Ebersberg in Zahlen:Krisengewinner Auto

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Im Landkreis Ebersberg wird sehr viel gependelt, daran hat offenbar auch Corona nichts geändert. Experten gehen sogar davon aus, dass der Individualverkehr dadurch noch verstärkt wurde

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Weg in die Arbeit führt für die meisten Bewohner des Landkreises aus diesem hinaus. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Planungsverbandes äußerer Wirtschaftsraum München. Demnach fahren nicht nur mehr Ebersberger zum Arbeiten in andere Landkreise, als Leute von Außerhalb nach Ebersberg - es arbeiten auch mehr Ebersberger außerhalb des Landkreises, als es hier Arbeitsplätze gibt.

Im Jahr 2019 - aktuellere Daten liegen noch nicht vor - pendelten 43 094 Einwohner des Landkreises zum Arbeiten anderswo hin. Die meisten davon, nämlich 36 301, hatten ihr Ziel in der Region, also in einem anderen Münchner Umlandkreis oder der Landeshauptstadt. Umgekehrt kamen insgesamt 22 659 Personen, die nicht im Landkreis wohnen, zum Arbeiten nach Ebersberg, auch hier ist der Verkehr innerhalb der Region München am größten: insgesamt 14 222 der Einpendler kommen aus Dachau, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, Starnberg sowie Stadt und Landkreis München. Insgesamt 10 119 Personen haben zwar sowohl Wohnort wie Arbeitsplatz im Landkreis, beide liegen aber nicht in derselben Kommune. Was bedeutet, dass Einpendler ungefähr die Hälfte aller im Landkreis vorhandenen Arbeitsplätze ausfüllen, 41 632 sozialversicherungspflichtige Jobs gab es hier insgesamt Ende 2019.

Wo die Ebersberger, die nicht im Landkreis arbeiten, genau hinpendeln, ist in den Daten zwar nicht erfasst, dafür aber, wo die Zahl der Einpendler besonders hoch ist. Für die Landkreise sind das zum einen Starnberg und Freising, wo sich Ein- und Auspendler in etwa die Waage halten: In Starnberg stehen 32 015 Ein- nur 29 542 Auspendler gegenüber, in Freising sind die Zahlen mit 47 569 zu 47 594 sogar nahezu gleich. Besonders viele Pendler zieht aber München an: Der Landkreis zählte 2019 insgesamt 129 361 Einpendler, davon 129 361 aus der Region. Umgekehrt fahren nur 92 379 Bewohner des Landkreises München zum Arbeiten anderswo hin, 78 295 in die Region. Noch einseitiger ist das Verhältnis für die Landeshauptstadt: 403 100 Einpendler, davon 210 623 aus der Region, waren es 2019. Umgekehrt verließen nur 191 015 Münchner ihre Stadt, um anderswo zu arbeiten, 127 681 blieben dabei in den Umlandkreisen.

Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie des MVV ergab, nutzen die Bewohner des Umlandes für die Pendelei hauptsächlich das Auto, Ebersberg bildet da keine Ausnahme. Dementsprechend gut sind die Landkreisbürger auch motorisiert: Statistisch hat mehr als jeder zweite ein Auto, auf 1000 Bewohner des Landkreises kommen 580 Pkw. Außerdem waren Ende 2019 noch 144 sonstige Fahrzeuge zugelassen, also etwa Lastwagen, Zugmaschinen oder Busse.

Im Vergleich mit den Nachbarn liegen die Ebersberger damit im oberen Bereich, der regionale Durchschnitt beträgt 556 Personenautos und 113 sonstige motorisierte Vehikel pro 1000 Einwohner. Rechnet man dagegen nur den Wert der Umlandkreise, sind die Ebersberger sogar ein Stück weit untermotorisiert: Der Durchschnitt liegt bei 625 Autos und 151 sonstigen Kraftfahrzeugen. Ersterer Wert liegt damit ein gutes Stück über dem Bayernschnitt mit 608 Pkw pro 1000 Einwohner, letzterer etwas darunter, der Wert für Bayern beträgt bei den sonstigen Fahrzeugen 166. Was wohl daran liegen dürfte, dass hier auch landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge eingerechnet werden und die Landwirtschaft in der Region seit Jahrzehnten gegenüber dem Wohnen an Bedeutung verliert. Am wenigsten Fahrzeuge pro 1000 Einwohner in beiden Kategorien verzeichnet die Landeshauptstadt mit 489 Personenwagen und 76 sonstigen Motorfahrzeugen, den größten Fuhrpark haben laut Statistik die Landsberger mit 666 Pkw und 196 sonstigen Kraftfahrzeugen. Insgesamt ist der Fahrzeugbestand pro 1000 Einwohner in der Region seit 2009 um 31 Pkw und 17 sonstige Vehikel gewachsen.

Wie sich die Corona-Krise auf diese Entwicklung und die Pendlerströme auswirkt, ist noch nicht sicher, erste Zahlen lassen aber langfristig keine größeren Änderungen erwarten. So gibt es bereits Daten zur Entwicklung der bundesweiten Verkehrsströme, demnach sind besonders im Flug- und Schienenverkehr die Nutzerzahlen gesunken, ebenso im Öffentlichen Nahverkehr. Teilweise wurden hier nur noch ein Viertel der Werte von vor der Krise erreicht.

Beim Autoverkehr gab es zwar ebenfalls Einbrüche, diese aber hauptsächlich in den Monaten April und Mai 2020 und noch einmal - aber deutlich geringer - in den Wochen um den Jahreswechsel auf 2021. Laut einer Umfrage des Deutsches Zentrums für Luft- und Raumfahrt aus dem Herbst 2020 gaben die meisten Personen an, sie nutzten das Auto aber auch das Fahrrad mittlerweile wie vor Ausbruch der Pandemie. Für die Statistiker ist damit auch der Individualverkehr "Gewinner der Corona-Krise".

© SZ vom 27.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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