Ebersberg:Hundetrainer an der kurzen Leine

Hundeschule JKTF, Thomas Fichte

Wenn Thomas Fichte das wünscht, laufen die Hunde bei dem Training auf dem weitläufigen Areal gehorsam durch Bögen und über Hindernisse.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit 20 Jahren widmet sich Thomas Fichte der Ausbildung von Hunden, seine Kunden sind von seiner Arbeit begeistert. Nun aber könnte ihm aus politischen Gründen die Lizenz entzogen werden

Von Max Nahrhaft, Ebersberg

"Er kann einfach mit Hunden umgehen, das ist total klasse. Für mich ist er fast wie der Hundepapst", sagt Markus Grenzer begeistert. Er sitzt zusammen mit fünf weiteren Hundehaltern an einem Gartentisch in der Hundeschule von Thomas Fichte gleich beim Ebersberger Ortseingang. Dort, inmitten von grünen Wiesen und umgeben von hohen Bäumen, betreibt Fichte seit zehn Jahren die Hundeschule JKTF. Auf dem Gelände tollen die Hunde umher, Fichte gibt Anweisungen, die von den Vierbeinern konsequent befolgt werden.

Doch damit könnte bald Schluss sein. Fichte bangt nämlich schon seit längerem um seine Lizenz als Hundetrainer. Im Jahr 2013 hat die Bundesregierung ein Gesetz erlassen, das es verbietet, ohne Erlaubnis der Veterinärämter Hunde gewerblich auszubilden. Fichte hat zwar keine Erlaubnis, aber lange Erfahrung und Lob von all seinen menschlichen Schülern vorzuweisen. Aber das ist nicht genug: Die Erlaubnis erhält man seitdem nämlich nur, wenn man eine dreiteilige Prüfung absolviert.

Seit 20 Jahren arbeitet Fichte erfolgreich als Hundetrainer - nun wollen die Behörden plötzlich einen Prüfung

Doch der erfahrene Hundetrainer Fichte weigert sich, das mitzumachen: "Damit wurden mir mit einem Schlag alle fachlichen Kompetenzen abgesprochen, die ich mir über Jahrzehnte angeeignet habe", klagt Fichte. Schon vor 20 Jahren hat er begonnen, als Hundetrainer zu arbeiten. Damals ist er zu verschiedenen Schulen in der Region gefahren, um mehr über die Lehrmethoden der jeweiligen Trainer zu erfahren. Später hat er sich sein Wissen dann autodidaktisch über Fachliteratur und unzählige Fortbildungen angeeignet.

Kenntnisse und Erfahrung hat er also genug, wie er findet. Auch die Resonanz seiner Kursteilnehmer ist durchwegs positiv. "Er erzieht nicht nur die Hunde, sondern auch uns Menschen - und dabei hat er eine unendliche Geduld", sagt Gaby Bauer, eine weitere Schülerin Fichtes. Sie ist eine von vielen Teilnehmern, die schon seit Jahren regelmäßig mit dem Hundetrainer trainieren.

Trotz großer Anerkennung bangt Thomas Fichte um seine Existenz - obwohl die Gesetze für ihn sprechen, wie er sagt. Denn eigentlich müsse er die Zulassung auch ohne Fachgespräch - so der offizielle Name der Prüfung - erhalten. Es gibt nämlich eine Regelung zum Bestandsschutz. Danach erhalten besonders erprobte Hundetrainer die Erlaubnis ohne gesonderte Prüfung. Auf Antrag der SPD-Fraktion hat sich der Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz des bayerischen Landtages mit dieser Ausnahmeregelung befasst.

Der zuständige CSU-Abgeordnete Alexander Flierl bestätigte im Zuge dessen nochmals ausdrücklich die rechtliche Lage: In der Regel sei die Erlaubnis zu erteilen, wenn eine langjährige Tätigkeit als Hundelehrer vorliege und keine Beanstandungen gegeben seien. Das war die Faktenlage im Oktober des vergangenen Jahres, und Fichte erfüllte eigentlich alle geforderten Voraussetzungen. Für ihn ist es ein Leichtes, nach 20 Jahren Berufserfahrung eine langjährige und erfolgreiche Praxis nachzuweisen.

Trotzdem hat sich auch Monate nach dem Antrag der SPD nichts an der Situation geändert. Obwohl Beschwerden von Hundetrainern aus ganz Bayern eintrafen, blieb es bei diesen symbolischen Worten der CSU, die nur den Status quo bestätigten. Konkrete Handlungen wurden nicht unternommen.

Der Ebersberger hat mit 170 anderen Trainern eine Petition eingereicht

Fichte hat noch immer keine Lizenz erhalten. "Ich sehe hier nicht die Schuld beim Veterinäramt - das ist bis heute sehr kulant, sondern bei der Landesregierung in München", sagt Fichte. Im März diesen Jahres wurde reichte es ihm und er hat sich entschlossen, gemeinsam mit 170 anderen Hundetrainern eine Petition im bayerischen Landtag gegen die Umsetzung des Gesetzes einzubringen. "Mir geht es dabei nicht um die 400 Euro Seminarkosten, sondern vielmehr um das Prinzip. Ich möchte weiter meiner Leidenschaft nachgehen", so Fichte.

Neben der Untätigkeit der Regierung stört ihn aber vor allem auch die Gestaltung der vorgeschriebenen Prüfung. "Die Inhalte und Umsetzung haben nur die Tierärzte festgelegt, ohne die Hundeverbände zu fragen. Dann entscheidet nämlich ein Veterinärmediziner in der Prüfung, was er für richtig empfindet, obwohl es verschiedenste Methoden der Hundeerziehung gibt", meint Fichte. Die Prüfer seien in seinen Augen oft keine echten Experten im Umgang mit Hunden, sondern in vielen Fällen Tierärzte, die sich in ihrer eigentlichen Arbeit gar nicht mit Hunden befassen.

Er fühle sich behandelt wie ein Anfänger, sagt er. Und das, obwohl seine Praktiken von seinen Kursteilnehmern hoch geschätzt werden. Er mache nämlich mehr, als die Hunde nur zum Gehorsam zu zwingen. "Thomas geht auf jeden Hund einzeln ein und nimmt sich auch wirklich Zeit dafür", erklärt Christiane Rosin am Gartentisch in der Hundeschule.

Im Moment warten Fichte und weitere betroffene Hundetrainer aus dem Landkreis und ganz Bayern auf das Ergebnis der Petition. Doch auch wenn dieses nicht zu seinen Gunsten ausfällt, will Fichte weiterkämpfen: "Wenn es sein muss, ziehe ich vor Gericht. Es kann nicht sein, dass uns wegen solchen politischen Streitigkeiten immer mehr Fesseln angelegt werden."

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