßnahmen, die Steuerung der Besucher durch Markierungen und Einbahnsysteme gehören dazu, aber auch Einlasskontrollen und die Registrierung der Besucherdaten.

Wie das funktionieren wird, ist laut Markus Bachmeier, dem Chef des Alten Kinos, noch nicht ganz geklärt, aber es gibt bereits Ideen: Entweder werden an den Eingängen zum Klosterbauhof die Besucherdaten aufgenommen oder aber die Registrierung erfolgt über das Online-Buchungssystem des Alten Kinos. Dort könnte man so etwas wie ein Ticket erwerben, dabei muss man ohnehin die Daten angeben. Doch selbst wenn man sich für diesen Weg entscheide, so Bachmeier, bliebe der Eintritt wie immer frei - der Preis des Tickets könnte mit Getränkegutscheinen verrechnet werden.

Bei all der Kompliziertheit, die das Coronavirus in die Planung bringt, hat das Konzept immerhin auch einen positiven Aspekt: das Kulturfeuer würde wesentlich länger dauern. Starten würden Bachmeier und sein Team bereits am 18. Juni, vier Wochen lang würde der Klosterbauhof dann zum sommerlichen Treffpunkt, so schön wie eh und je, mit der Feuerschale im Zentrum, vielen Pflanzen und einer kleinen Bühne. Denn etwas Musik soll es schon geben in diesen ersten Wochen, aber keine größeren Veranstaltungen, so Bachmeier, und schon gar keine Tanzpartys oder dergleichen - nichts also, was dazu verführen könnte, sich in eine schwitzende Menge zu stürzen und sich dabei das Virus einzufangen oder es zu verbreiten. Der Kultur-Biergarten im Klosterbauhof wäre jeweils von Mittwoch bis Samstag geöffnet.

Mitte Juli dann würde nach einigen Umbautagen die zweite Phase des Festivals starten, hier setzt das Alte-Kino-Team vorwiegend auf die Künstler, die seit langem für das Kulturfeuer gebucht sind. Solokabarettisten etwa oder kleine Gruppen wie die Wellküren. Die Münchner Symphoniker hingegen mit ihrem riesigen Ensemble können ebenso wenig auftreten wie die Bewegungskünstler von Movimento, die ohnehin unter den aktuellen Bedingungen nicht proben konnten - es wird also einige Lücken im Programm geben.

Für das Kulturfeuer gibt es einen Plan B, falls das Wetter nicht mitspielt

Einen Plan B, sollte das Wetter eine Open-Air-Veranstaltung mal nicht zulassen, gibt es auch bereits: Dann würden die Künstler - aber nicht die Zuschauer - in den Alten Speicher umziehen und ihr Programm per Streaming denjenigen zeigen, die sich Karten für die Veranstaltung gekauft haben. "Aber das ist natürlich nur eine Notlösung", sagt der Alte-Kino-Chef.

Noch liegen die Pläne den Fachleuten vom zuständigen Bereich "Öffentliche Sicherheit und Ordnung" im Landratsamt nicht vor, diese werden laut Sprecherin Evelyn Schwaiger aber dann prüfen, ob sie den Vorgaben der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung entsprechen, die allerdings in Corona-Zeiten immer noch häufig modifiziert wird.

Während sich also die Veranstalter und Besucher berechtigte Hoffnungen auf das Kulturfeuer machen dürfen, gehen mögliche Autokino-Fans und die Handballerinnen von Forst United hingegen leer aus. Letztere hatten sich gewünscht, auf dem Volksfestplatz in diesem Sommer Filme zeigen zu dürfen, nur an einigen wenigen Abenden freilich, um damit die aufgrund der Coronakrise arg leere Vereinskasse wieder aufzufüllen. Doch auch wenn der Bürgermeister sich durchaus dazu hätte durchringen können, ausnahmsweise für ein derartiges Projekt den Weg frei zu machen und den Verein zu unterstützen, stieß er damit im Umwelt-, Sozial- und Kulturausschuss des Stadtrats auf wenig Gegenliebe.

Fraktionsübergreifend wurde die Idee kritisiert. Das Konzept eines Autokinos sei "aus der Zeit gefallen", sagte Marc Block (Grüne), es widerspreche dem Ziel, Verkehr und den damit einhergehenden Lärm und Feinstaub eben nicht in die Stadt zu holen. "Ich will kein Spielverderber sein, aber ich glaube, dass der Zweck nicht die Mittel heiligt", so Block. Ähnlich äußerten sich Toni Ried (FW) und Stefan Mühlfenzl (SPD). Lediglich Marina Matjanovski (CSU) warb dafür, doch das Forst-United-Autokino und damit den "Jugend- und Damensport" zu unterstützen, und stimmte mit Proske für den Antrag.

Doch eine mögliche Perspektive wollten auch die übrigen Ausschussmitglieder den Handballerinnen geben. Denn Marc Block hatte nicht nur entschieden gegen das Autokino argumentiert, sondern auch eine denkbare Alternative ins Spiel gebracht - und die würde wieder zurück auf den Klosterbauhof führen. Dort nämlich, so Blocks Vorschlag, könnte doch Forst United im Anschluss an das Kulturfeuer ein Open-Air-Kino ganz ohne Autos und Feinstaub veranstalten. "Eine salomonische Lösung", urteilte Stefan Mühlfenzl, auch Bernhard Spötzl (FDP) sagte, diese Idee finde er besser als ein Autokino. Ob es aber tatsächlich etwas wird mit Filmabenden im Klosterbauhof, muss erst noch geklärt werden.

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SZ vom 28.05.2020/koei
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