"Eigentlich wollten wir eine Bar aufmachen." So beschreibt Tanja Gronde den Anfang eines Projekts, das sie nun zusammen mit ihren Mitstreitern Birgit Kube und Kai Platz mitten in Ebersberg aufziehen will: Im Juni wird am Marienplatz der Kulturladen eröffnen - und Bier wird es auch geben.
Dass man in der Kreisstadt mehr Orte braucht, wo man einfach hingehen kann - eben wie etwa eine Bar - ist eine Klage, die aus der Einwohnerschaft des Öfteren zu vernehmen ist. Daher ist es ein Ziel des neuen Ladens, den Marienplatz und seine Umgebung etwas zu beleben. Dass die drei nun aber doch kein Schanklokal aufgemacht haben, liegt daran, dass sie ihren neuen Laden quasi ehrenamtlich führen, neben Jobs und Familien. Der Name "M4 Ebersberg" soll übrigens sowohl eine Anlehnung an die Adresse "Marienplatz 4" als auch eine Abkürzung für "mia fia Ebersberg" sein. In diese Richtung geht auch, dass alle mitmachen und mithelfen können, Unterstützer werden dann an einer Sponsorentafel verewigt
Der Überbegriff sowohl des Sortiments wie der Veranstaltungen soll "Nachhaltigkeit" sein
Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts sei, dass das M4 kein fixes Angebot präsentieren wolle, sondern sich je nach Wünschen und Bedarf entwickeln soll. Darum ist auch eine Reihe von Mitmach-Angeboten, Vorträgen und Workshops geplant, die allerdings - übrigens wie das Waren-Sortiment - alle unter dem groben Überbegriff der Nachhaltigkeit stehen sollen. "Die Leute sollen vorbeikommen", sagt Gronde, "das ist auch ein Experiment - mal schauen, wie es sich entwickelt".
Zumindest einen erfolgreichen Probelauf des Konzepts hat es schon gegeben: beim vergangenen Christkindlmarkt. Damals hatten Tanja Gronde und Kai Platz einen Kreativ-Pavillon aufgestellt, wo alle die wollten, selbstgemachte Dinge feil bieten konnten. "Das hat gut funktioniert", bilanziert Platz. Der Schwerpunkt lag auch damals auf Nachhaltigkeit, so gab es zahlreiche Dinge, die ursprünglich etwas ganz anderes gewesen sind. Wiederverwendete Sachen - inzwischen auch unter dem Begriff "Upcycling" bekannt - sollen sich auch im neuen Laden finden. Aber auch Selbermachen gehört zum M4, Schneidermeisterin Kube will dort Nähtreffs und Kurse anbieten.
Daneben gibt es eine Kooperation mit dem Grafinger Welt-Laden, einige der Fair-Trade-Produkte sollen bald auch in Ebersberg angeboten werden. Auch mit den Steinhöringer Werkstätten sei man im Gespräch, ob man beispielsweise die dort hergestellten ökologischen Büromaterialien ins Sortiment aufnimmt. Das sich im übrigen, wie der ganze Laden auch, immer wieder verändern soll. So könnten etwa verschiedene regionale Produkte, vorwiegend aus Handarbeit oder die Werke von Kunstschaffenden aus der Gegend in Kommission angeboten werden.
Zu einem allzu wilden Sammelsurium sollen sich die Regale des Kulturladens aber auch nicht entwickeln, so die Ladenbetreiber in spe, das verhindere schon die Größe - oder eben Nicht-Größe - des Lädchens. Ganz grob könne man den Warenkatalog vielleicht umschreiben mit "Das besondere Geschenk".
Das kann im Übrigen auch ein ganz besonderes Bier sein, auch wenn das M4 nun doch keine Bar geworden ist. Dafür soll ein großer Kühlschrank ausgewählte Spezialitäten bereithalten, etwa von kleinen Brauereien, die ihre Produkte gar nicht im regulären Handel feilbieten. Geplant sind dazu auch Verkostungen, die einmal die Woche unter dem Motto "Probier-Bier" stattfinden und bei denen man die Brau-Spezialitäten kennenlernen kann - das ist doch zumindest fast genauso, wie in einer Bar.
Der Kulturladen am Marienplatz 4 wird am Donnerstag, 15. Juni, eröffnet. Los geht es um 10 Uhr. Geöffnet ist er dann voraussichtlich immer mittwochs bis freitags.
