Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:"Die Werke werden immer politischer"

Der Ebersberger Jugendkulturpreis ist zum 22. Mal ausgeschrieben. Unter dem Motto "Platz da!?" sind Kindern und Teenagern künstlerisch keine Grenzen gesetzt.

Von Hanna Emunds, Ebersberg

Platz da!? Ist das ein Ausruf, ein Befehl? Oder doch eine Frage? Ganz klar wird das nicht. Soll es aber auch gar nicht. Denn bei "Platz da!?" handelt es sich um das diesjährige Motto des Jugendkulturpreises, den der Kreisjugendring (KJR) Ebersberg nun schon zum 22. Mal auslobt. Dabei wurde mit Absicht viel Raum für Interpretation gelassen. Alles, was Kindern und Jugendlichen zu diesen beiden Worten einfällt, können sie als Kunstwerke zum Wettbewerb einreichen.

Bis zum 11. Januar haben die jungen Kreativen Zeit, ihre Werke abzugeben. Wie auch schon bei der Interpretation des Themas, sind ihnen bei der Darstellungsform keine Grenzen gesetzt. Egal ob Zeichnung, Comic, Skulptur oder Film: Jede Kunstform kann am Wettbewerb teilnehmen. Kinder und Jugendliche sollen zeigen, was sie bewegt. Als Individuen, aber auch als Generation.

Diese Offenheit ist den Veranstaltern wichtig. "Wir möchten, dass die Kinder und Jugendlichen offen an das Thema herangehen", sagt Babsi Lux, Jury-Mitglied des Kulturpreises für den Nachwuchs. Die Jugendlichen nähmen die Themen des Wettbewerbs erfahrungsgemäß anders an als beispielsweise Arbeitsaufträge im Kunstunterricht. Und deshalb seien auch die Ergebnisse immer anders und spannend. Teilnehmen können Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 21 Jahren, egal ob alleine, als Gruppe oder als ganze Schulklasse. Als Preisgeld stehen 2 500 Euro zur Verfügung, die zwischen den Siegern aufgeteilt werden.

Die Jury besteht aus Konrad Peters und Sophia Stiftinger vom KJR, Babsi Lux vom Alten Kino, Luci Ott vom Ebersberger Kunstverein, dem Geräuschemacher Max Bauer und dem Fotografen Peter Hinz-Rosin. Auch in diesem Jahr hoffen die Juroren wieder auf zahlreiche Einsendungen kunstbegeisterter Jugendlicher, denn der Wettbewerb erfreut sich von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit. Waren es im Jahr 2016 lediglich 13 Teilnehmer, stieg die Zahl der Beiträge seitdem stetig an. 2019 reichten breites 68 junge Künstler ihre Werke ein. Woran das liegt, darüber ist man sich beim KJR nicht vollkommen einig: Natürlich, das Preisgeld sei sicher verlockend, doch vor allem würde sich die Jugendlichen über die Plattform freuen, die man ihnen mit dem Preis biete.

Denn am Ende des Wettbewerbs winkt eben nicht nur das Preisgeld, nein, alle Kunstwerke werden auch Teil einer Ausstellung im Kunstverein Ebersberg sein. Damit wolle man zeigen, dass man die Kinder und Jugendlichen ernst nehme, so Lux. "Für sie ist es schon etwas Besonderes, ihre Arbeiten so wertgeschätzt zu sehen", erzählt Philipp Spiegelsberger, Projektleiter des Jugendkulturpreises und Geschäftsführer des KJR. Das sei motivierend für die jungen Menschen und natürlich würde sich so etwas auch herumsprechen.

Doch nicht nur die Teilnehmerzahlen haben sich verändert: "Die Werke werden immer politischer", sagt Babsi Lux. Besonders das Thema Umwelt beschäftige die jungen Künstler sehr, und das schon seit mehreren Jahren. Das Motto "Platz da!?" bietet auch in diesem Fall wieder viele Assoziationsmöglichkeiten. Doch egal, was den jungen Künstlern einfällt, solange ihr Kunstwerk Bezug zum Thema hat, können sie teilnehmen.

Um den Wettbewerb so fair wie möglich zu halten, lässt sich die Jury viel Zeit bei der Beurteilung der Werke und hat dafür ein zweistufiges Bewertungssystem entwickelt. Im ersten Schritt bewerten die Jurymitglieder die einzelnen Arbeiten, ohne Namen und Alter der Schöpfer zu kennen. Erst in einem zweiten Durchgang werden diese Informationen noch miteinbezogen. "Wir achten besonders darauf, wie viel Bezug die Jugendlichen auf das Thema nehmen und wie kreativ es dann letztendlich umgesetzt worden ist", erklärt Lux. Außerdem bildet die Jury stets Kategorien - je nach Art und Zahl Einreichungen.

Im vergangenen Jahr konnten die finale Ausstellung und auch die Preisverleihung Corona-bedingt nur online stattfinden, 2022 ist beides wieder mit Besuchern im Kunstverein geplant. Einen Videorundgang durch die Ausstellung, der wegen der Pandemie erstmals aufgenommen wurde - ein gewaltiger Aufwand, wie Lux berichtet -, soll es aber weiterhin geben. Er ist dann auch nach Ende der Ausstellung auf der Website des KJR verfügbar, sodass die Kunstwerke weiter bewundert werden können. Die Abgabe der Beiträge ist bis zum 11. Januar in der Geschäftsstelle des Kreisjugendrings, Bahnhofstraße 12, Ebersberg, möglich. Die Ausstellung im Studio an der Rampe, Klosterbauhof 6, wird eröffnet am Freitag, 28. Januar, um 15 Uhr. Die Preisverleihung findet dann statt am Sonntag, 20. Januar.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2021/koei
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