Ebersberg:Hoffnung auf einen Spender

Ebersberger Kreisklinik ruft zur Typisierungsaktion für einen ihrer jungen Ärzte auf, der an Leukämie erkrankt ist.

Karin Kampwerth

Ebersberg - Martin Mitterer ist sehr gefasst, wenn er über seine Leukämieerkrankung spricht. Vielleicht, weil er nicht nur einen persönlichen Blick auf den Blutkrebs hat, sondern sein Schicksal auch aus der professionellen Perspektive betrachten kann. Mitterer ist selbst Mediziner.

Martin Mitterer

Martin Mitterer ist selbst Mediziner. Nun ist er an Leukämie erkrankt und sucht einen Spender.

(Foto: privat)

Seit einem Jahr arbeitet der 30-Jährige als Assistenzarzt in der Unfallchirurgie an der Ebersberger Kreisklinik. Zwölf Monate, die er vollen Herzens seiner praktischen Ausbildung gewidmet hat. Bis ihn das Schicksal selber zum Patienten machte. Am 10. Januar kam die Diagnose: Leukämie. Furchtbar, aber kein Todesurteil, wie Mitterer weiß. Eine Knochenmarkspende kann ihn retten. Seine Kollegen rufen für Samstag, 19. März, zu einer Typisierungsaktion auf.

Mitterer selbst hat sich an die Stiftung "Aktion Knochenmarkspende Bayern" (AKB) gewandt und um Hilfe gebeten. Die Organisation führt die Typisierungsaktion durch, für die die Kreisklinik ihren Speisesaal zur Verfügung stellt. "Der erste Schritt zur Knochenmarkspende dauert für den Spender nur wenige Minuten", heißt es in einer Erklärung der AKB. 2,5 Milliliter Blut wird den Freiwilligen abgenommen. Anschließend werden die Gewebemerkmale des Spenders anonymisiert an das weltweit vernetzte Stammzellenregister gemeldet.

Die persönlichen Daten blieben geschützt in der Datenbank der Stiftung, versichern die Verantwortlichen. Erst, wenn die Gewebemerkmale übereinstimmen, wird der Spender benachrichtigt. Mit seinem Einverständnis erfolgen weitere Untersuchungen. Passen Spender und Patient dann immer noch zusammen, kann es zu einer Knochenmark- oder Stammzellenspende kommen.

"Viele Menschen verwechseln das mit einer Rückenmarkspende", sagt Mitterer, wieder ganz Arzt. Eine Knochenmarkspende sei weitaus harmloser. Das bestätigt die AKB. "In 80 Prozent der Fälle reicht es, wenn sich der Spender nach Stimulation mit einem Medikament für einige Stunden an ein Gerät anschließen lässt", heißt es in einer Erklärung zur Vorgehensweise. Das Blut werde aus der Armvene entnommen und nach Isolierung der Stammzellen wieder zurückgeführt. Lediglich bei 20 Prozent aller Spenden müsse Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen werden. Das geschehe als Punktion in Vollnarkose. Das Knochenmark des Spenders erneuere sich aber innerhalb von zwei Wochen vollständig.

Der junge Mediziner ist zuversichtlich, dass ihn eine Knochenmarkspende heilen kann. Seine behandelnden Ärzte seien "vorsichtig optimistisch", was die Suche nach einem geeigneten Spender betrifft. "Die Zusammensetzung meines Blutes ist nicht allzu exotisch", sagt der 30-Jährige. Hoffnung schöpft er auch aus der eigenen Vergangenheit. Bereits 2006 ist er an Krebs erkrankt. Seinerzeit wurde ein Lymphom, ein Tumor des Lymphgewebes, erfolgreich behandelt. "Ich habe über ein Jahr lang Chemotherapie bekommen und wurde am Kopf bestrahlt", erinnert sich Mitterer. Die Leukämie nun sei eine Spätfolge dieser Behandlung. "Die Chemotherapie hat das Lymphom besiegt, aber auch mein Knochenmark geschädigt", sagt Mitterer.

Dennoch verzweifelt der junge Mann auch dieses Mal nicht. Für alles, was noch auf ihn zukommen könnte, hält er sich körperlich fit. "Gestern noch war ich mit dem Fahrrad auf dem Olympiaberg", erzählt er. Dennoch - manchmal frage er sich schon: "Warum gerade ich?". Er sei immer sportlich gewesen, habe nie geraucht oder übermäßig getrunken. Dass er seine Krankheit trotzdem annehmen kann, hat er seinen Freunden, seiner Familie und seiner Freundin Julia zu verdanken, mit der er seit acht Jahren zusammen ist. Sie habe 2006 sogar ihr Studium aufgegeben, um ganz an seiner Seite zu sein. Dieser Rückhalt hilft Mitterer auch jetzt, stark zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass bei der Typisierungsaktion ein Spender gefunden wird.

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