Wohnen im Landkreis:Ebersberger Immobilien-Markt "leer gefegt"

Baukindergeld vor allem für Kauf statt Neubau

Ein Anblick, den man im Landkreis Ebersberg immer seltener sieht: Immobilien, die neue Besitzer suchen.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Corona-Krise stellt den Landkreis Ebersberg auch bei Immobilien auf die Probe - nicht nur weil die Nachfrage nach Wohnraum steigt.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Wer in Ebersberg und Umgebung mit anderen ins Gespräch kommen möchte, kann als Icebreaker immer die Immobilienlage im Landkreis ansprechen. Fast jeder hat schon mit den Kauf- und Mietpreisen in der Region Erfahrungen gemacht, sei es auf der Suche nach einem Haus, oder man will sich eine größere Wohnung anschaffen.

Die Preise für Immobilien sind, wie in allen Orten nahe der Landeshauptstadt, in den vergangenen Jahren enorm gestiegen; für ein Eigenheim kann man schnell mal 800 000 Euro und mehr hinblättern. Jetzt, mit Corona, scheint das Zuhause eine neue Bedeutung zu gewinnen: Man verbringt mehr Zeit in den eigenen vier Wänden, isst, arbeitet, lebt dort. Vor allem für Familien wird es daher immer wichtiger, mehr Platz zu haben. Doch wie hat sich die Pandemie bisher auf das Kaufverhalten im Landkreis ausgewirkt?

An den Zahlen lässt sich ablesen, dass bisher weniger Kauffälle eingegangen sind als im vergangenen Jahr, heißt es aus dem Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Bereich des Landkreises Ebersberg. "Der Immobilienmarkt ist relativ leer gefegt momentan", so eine Mitarbeiterin. Außerdem seien am Anfang der Pandemie viele Besichtigungen nicht möglich gewesen. Um jedoch ein vollständiges Bild von den Käufen abgeben zu können, müsse man die nächsten Monate noch abwarten.

Ein Blick in den Grundstücksmarktbericht des vergangenen Jahres zeigt bereits, dass im Vergleich zu 2018 die Eigentumsübergänge sowohl bebauter als auch unbebauter Grundstücke sowie Eigentumswohnungen im Landkreis Ebersberg merklich gesunken sind. Insgesamt 1454 Immobilien wurden verkauft, im Vergleich zu 1589 im Jahr 2018. Außerdem geht der Trend anscheinend dahin, das eigene Häuschen selbst zu bauen.

"Die Nachfrage ist nicht eingebrochen", erklärt das Jürgen Weidlich, "es gibt zu wenig Objekte." Grundstücke etwa gebe es so gut wie keine. Weidlich ist Immobilienmakler aus Kirchseeon und zudem Sprecher für den Immobilienverband Deutschland (IVD) im Kreis Ebersberg. Mit den Lockerungen in der Corona-Pandemie lief dann auch der Betrieb wieder normal an, erzählt Weidlich. "Seit August, September hat sich die Nachfrage enorm verstärkt", sagt er. "Der Markt hat sich total belebt." Normalerweise sei es gerade um diese Zeit etwas ruhiger. Sowohl Eigennutzer als auch Kapitalanleger seien aber gerade jetzt vermehrt auf der Suche nach Kaufobjekten - obwohl die Preise eher angezogen haben, so Weidlich.

Auch andere Kollegen aus dem Landkreis hätten diese Entwicklung bestätigt. "Corona treibt die Kapitalanleger in den Sachwert", sagt der Makler. Und auch die Eigennutzer wollen ihr Geld in Anbetracht der gesunkenen Zinsen in Immobilien investieren. "Die Nachfrage nach größeren Einheiten steigt", so Weidlich. "Viele wollen ein Arbeitszimmer, einen Garten." Um ein eigenes Haus zu kaufen, würden derzeit auch viele Eigennutzer einen Aufschlag zusätzlich zum Kaufpreis zahlen.

Diese Entwicklungen, ist sich Weidlich sicher, seien vor allem durch die Nähe Münchens bedingt und ließen sich nicht stoppen. Doch was mit dem Immobilienmarkt im Landkreis passiert, wenn die Pandemie noch einmal richtig zuschlägt, das lässt sich schwer vorhersagen, so Weidlich: "Was dann passiert, weiß man nicht."

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