Amtsgericht Ebersberg:"Ich kann nur bestätigen, dass ich nichts weiß"

Im Prozess um die mutmaßliche sexuelle Belästigung mehrerer Angestellter eines Bekleidungsgeschäfts haben zwei Zeuginnen den Angeklagten entlastet.

Von Merlin Wassermann, Ebersberg

Der Prozess gegen den Geschäftsführer eines Bekleidungsgeschäfts, der jahrelang mehrere Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben soll, ist am Dienstag in die nächste Runde gegangen. Diese fiel allerdings weit weniger spektakulär aus, als angekündigt: Drei der fünf geladenen Zeuginnen und Zeugen erschienen aus unterschiedlichen Gründen nicht vor dem Ebersberger Gericht, darunter auch der Psychiater einer der Zeuginnen, die ursprünglich Strafanzeige gestellt hatten. Er und die anderen Abwesenden werden an einem anderen Datum zum Sachverhalt vernommen werden.

Der Angeklagte wird von zwei ehemaligen Mitarbeiterinnen beschuldigt, über Jahre hinweg nahezu alle Mitarbeiterinnen in seinen Filialen auf die ein oder andere Art sexuell belästigt zu haben. Dazu gehört Grapschen ebenso wie anzügliche Sprüche und das Ausführen von "Wippbewegungen", wenn er hinter den Frauen stand. Auch soll der Mann cholerisch und herrisch gewesen sein. Verschiedene Zeuginnen, die zum größten Teil nicht mehr im fraglichen Geschäft arbeiten und oft im Streit mit dem Angeklagten auseinander gegangen sind, berichteten übereinstimmend von derartigen Vorkommnissen.

Ehemalige Mitarbeiterinnen entlasten den Angeklagten

Doch auch für die Gegenseite lassen sich genug Stimmen finden, die dem Angeklagten bescheinigen, er sei ein vorbildlicher Chef: Höflich, korrekt, ruhig, herzlich. Meist sind diese Stimmen bis jetzt von Frauen zu vernehmen gewesen, die noch in der Firma des Angeklagten angestellt sind. Am Dienstag hingegen äußerten sich zwei Zeuginnen, die in keinem Arbeitsverhältnis mehr zu ihm stehen. Sie berichteten übereinstimmend, dass sie nie ein inkorrektes Verhalten bemerkt oder anzügliche Sprüche gehört hätten und schon gar nicht selbst angegangen worden sein. Eine der Zeuginnen drückte es sokratisch aus: "Ich kann nur bestätigen, dass ich nichts weiß."

Zwar habe es durchaus Körperkontakt zwischen dem Chef und seinen Mitarbeiterinnen gegeben, allerdings höchstens in Form einer einvernehmlichen Umarmung zur Begrüßung. Auch das Bild eines cholerischen, herumschreienden Chefs erkannten sie nicht wieder. Er habe stets höflich gefragt, zum Beispiel nach Kaffee oder wenn er Hilfe bei der Warenanlieferung brauchte. Sofern die beiden Zeuginnen die Wahrheit gesagt haben, könnte das dem Angeklagten zugutekommen. Der Prozess dauert jedoch noch weiter an, der nächste Verhandlungstag ist für Mittwoch, 23. März, angesetzt.

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