Der Süden lockt, und zwar nicht nur Zugvögel und Urlauber, auch das Ebersberger Krankenhaus zieht es Richtung Süden. Konkret in den Süden des Kreisklinik-Grundstücks, denn dort, an der Münchener Straße, soll einmal die neue Notaufnahme entstehen. Möglicherweise könnte bereits im kommenden Jahr mit den Arbeiten begonnen werden, zumindest wird der Landkreis für den Haushalt 2025 erste Mittel für die Maßnahme einstellen.
Dies geht aus dem Wirtschaftsplan hervor, der im zuständigen Ausschuss des Kreistages vorgestellt wurde. Darin heißt es, „die Realisierung des Projekts wird nicht vor Quartal I 2025 beginnen können“, dennoch geht man davon aus, irgendwann im nächsten Jahr das Vorhaben anzustoßen. So sind in den Zuschüssen, die der Kreis für seine Klinik 2025 plant, auch solche für die zentrale Notaufnahme auf der Südseite des Krankenhauses dabei.
Diese steht schon länger auf der Agenda, vor allem, weil die Rettungswagen derzeit über die enge Pfarrer-Guggetzer-Straße anfahren müssen, was im Notfall Zeit kostet. Der Plan ist daher, die Notaufnahme an die Münchener Straße zu verlegen, Notfälle könnten dann ohne Umweg durchs Wohngebiet direkt ins Krankenhaus gebracht werden. Darauf wird auch in der aktuellen Sitzungsvorlage verwiesen.
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Seit etwa drei Jahren steht auch fest, wie der Neubau aussehen soll. Neben der Notaufnahme, die im Erdgeschoss und im ersten Stock liegen wird, bekommt im zweiten Stock die Berufsfachschule für Krankenpflege neue Räume. Für die Erweiterung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) ist der dritte und vierte Stock gedacht im fünften wird die Verwaltung einziehen.
Bezahlen soll den Neubau zum größten Teil der Freistaat über Fördermittel. Nach einer aktualisierten Berechnung soll die eigentliche Notaufnahme rund 19,9 Millionen Euro kosten, der Anteil des Landes liegt demnach bei 15 Millionen. Den Rest teilen sich Landkreis und Klinik im Verhältnis acht zu zwei – de facto wird aber weder der 3,9-Millionen-Anteil des Kreises noch die knapp eine Million des Krankenhauses in deren Bilanzen Lücken reißen. Denn die Notaufnahme wird aus einem Erbe finanziert, das die Baldhamerin Ehrentraud Jakob der Klinik im Jahr 2017 zweckgebunden vermacht hat.
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Auch die Berufsfachschule – geplante Gesamtkosten etwa drei Millionen Euro – soll zum größten Teil der Freistaat finanzieren: 2,5 Millionen wird der Landes-Zuschuss laut Berechnung betragen, den Rest teilen sich Kreis und Klinik nach dem bekannten Schlüssel. Keine Fördermittel gibt es hingegen für das MVZ, hier rechnet die Verwaltung mit Kosten von 3,2 Millionen Euro – pro Stockwerk. Diese sollen über einen Kredit bezahlt werden, der, so der Plan, über die Vermietung ans MVZ getilgt werden soll. Überhaupt keine Mittel von außen gibt es für Stockwerk Nummer fünf, wo Verwaltung und Technikzentrale unterkommen sollen. Daher teilen sich die Klinik und der Kreis die dafür anfallenden 1,5 Millionen Euro wieder im Verhältnis zwei zu acht.
Ob im kommenden Jahr allerdings bereits gebaut oder nur geplant wird, steht bisher nicht fest – im Gegensatz zu einem anderen Vorhaben: dem Neubau eines Wohnhauses an der Ecke Von-Scala- und Bürgermeister-Meyer-Straße. Errichten soll das Haus mit 64 Personalwohnungen die Wohnbaugesellschaft des Landkreises, laut dem nun vorgelegten Plan sollen die Bauarbeiten im kommenden Jahr beginnen und bis Ende 2026 ihren Abschluss finden.
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Endgültig vom Tisch ist die Aufstockung auf dem Parkhaus in der Pfarrer-Guggetzer-Straße. Die Planung dafür war bereits Ende vorvergangenen Jahres vorgestellt worden – nicht unbedingt zur Freude der künftigen Nachbarn. Weil wegen der Statik das obere der zwei neuen Stockwerke als eine Art offener Carport geplant war, wurde befürchtet, dass es Lärmbelästigungen geben könnte. Diese Ängste müssen die Anwohner nun nicht mehr haben: Eine aktuelle Kostenschätzung habe ergeben, dass das Vorhaben zu teuer sei und es die Klinik nicht finanzieren könne, zumal es auch kein Fördergeld gibt.
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Das Parkhaus an der Kreisklinik wird aufgestockt, bereits im kommenden Jahr sollen die Arbeiten beginnen. Für die Anwohner könnte es dann ungemütlich werden.
Einiges Geld gibt es kommendes Jahr für die Klinik dagegen vom Landkreis, insgesamt fließen 16 Millionen Euro an Zuschüssen. Davon sind allerdings 12,5 Millionen ein sogenannter Kassenkredit zur Liquiditätssicherung des Krankenhauses, der unter dem Vorbehalt steht, dass ihn der Landkreis nicht selbst benötigt. Weitere größere Posten im Klinik-Budget des Kreises sind ein Zuschuss in Höhe von 1,5 Millionen Euro für medizinische Geräte und die EDV, 1,3 Millionen beträgt der Defizitausgleich für Gynäkologie und Geburtshilfe. Für die zentrale Notaufnahme stehen 450 000 Euro als Zuschuss und 520 000 Euro als Zwischenfinanzierungsdarlehen im Budget.
In den kommenden Jahren dürfte sich der Mittelabfluss Richtung Kreisklinik noch einmal deutlich erhöhen – und das liegt nicht so sehr am anstehenden Großprojekt. Denn der Landkreis gleicht Betriebsverluste seines Krankenhauses binnen fünf Jahren aus, sofern die Klinik in der Zwischenzeit dies nicht selbst mit eigenen Überschüssen geschafft hat. Bis einschließlich übernächstes Jahr ist dies auch der Fall, ab 2027 könnte aber wieder ein Defizitausgleich von etwa 2,7 Millionen Euro zu leisten sein. Richtig teuer wird es für den Landkreis dann aber im Jahr darauf: Weil die Kreisklinik 2023 einen Rekord-Verlust einfuhr, könnte 2028 ein Ausgleich von rund zehn Millionen Euro zu leisten sein.