Neues Jahr, neues Glück! Diesen Postkartenspruch scheinen sich wohl viele Menschen zu Herzen zu nehmen, denn je näher das Jahresende rückt, desto voller werden für gewöhnlich die Terminkalender von Astrologen: Was bringt das neue Jahr? Auch die Tage von Monika Geiger sind dann straff getaktet. Seit zwölf Jahren betreibt die 57-Jährige ihre astrologische Beratungspraxis in Parsdorf, parallel dazu bietet sie seit 2013 Sprechstunden als Heilpraktikerin an. Für den Landkreis hält das bevorstehende Jahr definitiv so einiges an Spannung parat: Neben dem politischen Tagesgeschäft, das genügend Diskussionsstoff, Beschlüsse und deren Umsetzungen mit sich bringt, finden im März die Kommunalwahlen statt. Statistisch ermittelte Vorhersagen aus Umfragewerten bei politischen Entscheidungen lagen in der jüngsten Vergangenheit oft weit von den tatsächlichen Ergebnissen entfernt - vielleicht kann da also die Astrologie bessere Prognosen ermitteln? Die SZ Ebersberg hat sich mit Monika Geiger getroffen, um sich 2020 einmal genauer anzusehen.
Zunächst gilt es aber mit einem Irrglauben aufzuräumen, der da lautet: In der Astrologie geht es um den Einfluss, den Planeten auf uns Menschen besitzen. Ganz so stimme das nämlich nicht, sagt Monika Geiger. Ein bisschen sei die Astrologie wie eine Uhr - nur, dass sie keine Zeitquantität misst, sondern Zeitqualität. Also: Während die Armbanduhr misst, dass der Landwirt vier Stunden benötigt, um seine Ernte einzufahren, misst die Astrologie den geeigneten Zeitpunkt, zu dem der Landwirt das tun sollte.
Es geht in der Astrologie nicht darum, sich gemütlich im Stuhl nach hinten zu lehnen, weil die Stellung zwischen Jupiter und Pluto ohnehin nur einen möglichen Ausgang bei der Frage zulässt, ob die Ernte gut wird. Aber: Es gibt Tage, an denen die Konstellation am Himmel bessere oder eben schlechtere Bedingungen bietet.
Welchem Kandidaten sind die Sterne zugetan?
Nun aber zum politischen Jahr 2020: Neun Kommunen im Landkreis werden definitiv einen neuen Rathauschef bekommen - die bisherigen Bürgermeister treten bei der Wahl in knapp drei Monaten nicht mehr an. Und auch, ob der Landrat wie in den vergangenen sechs Jahren Robert Niedergesäß oder anders heißt, wird nach der Wahl feststehen. Neben Niedergesäß für die CSU kandidieren Omid Atai (SPD), Robert Böhnlein (BP), Waltraud Gruber (Grüne) und Vincent Kalnin (Linke). Für wen stehen die Konstellationen am Himmel am geeignetsten?
Um ein persönliches Horoskop, einen sogenannten Seelenplan anzufertigen, benötigt Geiger das Geburtsdatum, am besten mit einer genauen Angabe der Uhrzeit. Letzteres ist bei keinem der Kandidaten bekannt, bei Böhnlein, Kalnin und Gruber ist auch das genaue Geburtsdatum nicht öffentlich einsehbar. Deshalb gibt es nun eine etwas abgespeckte Version: Stehen die Chancen für Niedergesäß oder für Atai besser? Als Geburtsuhrzeit tippt Geiger zwölf Uhr mittags in ihren Laptop - sie könnte das Horoskop auch händisch zeichnen, sagt sie, aber der Computer spukt die Daten innerhalb weniger Sekunden aus; analog würde sie dafür ungefähr 30 Minuten benötigen.
