Munter tollen Bijou, Blacky, Brady und Buddy über Treppen und Kratzbäume oder kugeln sich auf bunten Teppichen. Die Geschwister seien die ersten Kätzchen, die im Tierheim Ebersberg geboren wurden, erzählt Karin Fritsch, zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Ebersberg.
Die Kleinen seien begeistert davon gewesen, heute zum ersten Mal frische Luft zu schnuppern. So viele neue Eindrücke sind natürlich anstrengend, weshalb die Kinder von Mama Bibbi das bereitgestellte Futter mit gierigen Happen verschlingen.
28 Katzen leben derzeit in der Auffangstation in Ebersberg. Eine von ihnen ist Roberto, dessen Geschichte zu Herzen geht. Mit einer Lähmung der linken Vorderpfote, deren Ursache wahrscheinlich ein Verkehrsunfall war, wurde er beim Tierarzt abgegeben.
Streckverband statt Amputation
Während man dort keinen anderen Ausweg als eine Amputation sah, gaben die Helfer im Tierheim die Hoffnung nicht auf und unterstützten die Heilung mit einem Streckverband sowie liebevoller Pflege.
Und tatsächlich, nach anfänglichen Schwierigkeiten kann der etwa sechs Monate alte Kater wieder von Kratzbaum zu Kratzbaum springen und den hellen und freundlichen Raum erkunden. Das schmusebedürftige Tier wartet nur noch auf liebenswerte Menschen, die ihm ein neues Zuhause mit vielen Streicheleinheiten bieten.
Es gibt Katzen wie Roberto, die sich in Familien wohlfühlen, zurückhaltendere Artgenossen bevorzugen eine ruhigere Umgebung. Man achte bei der Vermittlung auf die Bedürfnisse der Tiere, erzählt Evelyn Bauer, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Generell seien aufgeschlossene, zutrauliche Katzen leichter zu vermitteln, aber früher oder später finde man ein neues Zuhause für jeden Charakter.
Eine Spritze für 250 Euro
Bei Hunden sei es im Allgemeinen schwieriger, ein passendes Herrchen zu finden. Derzeit leben der Schäfermischling Benno und Marlo, ein Ridgeback-Mix, in Ebersberg. Beide seien anfangs bei geschlossenen Zwingertüren verrückt geworden, erzählt Evelyn Bauer. Da ist es gut, dass das umzäunte Gelände viel Platz für Auslauf bietet. Benno, der eine schlimme Krankheit hinter sich hat, sei an sich aber ein "lieber Hund".
Da er mit lebensbedrohlichen Herzwürmern befallen war, musste er eine Therapie mit drei Spritzen über sich ergehen lassen. Jede Behandlung kostete 250 Euro. Nicht zuletzt wegen solch hoher Tierarztkosten ist das Tierheim für jede Spende dankbar. 90 Prozent der eingelieferten Tiere seien nicht gesund, zu den häufigen Krankheiten zählen Darmwürmer oder Milben, sagt Karin Fritsch.
Mit verschiedenen Leiden kämpften auch die Meerschweinchen, die in einer Kiste im Gewerbegebiet aufgefunden wurden. Inzwischen sind die 15 Männchen und Weibchen, von denen eines Mutter vierer Junger wurde, genesen und zur Abgabe bereit. "Heuer ist allgemein ein Meerschweinchen-Jahr", fasst Evelyn Bauer zusammen.
Für Kanninchen ist Grasgenuss erlaubt
In der Ferienzeit sei immer mehr Betrieb, aber dieses Jahr halte sich insgesamt die Anzahl an aufgegriffenen Tieren glücklicherweise noch in Grenzen. Trotzdem müsse mehr Menschen vor der Anschaffung eines Tieres bewusst sein, dass es Veränderungen ins Leben bringe, appelliert sie.
Die Auffangstation des Tierschutzvereins nimmt sich eigentlich nur Fundtieren an, aber bei besonders schlimmen Haltungsbedingungen müsse man dennoch eingreifen, sagt die Vorsitzende. Ein solcher Fall sind die drei Kaninchen, die in ihrem Gehege genüsslich Gras mümmeln. Sie wurden beschlagnahmt, nachdem eine Nachbarin, welche die Tiere während des Urlaubs der Besitzer versorgen sollte, die Tierquälerei meldete.
Sieben Langohren in einem Vogelkäfig, vier sterben
Insgesamt sieben Langohren wurden in einem Vogelkäfig gehalten, zwei von ihnen waren zum Zeitpunkt der Rettung bereits verstorben, zwei weitere mussten eingeschläfert werden. Das Handyfoto der Unterbringung, lässt kalte Schauer über den Rücken laufen.
"Man hat mit vielen schrecklichen Vorfällen zu tun, und was wir erfahren, ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges," sagt Evelyn Bauer. Auf der anderen Seite stimmen Geschichten wie von Roberto, den Katzenkindern und vielen anderen Tieren zufrieden, sagt ihre Kollegin Karin Fritsch.