Die Kreisstadt hat etwas, worauf man in anderen Kommunen durchaus etwas neidisch sein könnte: Ein klar definiertes Zentrum, sogar mit historischen Gebäuden und Ensembles, das gerne für meist gut besuchte Veranstaltungen genutzt wird. Doch manchen ist in diesem Zentrum zu wenig los, besonders der Klosterbauhof könnte besser und öfter genutzt werden, fordert die Initiative Pro Ebersberg.
Vier Probleme hat man bei Pro Ebersberg für den Klosterbauhof ausgemacht: „Keine Begegnungsstätte, kein Kulturtreffpunkt, ein aufwändig gepflasterter Parkplatz, mehr als 300 Tage im Jahr nix los.“ Auf einer digitalen Pinnwand werden darum nun Ideen gesammelt, wie die Fläche zwischen Altem Speicher, Musikschule und Galerie Alte Brennerei belebt werden könnte.
Einige Vorschläge sind dort auch schon eingegangen und es fällt auf, dass das von Pro Ebersberg ausgemachte dritte Problem – die geparkten Autos – offenbar bei vielen ebenfalls als eines betrachtet wird. Die Vorschläge reichen von einem kompletten Parkverbot bis dazu, wenigstens die geltenden Einschränkungen – ab 18 Uhr und an den Wochenenden darf dort eigentlich nicht geparkt werden – besser zu kontrollieren.
Zahlreiche Ideen gibt es auch dazu, was denn alles im Klosterbauhof stattfinden könnte: etwa mehr Sport-, Musik- und Kulturveranstaltungen, ein Bauernmarkt, ein Biergarten, Kunstinstallationen oder auch ein längerer Weihnachtsmarkt in der Adventszeit. Auch zur Ausstattung des Platzes gibt es viele Anregungen, vor allem mehr Schatten im Sommer wird gewünscht. Dazu könnte man Pflanzkübel mit Bäumen aufstellen oder Sonnensegel aufhängen – ein Beitrag regt sogar den Einbau eines ebenerdigen Spritzbrunnens an.
Aus den Ideen sollen konkrete Vorschläge für Politik und Vereine werden
Mit der Ideensammlung greife man eine Forderung aus dem Stadtratswahlkampf wieder auf, sagt Josef Peis, Vorsitzender und Fraktionschef von Pro Ebersberg: Nämlich jene, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern. Schon damals habe man da besonders den Klosterbauhof im Blick gehabt, sagt Peis, „da ist zu wenig los“.
Da man sich auch Bürgerbeteiligung auf die Fahnen geschrieben hat, sei das Instrument der digitalen Pinnwand dafür sehr passend, so Peis weiter, „wir wollen, dass alle mitreden können“. Dass es in Ebersberg durchaus Interesse an dem Thema Klosterbauhof gibt, habe man schon einmal bei einer „Offline-Veranstaltung“ eruiert: Also einer klassischen Umfrage unter Passanten: „Da fanden es alle gut, dass im Klosterbauhof mehr passieren soll – und es kamen auch schon Ideen.“ Auch mit den Anliegern, also den Gastronomen und anderen Geschäftsleuten, habe man sich bereits ausgetauscht.
Als nächsten Schritt wolle man nun die Anregungen von der Pinnwand sichten und gewichten, sagt Peis. Daraus sollen dann konkrete Vorschläge erarbeitet werden, die dann dem Bürgermeister übergeben werden sollen. Aber auch auf die Ebersberger Vereine will Pro Ebersberg zugehen, schließlich wären diese für die von vielen gewünschten Veranstaltungen zuständig.
Verbesserungen ja, aber nicht aus der klammen Stadtkasse, sagt der Bürgermeister
Grundsätzlich könnte man auf dem Platz durchaus etwa mobile Schattenspender, beispielsweise in Form von Pflanzkübeln, aufstellen, sagt Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos), auch mehr Sitzbänke oder Sonnensegel seien an sich möglich – „aber die Stadt hat kein Geld“. Tatsächlich leidet Ebersberg seit zwei Jahren unter einer extrem angespannten Finanzlage, nur durch schmerzhafte Kürzungen gelang es heuer überhaupt einen Haushalt aufzustellen.
Was die Forderung nach zusätzlichen Veranstaltungen betrifft, sieht der Bürgermeister wie Peis hier vor allem die Vereine als Ansprechpartner. Wer den Klosterbauhof nutzen möchte, könne sich an die Stadt wenden, „wir prüfen das dann und genehmigen es – oder auch nicht“. Wobei letzteres sicher nicht der Grund sei, dass nicht mehr Veranstaltungen stattfänden, sagt der Bürgermeister, es kämen einfach nicht mehr Anfragen.
Was wohl auch mit dem großen Aufwand zu tun hat, vermutet Proske, „das erfordert wahnsinnig viel Arbeitsleistung“. Nicht zuletzt, weil die Infrastruktur teilweise auch mitgebracht werden muss, konkret: die Toiletten. Die im Musikschulgebäude seien zu wenige für eine Veranstaltung, die im Alten Speicher nur verfügbar, wenn dieser beteiligt sei. Und es gebe noch eine Schwierigkeit: „Es gibt auch jetzt schon Kritik, dass zu viel los ist.“ So hätten sich einige Geschäftsleute bereits im Rathaus beschwert, wenn der Klosterbauhof wegen einer Veranstaltung für mehrere Tage gesperrt wurde und nicht als Parkplatz genutzt werden konnte.
Die Kritik an der wilden Parkerei will man im Rathaus aufgreifen, sagt der Bürgermeister. So komme es vor, dass verbotenerweise auch im Innenbereich geparkt werde, manchmal würden dazu sogar die Sitzbänke zur Seite gerückt. Auch die Parkverbotszeiten würden nicht immer eingehalten, sagt der Bürgermeister: „Wir werden da ein bisschen die Daumenschrauben anziehen und öfter kontrollieren.“