Die 57-Jährige betont, dass die Annahme der Geburtsuhrzeit freilich das Ergebnis etwas verwässert. Aber eine Aussage über die Tendenz des Ausgangs der Landratswahl lässt sich trotzdem treffen. Dazu fertigt sie für jeden der beiden Männer ein Geburtshoroskop an. Wie eine Schablone legt sie diese sogenannte Radix über das Transithoroskop, das die Konstellation der Himmelskörper am Wahltag zeigt.
Geigers Auswertung fällt recht eindeutig aus: Demnach hat Niedergesäß gute Chancen, der Vorreiter zu sein. Dem Sternzeichen nach sind beide Kandidaten Wassermänner. Trotzdem unterscheiden sich ihre Horoskope sehr voneinander - hauptsächlich wegen der unterschiedlichen Geburtsjahre; bei Niedergesäß ist es 1971, bei Atai 1992. Beide Männer haben laut Geiger ein starkes Charisma und tragen alle Anlagen in sich, um Reformen und neue Ideen voranzutreiben. Dabei würde Atai allerdings stärker polarisieren als Niedergesäß, der in seiner Kommunikation eher zurückhaltender agiere. Deshalb, so die Astrologin weiter, sei ein Wahlsieg für Niedergesäß etwas wahrscheinlicher. "Bei allem gehört aber auch das Quäntchen Glück dazu." Freilich könne auch Atai bei der Wahl siegen. Dem Horoskop von Geiger nach besitzt aber Niedergesäß am Wahltag die "bessere Zeitqualität", also mehr Chancen auf dieses Quäntchen Glück.
"Wer weiß, wie er gestrickt ist, wird ein glücklicheres Leben führen"
Und wie sieht es mit anderen Themen aus, die den Landkreis im bevorstehenden Jahr beschäftigen? Da wäre zum Beispiel der Wunsch nach einem Frauenhaus: Alle Fraktionen im Kreisausschuss einigten sich in diesem Jahr drauf, die Pläne dafür voranzutreiben. Im günstigsten Fall heißt das, dass der Landkreis bis März 2022 ein eigenes Frauenhaus hat. Wird das klappen? Geiger sieht sich die Konstellation der Himmelskörper zum Zeitpunkt der Beschlussfassung an - 16. Dezember gegen 19.20 Uhr. Für Themen rund um Kinder sah es da günstig aus, für Öffentlichkeit jedoch eher nicht. "Grundsätzlich würde ich also sagen, dass es zu einer Umsetzung des Frauenhauses kommt", lautet Geigers Urteil. Aber es werde wohl Diskussionen geben, die die Zeitpläne bremsen. Gut möglich, so die Astrologin, dass es mit dem Frauenhaus nicht so schnell klappt, wie es sich offiziell alle Fraktionen wünschen.
Alles ein bisschen vage? Nun ja, wie man's nimmt. Der Kernpunkt bei der Astrologie ist der: Eigentlich braucht es sie nicht. "Jeder könnte seinen Seelenplan theoretisch auch intuitiv erfahren", so Geiger. "Aber wir werden heutzutage alle so auf unsere Ratio getrimmt - wie soll da der Zugang zur Intuition noch funktionieren?" Ein Horoskop könne dabei helfen herauszufinden, was zu einem passt und was nicht, erklärt Geiger. Lebenshilfe nennt die 57-Jährige das. Die meisten Klienten, die eine solche bei Geiger suchen, sind zwischen 30 und 50 Jahre alt, in vielen Fällen Akademiker. "Menschen mit einem höheren Bildungsgrad wollen oft mehr vom Leben: Derjenige, der weiß, wie er gestrickt ist, wird ein glücklicheres Leben führen", so Geigers Erklärung. Ob ein Mensch seine Entscheidungen dann nach seinem Seelenplan ausrichtet, das steht auf einem anderen Blatt.
Neues Jahr, neues Glück - das gilt auch für Monika Geiger. Nach zwölf Jahren in Parsdorf wird die gebürtige Münchnerin mit dem neuen Jahr ihre astrologische Beratungspraxis und ihren Wohnsitz umsiedeln, nach Pöttmes zwischen Augsburg und Ingolstadt.