Ebersberg:Jeder will mitspielen

Ebersberg: Voller Körpereinsatz: Mit Begeisterung und Leidenschaft spielen die jungen Männer aus den Flüchtlingsunterkünften um den Pokal.

Voller Körpereinsatz: Mit Begeisterung und Leidenschaft spielen die jungen Männer aus den Flüchtlingsunterkünften um den Pokal.

(Foto: Christian Endt)

In vier Mannschaften messen sich Flüchtlinge aus Ebersberg beim ersten "Refugee Soccer Cup"

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Auf der Rasenfläche hinter dem evangelischen Gemeindehaus stehen Bierbänke, Tische und Getränkekisten bereit - für die anschließende Grillparty. Schon hier hört man begeisterte Jubelrufe und Stimmengewirr. Ein paar Meter weiter den schmalen Schotterweg entlang, und man gelangt zu einem Bolzplatz neben einem Maisfeld, auf dem zwei Fußballtore aufgebaut sind. Kleine Hütchen markieren den Rand des Fußballfeldes, auf dem zwei Mannschaften, eine mit grünen und die andere mit weißen Trikots, voller Eifer um den Ballbesitz kämpfen. Der "Refugee Soccer Cup" ist in vollem Gange.

Insgesamt haben die Flüchtlinge aus Ebersberg vier Mannschaften zusammengestellt. Jede Flüchtlingsunterkunft bildet ein eigenes Team. "Die Asylbewerber aus den verschiedenen Unterkünften begegnen sich untereinander nicht sehr oft. Da ist das Fußballturnier eine gute Gelegenheit", wie Elmar Wimmer aus dem Helferkreis für Asylbewerber in Ebersberg erzählt. Ihre Teamaufstellung haben die Asylbewerber untereinander vereinbart, das war gar nicht so einfach: "Das Problem war, dass jeder mitspielen wollte!" Bis zu 15 Teammitglieder haben die Unterkünfte vor dem Turnier angegeben. Pro Mannschaft erlaubt die Spielfeldgröße aber lediglich acht Fußballer.

Die übrigen stehen nun zunächst am Rande des Fußballfeldes und versuchen sich in Geduld zu üben, bis sie eingewechselt werden. Schwierig, wenn doch alle auf dem Feld mit Begeisterung und Leidenschaft bei der Sache sind - wer will sich da schon auswechseln lassen? Fußball, das sei für die meisten in Ebersberg untergebrachten Asylbewerber eine ihrer liebsten Freizeitbeschäftigungen. "Die sind fast jeden Tag hier oben auf dem Bolzplatz beim Fußballspielen. Ab spätestens 18 Uhr ist der Platz voll", erzählt Wimmer. Seit zwei Monaten erst betreut er einige der Asylbewerber aus dem sogenannten "Containerdorf". Trotzdem scheint es, als ob er fast jeden der Flüchtlinge persönlich kennt und umgekehrt als wichtige Bezugsperson wahrgenommen wird. Einer aus dem Fußballteam ruft ihn weg - er wird für die Organisation eines Wechsels gebraucht.

Um andere Bewohner aus dem Containerdorf kümmert sich Thomas Schmidt-Behounek aus dem Helferkreis. Er ist der Hauptorganisator des Fußballturniers. Unterstützt haben ihn die übrigen Freiwilligen des Helferkreises. Etwa 100 Ebersberger und Bewohner aus dem Umkreis seien mittlerweile Mitglied im Helferkreis. Schmidt-Behounek selbst ist seit Oktober des vergangenen Jahres dabei. Er betont, dass die Asylbewerber selbst den Großteil der Vorbereitungen für die Fußballveranstaltung übernommen haben. So lag es in der Verantwortung der Flüchtlinge, sich um den Aufbau des Buffets sowie teilweise um dessen Zubereitung zu kümmern. Im Mai 2014 wurde der Helferkreis in Ebersberg gegründet. Joseph Proppst-Meier ist von Beginn an aktives Mitglied. Einige aus dem Helferkreis könnten sich leider nicht aktiv engagieren, wie er anmerkt. "Aber viele sind auch zehn bis 15 Stunden jede Woche tatkräftig dabei und sind beispielsweise Sprachpaten für einen oder mehrere Asylbewerber", sagt Proppst-Meier. Langfristig gesehen reiche das aber nicht aus: "Wir bräuchten noch viel mehr Unterstützung von amtlicher Seite."

Viele der Asylbewerber sind mit Fahrrädern zum Bolzplatz gekommen. In Reih und Glied haben sie diese an die Gartenzäune der gegenüberliegenden Wohnhäuser gelehnt. Die jungen Männer, die selbst nicht spielen, sitzen am Spielfeldrand und fiebern mit ihrem Team mit. Ausgelassenen Jubel gibt es, wenn die eigene Mannschaft ein Tor schießt, dann hält es die Zuschauer auch nicht mehr auf den Plätzen. "Es ist faszinierend, was Fußball alles kann. Fußballspielen als Gemeinschaft, das scheint überall zu funktionieren", zeigt sich Schmidt-Behounek sichtlich begeistert.

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