Und das Feuer brannte. Zuverlässig. Unablässig schob Kai Botzenhardt an elf Abenden im Juli Holzscheite in die große Feuerschale in der Mitte des Klosterbauhofs – optisches und emotionales Zentrum des Ebersberger Kulturfeuers zugleich. Und auch, wenn die Asche nun schon seit mehr als zwei Wochen verglüht, der Klosterbauhof längst in seinen Normalzustand zurückversetzt ist, gerät Markus Bachmeier bei der Erinnerung ans diesjährige Kulturfeuer und die Stimmung rund um die Larasser-Schale ins Schwärmen. „Je öfter wir das machen, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass vor allem das Feuer da sein muss. Es schafft so viel Frieden in der Mitte von allem.“ Gerade Bachmeiers Team, das den Kraftakt Kulturfeuer alle zwei Jahre mit Bravour und riesigem Engagement schultert, dürften ein paar Augenblicke Frieden und ein Getränk am Feuer zwischendurch immer wieder einen neuen Push gegeben haben.
Dass die Veranstaltungsreihe aber nicht nur vom malerischen Widerschein der Flammen auf glücklichen Gesichtern lebt, sondern auch von all dem, was rundherum geboten ist, ist auch klar. Zum siebten Mal hatte das Alte-Kino-Team mit Bachmeier an der Spitze das Kulturfeuer auf die Beine gestellt, und wieder war es ein voller Erfolg, zumindest, was die Besucherzahlen angeht. Es seien wie schon 2022 „um die 10 000“ gewesen, die zum sommerlichen Feiern zusammenkamen und auch die Konzerte, Kabarettauftritte und natürlich die umjubelten Vorstellungen der Artistiktruppe Movimento im Alten Speicher besuchten, berichtete Bachmeier.
Was die Einnahmen aus den längst Tradition gewordenen Festlichkeiten angeht, sieht es für das Alte Kino nicht ganz so toll aus, und dabei seien die allerletzten Rechnungen noch gar nicht eingegangen, erklärt er weiter. „Wir werden wohl mit einem kleinen Minus rauskommen.“
Dass man sich bei dem Sommerfest eine goldene Nase verdienen würde, weist Bachmeier jedenfalls weit von sich. „Wenn wir das nicht machen würden, wären wir keinesfalls ärmer, eher im Gegenteil.“ Und ohne die finanzielle Unterstützung durch die Sparkasse, die seit Jahren schon mit einem nicht genannten Betrag die Unternehmung sponsert – und die tatkräftige Hilfe vom städtischen Bauhof -, „wäre das alles gar nicht machbar.“ Strom, Licht, Künstlergagen, die Bezahlung der Mitarbeiter, all das läppert sich zu einem Betrag zusammen, der einem den Schweiß auf die Stirn treiben kann. Mehr als 200 000 Euro habe das Kulturfeuer in diesem Jahr gekostet, berichtet der Chef, und damit noch 25 Prozent mehr als ursprünglich geplant. Allein die Gema-Gebühren schlügen mit mehr als 10 000 Euro zu Buche.
Zum Glück seien die Veranstaltungen im Alten Speicher gut besucht, Dreiviertelblut und Günter Grünwald sogar ausverkauft gewesen, auf die Besucher von Movimento, die die gesamte erste Woche aufgetreten und sogar noch eine Zusatzvorführung gegeben hatten, ist ohnehin Verlass. „Das ist schon großartig, was die da abliefern.“ Auch ein einmaliges Angebot für den Nachwuchs sei gut angenommen worden und habe viele Kinder angelockt, die sich unter Anleitung der Beinahe-Profis einmal als Artisten ausprobieren konnten.
Die Rückkehr zum erfolgreichen Ursprungskonzept mit dem zwang- und kostenlosen Zusammenkommen im Klosterbauhof und den kostenpflichtigen Veranstaltungen im Alten Speicher, von dem man nur in den Coronajahren abgewichen war, habe sich erneut bewährt. Das Sommerfestival auf Dauer ohne die Einnahmen aus den Auftritten zu stemmen, so Bachmeier, sei nicht möglich und habe damals nur mit Hilfe einer massiveren Kulturförderung funktioniert, als Innenveranstaltungen verboten waren.
Nach den reinen Open-Air-Konzerten in den Jahren 2020 und – außerplanmäßig – 2021 hatte das Alte-Kino-Team ein Element beibehalten: die Musik am Feuer. Eher als Hintergrund gedacht – ganz so wie die Gitarren am Lagerfeuer – hatten hier auf einer kleineren Freiluftbühne vor allem lokale Gruppen die Möglichkeit, sich zu zeigen. „Auch das scheint gut angekommen zu sein“, sagt Bachmeier, auch von den Künstlern habe es keine Klagen gegeben. Sie hätten ja von vorneherein gewusst, dass sie nicht als Hauptact auf die Bühne gebeten würden. Wer sie genauer hören wollte, sei eben nach vorne gegangen „und es haben immer wieder auch Leute getanzt“.
Neu mit im Boot waren diesmal das Café Mala und die Osteria im Klosterbauhof, die mit ihrem kulinarischen Angebot den vom Alten Kino organisierten Getränkeausschank unterstützten. Ein bisschen stressig sei es wohl gewesen, habe er aus dem Café gehört, erzählt Bachmeier, zumal dort ja auch für den jeweils folgenden Vormittag bereits wieder das Frühstücksangebot vorbereitet werden musste. „Aber sie haben sich sehr bedankt.“
Und so wird es vermutlich auch in zwei Jahren wieder ein Kulturfeuer geben, mit Musik, guten Gesprächen und vielleicht sogar den künstlerischen Lichtbällen, die diesmal so viel zu der einzigartigen Atmosphäre der lauen Sommerabende beigetragen – und finanziell heftig zu Buche geschlagen haben, wie von Bachmeier zu erfahren ist. „Aber ich bin der Meinung, wenn man es macht, dann machen wir es richtig. Wir wollen damit kein Geld verdienen, sondern wir wollen rausgehen zu den Leuten.“
Bei so viel Idealismus lässt sich offenbar nicht mal der Himmel lumpen und bescherte laue Abende, auch wenn pünktlich zu Beginn am Donnerstagnachmittag, 11. Juli, ein Regenschauer niedergegangen war. Abgesehen davon habe der Hof nur ein einziges Mal geräumt werden müssen, weil es andernorts im Landkreis bereits heftig gewettert hatte. „Bei uns aber hat es nur ein bisschen geregnet.“