Ebersberg:Kooperation stärkt Integration

Bildungseinrichtungen tun sich schwer beim Eingliedern von Kindern mit Migrationshintergrund. Der Austausch soll helfen

Von Jessica Morof, Ebersberg

Neues Land, neue Sprache, neue Schule: Gerade für Kinder kann es nervenaufreibend und problematisch sein, sich nach einem Umzug in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Die Integration möglich machen heißt es dann - ein Thema das aktuell täglich Beachtung findet, das allen Erziehungs- und Lehranstalten unter den Nägeln brennt. Denn es ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Pädagogen nervenaufreiben. "Ich bin sowas von bedient im Moment", rief beispielsweise Markt Schwabens Grundschulrektorin Susanne Anderl-Schottner am Dienstag bei der 20. Integrationskonferenz im Landkreis aus.

Zwei Mal im Jahr findet die Tagung für all diejenigen statt, die sich in ihrer Arbeit mit Integrationsfragen befassen. Sie soll den Akteuren ein Forum für Probleme und Lösungsmöglichkeiten sowie eine Möglichkeit zur Vernetzung bieten. Das Hauptthema der mehr als 50 Teilnehmer beim aktuellen Treffen: die Integration von Kindergarten- und Schulkindern. Aktuell sind in besonderem Maße die Familien betroffen, die auf der Flucht aus Syrien oder anderen Krisengebieten nach Deutschland kommen. Aber es gilt ebenso für Kinder von Zuwanderern. Sie sind im Landkreis sogar in der Überzahl. "Wir haben eine starke Zuwanderung in den Arbeitsmarkt", erläuterte die Integrationsbeauftragte des Landkreises, Mirjana Šimic.

Für eine gelungene Integration der Kinder benötigt es vor allem eine gute Zusammenarbeit von Bildungsstätten und Behörden und dort setzt die Integrationskonferenz an, erläuterte die Initiatorin Angela Gröschl-Eigenstetter von der Migrationsberatung der Diakonie Rosenheim. "Unser Anliegen ist, in der Einzelfallhilfe so effektiv wie möglich zu sein." Zu den drängendsten Fragen bei der Eingliederung der Kinder ins Ausbildungssystem zählt die nach der richtigen Schul- und Klassenform. Dass es hier häufig zu Schwierigkeiten kommt, darauf deuteten die Wortmeldungen der anwesenden Schulrektoren hin. Anderl-Schottner berichtete beispielsweise von Fällen, in denen Familien ihre Kinder in höhere Klassen einschulen möchten, als das deutsche System für deren Alter vorsieht. Doch auch den anderen Fall gibt es immer wieder. Die Pädagogen rufen deshalb nach mehr professioneller Unterstützung bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund.

Ein Beispiel namens "InMigra-KiD" aus Regensburg zeigt, dass es machbar ist. Die Psychologin Kismet Seiser leitet die Fachstelle, die der Jugend- und Familientherapeutischen Beratungsstelle der Stadt angeschlossen ist, und stellte das Projekt in der Konferenz vor. Es beschäftigt sich ausschließlich mit der Integration von Kindergarten- und Schulkindern. Dabei setzt Seiser vor allem auf die Stärkung der Elternkompetenz und Kommunikation zwischen Familien und Institutionen.

Dies gelingt mithilfe von Sprachmittlern, die bei Beratungsgesprächen dolmetschen, sowie Informationsveranstaltungen für die Eltern. Auf der anderen Seite qualifiziert "InMigraKiD" die Fachkräfte in Schulen sowie Kindergärten, macht sich für Integrationsbeauftragte an allen Schulen und Kindergärten stark und dient als Bindeglied der verschiedenen Institutionen. Das erleichtere die Kommunikation sowie Wissensweitergabe.

Bezahlt werden die Mitarbeiter der Fachstelle sowie die Dolmetscher vom Jugendamt. Etwa 20 000 Euro kostet es im Jahr etwa. "Ich schreie nach dem, was Sie uns vorgestellt haben", sagte Rektorin Anderl-Schottner nach Seisers Vortrag; andere Vertreter aus Schulen stimmten ihr zu. Man wünscht sich Initiativen, die nicht allein vom Schulsystem, nicht allein vom Jugendamt und nicht allein von den Integrationsbeauftragten gestemmt werden müssen.

Seiser empfahl, erst einmal Integrationsbeauftragte in den Einrichtungen zu ernennen, die sich regelmäßig treffen. Auch Šimic zeigte sich nicht abgeneigt. Sie möchte aber zuerst einmal herausfinden, ob ein Interesse daran besteht und weiterhin mit den Akteuren in Kontakt bleiben. Ihrer Ansicht nach sei die Vernetzung der Kindergärten und Schulen bereits gut. "Darauf können wir aufbauen."

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