Klimaschutz:Neues Konzept gegen Energieverschwendung

Klimaschutz: Verbraucher sollen ausdrücklich die eigene Notlage durch die Corona-Krise erwähnen und sie beweisen, raten Verbraucherschützer.

Verbraucher sollen ausdrücklich die eigene Notlage durch die Corona-Krise erwähnen und sie beweisen, raten Verbraucherschützer.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Energieagentur bietet Gemeinden ein System an, das Einsparungen ohne große Investitionen möglich machen soll. Nötig sind dazu eine digitale Datenerfassung und Vergleichswerte.

Von Jessica Morof

Es ist Wochenende, die Schulen haben geschlossen. Trotzdem klettern in einer von ihnen die Heizkosten rasant in die Höhe und niemand bemerkt etwas. Über Monate hinweg fallen so völlig unnötige Ausgaben an. Solche Energie- und Geldverschwendung könnten für Gemeinden bald der Vergangenheit angehören: Um herauszufinden, in welchen Gebäuden sie ihren Energieverbrauch senken können - und vor allem wie - bietet die Energieagentur Ebersberg den Gemeinden ein kommunales Energiemanagement an. Es sammelt Daten, vergleicht sie und findet Verbesserungsmöglichkeiten. Denn: Dass an vielen Stellen Ressourcen und Geld verschwendet werden, sei sicher.

Laut Energieagentur Ebersberg liegen die durchschnittlichen Kosten für Strom- und Wärmeversorgung kommunaler Liegenschaften bei etwa 30 Euro pro Einwohner und Jahr. Dabei könnten es 30 Prozent weniger sein, wenn gespart würde - und das sogar ohne große Investitionen. "Das glaubt nur am Anfang niemand", sagt Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr. Er spricht sich schon seit Jahren für ein solches Management aus, doch "bei den Gemeinden hat es ein bisschen gedauert, bis sie das Einsparpotenzial erkannt haben."

Fünf Gemeinden möchten beim Energiemanagement mitmachen

In den vergangenen Monaten haben sich jetzt aber fünf Gemeinden dazu entschlossen, an dem Projekt teilzunehmen, das in wenigen Wochen starten soll. In einigen Kommunen muss der Entschluss laut Gröbmayr erst noch durch den Gemeinderat; nur Anzing habe das bislang geschafft.

Das Angebot der Energieagentur umfasst für 3000 Euro pro Jahr, beziehungsweise 2400 Euro für Mitglieder des Energienetzwerks, je zwei Liegenschaften so auszustatten, dass die Zähler alle 15 Minuten ihre Werte an die Auswertungsstation der Energieagentur senden. Infrage kommen Schulen, Rathäuser Kindergärten, Feuerwehrhäuser und ähnliche Gebäude.

Im ersten Jahr werden vor allem Daten gesammelt und mit ähnlichen Gebäuden deutschlandweit verglichen. So zeigt sich, an welchen Stellen zu viel Energie verbraucht wird. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Agentur gehe man dann den Ursachen auf den Grund: Beispielsweise ein alter Kühlschrank, ein stetig tropfender Wasserhahn, ein Leck in der Leitung oder falsch programmierte Heizkörper.

Zum Angebot gehören auch Schulungen

"Ein häufiger Fehler ist, dass die Heizungspumpe das ganze Jahr läuft statt nur in der Heizperiode", sagt der Klimaschutzmanager. Das Angebot der Agentur umfasst deshalb auch Schulungen für Beteiligte, beispielsweise den Hausmeister. Zusätzlich bemerkt die Software sofort, wenn es besonders starke Abweichungen gibt. Dann kann der Agenturmitarbeiter eine SMS an den Hausmeister senden und dieser schnell prüfen, wo das Problem liegt.

Der entscheidende Punkt sei das "deutschlandweite Benchmark", so Gröbmayr. Denn erst aus der großen Masse an Daten, die stetig aktualisiert werden, ergebe sich eine gute Vergleichbarkeit. Natürlich könne die Gemeinde auch selbst immer wieder anhand der Rechnungen den Verbrauch von Wasser, Strom und Wärme nachprüfen. Nur tue das erfahrungsgemäß eben niemand so genau, sagt Gröbmayr.

Insgesamt ist das Projekt auf vier Jahre angelegt. Die Kosten sollen die Gemeinden aber schon innerhalb der ersten zwei Jahre wieder reinholen können. Im ersten Jahr sollen nur nichtinvestive Maßnahmen ergriffen werden: also das Abstellen laufender Hähne, die neue Programmierung des Heizsystems und ähnliches. Energieeinsparungen von 10 bis 15 Prozent prognostiziert Gröbmayr dadurch. Im zweiten Jahr sollen es dann noch mal so viel sein mithilfe von gering investiven Maßnahmen, also etwa durch den Kauf eines sparsameren Kühlschranks.

Unternehmen könnten ebenfalls profitieren

"Wir gehen Schritt für Schritt vor", sagt der Klimaschutzmanager. Das gilt auch für das Akquirieren weiterer Teilnehmer. Aber "natürlich wäre es schön, wenn alle 21 Gemeinden mitmachen", sagt er und lacht. Auch Unternehmen sollen irgendwann die Möglichkeit bekommen, am Energiemanagement teilzunehmen. Dass auch sie profitieren können, zeigt sich bereits bei einem Probelauf des Systems in einem Unternehmen.

Welches das ist, verrät Gröbmayr nicht, betont aber: "Es gibt schon nach zwei Wochen ganz klare Ergebnisse und deutliche Ausreißer." Und schon gehen die Mitarbeiter der Energieagentur auf die Suche nach Gründen und Lösungsmöglichkeiten. "Das geht dann alles Ruckzuck."

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