Süddeutsche Zeitung

Immobilien:"Man liegt schnell bei einer Größenordnung von 1,2 bis 1,3 Millionen Euro"

Dahler & Company, nach eigenen Angaben Spezialist für Premium-Immobilien, hat nun in Ebersberg ein Büro eröffnet. Chef Ingo Kosche über zahlungskräftige Familien, explodierende Preise - und etwas, das es im Landkreis leider nicht gibt.

Interview von Barbara Mooser, Ebersberg

Hochwertige Immobilien in besten Lagen: Das ist nach eigenen Angaben die Spezialität des Immobilienmaklers Dahler & Company. Nun wurde auch ein Standort in Ebersberg eröffnet, der sechste in Bayern. Inhaber ist Ingo Kosche. Der Wirtschafts- und Organisationswissenschaftler arbeitete unter anderem in den USA bei General Electric und war zuletzt bei Media Markt Saturn tätig. Während der Suche nach einem eigenen Haus für seine Familie und sich im Landkreis Ebersberg fasste der 52-Jährige den Entschluss, seine berufliche Zukunft in dieser Branche zu suchen. Im Interview spricht er darüber, was der Markt zu bieten hat - und wo er dann doch passen muss.

SZ: Wenn man sich auf der Homepage Ihres Unternehmens die Angebote anschaut, stößt man erst einmal auf eine "außerordentliche Meerblick-Villa" oder ein "spektakuläres Penthouse". So etwas gibt es ja im Landkreis Ebersberg eher nicht... Was haben Sie denn hier im Angebot?

Ingo Kosche: Das Angebot spiegelt natürlich diese Region wider. Dieses spektakuläre Penthouse, von dem Sie sprachen, das finde ich jetzt in Ebersberg weniger. Aber auch Einfamilienhäuser können in eine hochpreisige Richtung gehen. Wir haben interessante, attraktive Immobilien, gerade im Raum Vaterstetten und Baldham. Generell sind Doppelhaushälften, Einfamilienhäuser oder Reihenhäuser das, was hier vor allem nachgefragt wird. Junge Familien, die aus der Stadt rauskommen, die wollen so etwas gerne haben, mit viel Platz zum Spielen für ihre Kinder - das ging mir ja selbst auch nicht anders.

Können sich junge Familien hier überhaupt noch was leisten?

Es hängt natürlich von verschiedenen Parametern ab und die Interessenten haben sich oft schon mit ihren Optionen beschäftigt. Die meisten haben sich informiert, beispielsweise bei ihrer Hausbank, und die Möglichkeiten eruiert, die sie an dieser Stelle haben. Mit diesen Vorstellungen gehen sie dann auf den Markt. Wenn man mit den Leuten spricht und feststellt, sie haben sich informiert, dann ist das schon ein erster wichtiger Schritt.

Was muss man denn im Landkreis Ebersberg für ein richtig cooles Einfamilienhaus ausgeben?

Man kann sich da am Grundstücksmarktbericht orientieren. Da lagen wir 2020 bei 8950 Euro pro Quadratmeter bei einem freistehenden Einfamilienhaus. Bei einer Durchschnittsgröße von 140, 150 Quadratmetern liegt man also schnell bei einer Größenordnung von 1,2 bis 1,3 Millionen Euro. Das muss natürlich erst einmal gestemmt werden, das ist schon klar. Aber man muss sehen, das ist ein stetig wachsender Markt. Das Jahr vorher lag der Preis bei 7750 Euro, der Preis ist also um 1200 Euro gestiegen innerhalb eines Jahres, das ist natürlich enorm. Da spielt auch die Zeit der Pandemie eine Rolle, hier ist die Nachfrage gestiegen. Hätte man in eine Glaskugel geschaut, hätte man das in dieser Form vorher so wohl nicht gesehen.

Woran liegt das?

Es gab sehr viel Bewegung aus der Stadt heraus aufs Land. Das liegt zum Teil auch daran, dass sich die Arbeitsweise geändert hat. Durch dieses im Lockdown zunächst auferlegte Home-Office haben sich inzwischen neue Arbeitsformen entwickelt, oft eine Kombination aus Home-Office und Präsenz im Büro. Da sagen sich inzwischen viele, es lohnt sich, auch mal längere Strecken in Kauf zu nehmen, weil ich das nicht mehr jeden Tag machen muss, sondern vielleicht nur zweimal in der Woche.

