Dass Auszubildende in der Pflege eine Wohnraumförderung vom Ebersberger Landratsamts erhalten werden, ist seit gut einem Jahr beschlossene Sache. Nun stehen die Rahmenbedingungen fest, die von den Mitgliedern des Kreistagsausschusses für Soziales, Familie, Bildung, Sport und Kultur in der jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen wurden: Auszubildende zur Pflegefachfrau oder zum -fachmann - das umfasst die ehemaligen Ausbildungen zum Gesundheits- und Kranken-, Kinderkranken- und Altenpfleger - sowie Azubis der Heilerziehungspflege als auch die entsprechenden Helferberufe können von Januar 2021 an einen Mietzuschuss von 100 Euro erhalten, sofern ihr Ausbildungsbetrieb im Landkreis Ebersberg ist und sie eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt gemietet haben.
Insgesamt stellt das Landratsamt für diese freiwillige Förderung 100 000 Euro zur Verfügung - damit können 83 Auszubildende ein Jahr lang bezuschusst werden. Außerdem soll ein zusätzlicher Spendentopf "Wohnraumförderung" eingerichtet werden. Dadurch könnte die Fördersumme durch Spenden aus der Bevölkerung aufgestockt werden.
Ziel der Fördermaßnahme ist, dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken: Der Landkreis sei für Auszubildende in diesem Bereich nicht sehr attraktiv - viele können es sich schlicht nicht leisten, hier eine Wohnung zu mieten, wie Jochen Specht, Leiter des Teams Demografie im Landratsamt, im Ausschuss erklärte. "Wir können durch den Zuschuss die Miete ein stückweit billiger machen." Bei einer dreijährigen Ausbildung und dem zunächst vereinbarten monatlichen Mietzuschuss in Höhe von 100 Euro entspricht das 3600 Euro, die sich eine Auszubildende oder ein Auszubildender durch die Zuwendung einspart. Ausgeschlossen von der Förderung sind Azubis, die in einer Dienstwohnung leben oder in einem anderweit geförderten Mietverhältnis stehen.
"Es ist ein Versuch", sagte Specht. Warum die Förderhöhe bei genau 100 Euro pro Azubi liegt, erklärte er so: "Reine Machbarkeit." Man wolle definitiv im kommenden Jahr das Angebot überprüfen und gegebenenfalls anpassen, sollten beispielsweise weitaus mehr oder weniger Förderanträge eingereicht werden, als das aktuell vorgesehen Modell berücksichtigt.
Die zur Verfügung stehenden 100 000 Euro stammen aus der freiwilligen Investitionskostenförderung des Landkreises, mit deren Hilfe bislang ambulante Pflegeeinrichtungen bei Anschaffungen finanziell unterstützt wurden. Bei einem runden Tisch mit Vertretern aus Politik, Verwaltung sowie dem Pflegebereich, Versicherungen, einem Seniorenvertreter und einem Allgemeinarzt wurde über die Weiterführung der Investitionskostenförderung für ambulante Pflegedienste beraten. Anfang 2018 einigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darauf, das Geld besser in gezielte Wohnraumförderung zu investieren - um damit ein erfolgversprechendes Mittel zu schaffen, um die Ausbildung zu Fach- und Hilfskräften in der Pflege attraktiver zu gestalten.
"Ich befürchte, wir haben eine Gruppe von Auszubildenden übersehen", sagte Marina Matjanovski (CSU). Azubis zum Erzieher oder zur Erzieherin, ebenso Ausbildungen im Bereich Kinderpflege würden mit der Förderung nicht berücksichtigt. Jochen Specht vom Landratsamt stimmte Matjanovski zu, gab aber zu bedenken, dass die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Bezuschussung eben limitiert seien. "Es sind damit nicht alle Probleme gelöst, das ist klar", ergänzte Landrat Robert Niedergesäß (CSU).
Kreisrätin Marlene Ottinger (Linke) machte ihr Unverständnis in Bezug auf die Deckelung in Höhe von 100 000 Euro klar. "Wer zuletzt kommt, hat halt Pech gehabt", sagte sie. Ottinger sah darin ein Problem. Dem stimmte Omid Atai (SPD) zu. Zusammen beantragten sie, die Fördersumme nach oben hin unbegrenzt zu öffnen - für Atai wäre das auch ein Zeichen der Anerkennung für Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten. Dem stellte sich Sonja Ziegltrum-Teubner (CSU) entgegen. "Ich entscheide nicht über einen Betrag, den ich nicht weiß."
Florian Robida, stellvertretender Leiter des Kreisjugendamts, wies auf die ohnehin belasteten Haushalte in Zeiten von Corona hin. Jochen Specht ergänzte, dass eine unbegrenzte Bezuschussung die Einrichtung eines Spendentopfes überflüssig machen würde. "Ich finde es nicht gut, dass wir das jetzt klein reden", sagte Landrat Niedergesäß. "Ich kenne keinen anderen Landkreis, der so etwas anbietet." Bis auf Ottinger und Atai lehnten die Kreisräte den Antrag, die Fördersumme nach oben zu öffnen, ab. Bei der Abstimmung über die Wohnraumförderung in der von der Verwaltung vorgeschlagenen Form stimmten alle Kreisräte zu.