Ebersberg:Kreative Hunde

Auf ihrem gerade erst begonnen Siegeszug kommt die Band "Pam Pam Ida" am Samstag auch in Ebersberg vorbei. Im Gepäck hat sie aufregende bairische Musik

Von Anja Blum, Ebersberg

Das nennt man dann wohl einen Geheimtipp: Am Samstag, 8. April, spielt im Ebersberger Alten Kino eine junge bayerische Band, die bislang vor allem im Internet für Furore gesorgt hat: Pam Pam Ida. "Ich hab die gebucht, bevor sie überhaupt irgendwo aufgetreten sind", sagt der Chef der Bühne, Markus Bachmeier, denn auch ihn hätten die Videos überzeugt. Nun ist er sehr gespannt, was Pam Pam Ida unter dem Titel "Altmodisch" live zu bieten zu haben. Klar ist eigentlich nur: Sie machen schräge bairischsprachige Lieder irgendwo zwischen Pop und moderner Wirtshausmusik.

Seit Mitte Januar sind die sechs jungen Musiker nun quer durch Bayern auf Tour, und es läuft bislang sehr gut: Einige der Termine sind bereits ausverkauft, in München stehen TV-Aufnahmen an, die Auftritte, die derzeit bis November reichen, werden präsentiert von Bayern 2. Doch wer ist Pam Pam Ida überhaupt? "Das Beste aus Bayern seit Wolfgang Amadeus Mozart und Maria und Margot Hellwig", lautet die Selbstauskunft. Die Heimat der Musiker ist der 700-Seelen-Ort Sandersdorf im Altmühltal, sie kennen sich seit der Schulzeit, geprobt wird in einem Raum über der Garage. Und wenn wieder mal ein Videodreh ansteht, dann hilft die ganze Dorfgemeinschaft mit: Ein Landwirt stellt seinen Hof zur Verfügung, ein paar Freunde geben ein Blockflötenensemble, ein Rentner geht mit seiner Enkelin spazieren und Mädels tanzen. Die Kostüme, allesamt altmodische Klamotten, stammen aus dem Fundus der Familien. Bunt-gemusterte Krawatten und Hemden, sackartige Sakkos - so deppert, dass es schon wieder cool ist.

Allerdings handelt es sich bei Pam Pam Ida eigentlich nicht um eine Band im klassischen Sinn, sondern eher um ein Musikprojekt. Kopf dessen ist Sänger Andi Eckert, ein Klavierstudent, der seit mehreren Jahren sowohl textet als auch komponiert - und sich dabei laut eigenen Angaben bei Georg Ringsgwandl, Paul McCartney und in der Kategorie Bilderbuch bedient. Die Markenzeichen des 29-Jährigen: Weste, Fliege und ein dünner Schnauzer sowie eine charismatische, dynamische Stimme. In seinem Rücken steht das Silberfischorchester, zusammen sind sie Pam Pam Ida.

Band Pam Pam Ida

Sänger Andi Eckert, der Mann mit Fliege, und seine Kollegen von "Pam Pam Ida" machen niveauvolle Musik in Mundart.

(Foto: Pam Pam Ida/oh)

In Eckerts Liedern hört man manchmal die 80er raus, manchmal die Gegenwart, teils will die Einordnung gar nicht so recht funktionieren. Aber das ist Pam Pam Ida völlig egal. Zu gerne entdecken diese Musiker Neues und mischen es mit Altem, ohnehin geht es ihnen um etwas anderes als stilistische Schubladen: "Wir wollen Freude verbreiten", sagt Eckert. Als sein kreatives Credo kann man vielleicht die eindringliche Ballade "Nix vom Leben" verstehen, die der Sänger - ganz bei sich - alleine am Klavier gestaltet. Darin wünscht er sich "ein Lied, das schmalzt", dass man tanzen, träumen und "schmusen ko", denn "sonst hamma nix vom Leb'n". Das Setting: ein Wohnzimmer mit voll gestopfter Bücherwand und altmodischem Lampenschirm - was sonst.

Ansonsten filmt Pam Pam Ida aber lieber unterm bayerischen Himmel, sei es in freier Landschaft oder auf einem Bauernhof. Wie eine fahrende Truppe wandern die Musiker umher, mit großer Trommel, Akkordeon und Kontrabass im Gepäck. In "Schultertanz" wird die "kalte Sophie", also der Winter, zu Grabe getragen - bis am Ende die ganze Trauergesellschaft fröhlich tanzt. In der ersten Veröffentlichung der Band exerziert Eckert in Form eines Gedankenspiels die Welt der Viecher durch. "Manchmal fühl ich mich wie..." - ein Gockl, ein Affe, oder, im Refrain, ein "reidiger Hund, zum Beißen fehlt ma d'Kraft, zum Bellen da Grund". Am Ende stehen die Musiker rund um den Misthaufen, zwischen ihren Beinen tippeln Hühner herum.

Doch Pam Pam Ida können auch ernstere Töne anschlagen: In "Vaterland" prangern sie mit deutlichen Worten den Trend zur Fremdenfeindlichkeit an: Vor psychedelisch anmutenden Bildern aus einem Abflussrohr singt Eckert von "Negern und Moslems" - und von denen, die "Schaum vorm Mund" haben vor lauter Wut. Dazwischen gibt es Gerapptes von Bene.

Dass es sich lohne, bei dieser Band auf die Texte zu achten, schreibt jemand im Internet völlig zu Recht. Und: "Ich hoffe auf mehr!" Es sei freilich nicht selbstverständlich, dass qualitative Musik wie die von Pam Pam Ida Gehör finde, sagt Eckert, doch ganz überraschend sei der Erfolg für ihn auch nicht: "Wir haben da sehr viel Zeit und Energie reingesteckt." Das erste Album sei derzeit in Arbeit, es speise sich aus einem abendfüllenden Bühnenprogramm.

Warum Eckert baierisch singt? "Zufällig", sagt er, "weil man nicht beeinflussen kann, wo man geboren wird." Doch ganz so einfach sei es nicht, in der Muttersprache zu dichten. "Man muss dafür schon was zu sagen haben." Um einiges fantasievoller kommt die Erklärung für den ungewöhnlichen Namen des Musikprojekts daher: Den habe der Schlagzeuger mal geträumt, erzählt Eckert, "das war irgendwie surreal, aber witzig". Und wie sagt man so schön? Der Name ist Programm.

"Pam Pam Ida" am Samstag, 8 April, im Alten Kino in Ebersberg. Beginn ist um 20.30 Uhr, Haus und Küche öffnen um 19.30 Uhr. Karten gibt es online unter www.kultur-in-ebersberg.de oder unter der Nummer (08092) 255 92 05

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