Also das Home-Office hat auch den Immobilienmarkt verändert?

Ja, ich denke sogar ganz stark.

Sie hatten vorher Vaterstetten erwähnt, dass dort die Immobilien sehr hochpreisig sind, ist nicht ganz neu. Aber gibt es denn Ecken im Landkreis, wo noch günstiger etwas zu haben ist?

Wer bereit ist, von den Gebieten mit der größten Nachfrage der Interessenten wegzugehen - also Poing, Vaterstetten und dann die B304 Richtung Ebersberg - ein Stück in die südlicheren Regionen und in den ländlicheren Raum, der kann noch etwas günstiger etwas bekommen. Dort gibt es auch Angebote, wenn auch nicht wie Sand am Meer. Das ist allgemein die Herausforderung: Die Nachfrage ist groß, das Angebot wird leider immer geringer, weil wenig Bauland da ist und wenig Wohnraum geschaffen wird.

Nochmals zurück zu den Premium-Immobilien, für die Ihr Unternehmen eher bekannt ist - kommt so etwas im Landkreis Ebersberg überhaupt auf den Markt?

Ja. Ich hatte erst letzte Woche eine Anfrage für eine Bewertung einer zugegeben recht großen Immobilie. Diese haben wir auf drei bis dreieinhalb Millionen Euro geschätzt. Gerade im Bereich Vaterstetten/Baldham gibt es mehrere solcher Häuser, nur werden die natürlich nicht ständig auf dem Markt angeboten, das muss man auch klar sagen.

Gut sanierte Bauernhäuser, kleine Schlösschen, Gutshäuser, was sich der Laie so unter Premium vorstellt - haben Sie denn auch sowas im Angebot?

(lacht) Leider Gottes haben wir so etwas im Landkreis Ebersberg nicht. Mein Kollege im Regensburg hingegen hat momentan sogar gleich zwei Schlösser im Angebot!

Unterscheidet sich der Landkreis Ebersberg von anderen Landkreisen rund um München?

Vom Preisgefüge her gibt es natürlich sehr wohl Unterschiede. Es ist schon eine andere Nummer, wenn man beispielsweise am Tegernsee oder im Raum Starnberg ein Haus erwirbt. Insofern gibt es, aufgrund der vergleichsweise moderaten Konditionen, eine stärkere Wanderung von der Stadt in diese Region.

Teuer kann es trotzdem auch hier werden. Was würden Sie einer Familie raten, die sich eine Immobilie nur unter Mühen leisten kann - trotzdem zuschlagen?

Jein, das ist schwierig. Ich kann es niemandem ausreden und ich will auch niemanden überreden. Gegebenenfalls findet man eine Lösung, um die Situation für Käufer wie Verkäufer angenehm zu lösen.

Aber Sie gehen schon davon aus, dass der Wert von Immobilien weiter steigt?

Das ist natürlich schon wieder ein Blick in die Glaskugel. Der Bauzins hat sich bereits verändert, die EZB erhöht ihren Leitzins jetzt auch noch. Ich denke, der Immobilienwert hier im süddeutschen Raum wird nicht fallen, gegebenenfalls stagnieren, aber das wird sich irgendwann wieder nivellieren. Aber wie gesagt: Das sind alles nur Prognosen, es ist sehr schwierig, in die Zukunft zu schauen.

Wieso haben Sie sich eigentlich entschieden, in Ebersberg Ihr Büro zu eröffnen, nicht in Vaterstetten, wo doch vermutlich mehr Kunden wohnen?

Mein Lizenzgebiet ist der Landkreis Ebersberg, und ich wollte deshalb auch gerne "Ebersberg" im Namen meines Büros haben.

Sie selbst wohnen in Anzing, wie gefällt es Ihnen dort?

Sehr gut. Es ist unsere Wahlheimat, wir haben uns gut eingelebt, man geht in die Vereine, macht mit - das macht Spaß.

Was mögen Sie persönlich am Landkreis?

Die ländliche Idylle. Wir sind unter anderem auch wegen der Kinder aus der Stadt nach Anzing gegangen. Das genieße ich am Ort: Ich kann die Kinder laufen lassen, ohne dass ich gleich Angst haben muss, dass ihnen was passieren könnte.

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