Süddeutsche Zeitung

Ebersberg/Kirchseeon:Runder Tisch abgelehnt

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Nein zu Antrag um ehemaliges Bahnschwellenwerk Kirchseeon im Kreis- und Strategieausschuss des Kreistages

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg/Kirchseeon

Der Ebersberger Kreis- und Strategieausschuss hat einen Antrag der Fraktionen Freie Wähler und Grüne abgelehnt, in dem es um die Zukunft des ehemaligen Kirchseeoner Bahnschwellenwerks geht. Die Antragsteller forderten einen runden Tisch, zu dem neben dem Ebersberger Landrat Vertreter der Gemeinde Kirchseeon, aller Fraktionen des Kreistags, die Spitze der Verwaltung des Landkreises, die Fachbereiche Denkmalschutz, Wasserschutz- und Emissionsschutz sowie die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts geladen werden. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) hatte in einem Redebeitrag vor der Abstimmung erklärt, dass der Kreisausschuss für den Inhalt des Antrags aus seiner Sicht nicht zuständig sei.

Ziel der Beratungen sollte laut Antrag sein, weitere Maßnahmen für das ehemalige Bahnschwellenwerk zu besprechen, zu planen und abzustimmen. Unterschrieben ist der Antrag stellvertretend für die Fraktionen von Grünen-Fraktionssprecherin Waltraut Gruber und dem Vorsitzenden der Fraktionsausschuss-Gemeinschaft Freie Wähler/Bayernpartei Wilfried Seidelmann. Konkret geht es dabei um fünf Punkte. Demnach ist beiden Fraktionen daran gelegen, die beiden denkmalgeschützten Gebäude zu erhalten: Den Wasserturm und das ehemalige Kantinengebäude. Weiter solle der ökologische Erhalt der schützenswerten Pflanzen und Tiere auf dem Brachland gewährleistet sein. Die Einschätzung der Kontaminationen und die Entwicklungen des Geländes insgesamt sind weitere Punkte. Und zu guter Letzt: Eine Energiegewinnung durch Photovoltaik und Nahwärme durch das Wasser der Pumpstation.

Zum Hintergrund: Seit 1992 bekannt wurde, dass das ehemalige Kirchseeoner Bahnschwellenwerk mit seinen etwa 200 000 Quadratmetern durch Quecksilbersalze, Teeröle, Benzole und andere krebserregende Stoffe belastet ist, wurde das gesamte Gelände für die Öffentlichkeit offiziell gesperrt und ist seitdem Brachland. Über die Jahre wurde das Gelände aber zum inoffiziellen Durchgangsweg für Spaziergänger, Schüler, Fahrradfahrer und Gassigeher.

Grundstückseigentümer sind mit 165 000 Quadratmetern die Effe GmbH und mit 30 000 Quadratmeter die Deutsche Bahn. Die Bahn hat infolge eines Gerichtsurteils einen Sanierungsvertrag mit dem Landratsamt Ebersberg abgeschlossen und reinigt das Grundwasser von Giftstoffen. Die Bahn wurde verpflichtet, eine Pumpstation zu errichten und in verschiedenen Bereichen des Geländes Messstellen zu errichten, um insbesondere die Nachhaltigkeit der Reinigungsmaßnahmen für das Grundwasser überprüfen zu können. Diese Prüfung übernimmt fortlaufend das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim.

Alle Versuche, das Gelände voll oder teilweise zu verwerten oder zu nutzen, sind seit knapp 30 Jahren immer wieder gescheitert. Ein Grund ist das nur schwer einschätzbare Risiko für potenzielle Investoren.

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Quelle:
SZ vom 23.10.2020
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